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logo 49 | das Camlog Partnermagazin 26 | Praxisfall Die Sofortversorgung mit Guided Surgery und der Socket-Shield-Technik PRAXISFALL Vor annähernd zwölf Jahren berichteten Hürzeler et al. [1] über einen neuartigen Ansatz zur Erhaltung des Hart- und Weichgewebes nach einer Zahnextraktion. Der Schlüsselfaktor ist der Erhalt des Bündelknochens, in den die Parodontalfasern inserieren. Die Zerstörung des Faserapparats induziert die Resorption des Bündelknochens und führt folglich zur Ausdünnung der bukkalen Knochenlamelle. Die Autoren schlugen vor, bei der Sofortimplantation einen Teil der bukkalen Wurzel im krestalen Bereich der Alveole zu erhalten. Die Proof-of-Concept-Studie an BeagleHunden zeigte, dass die Beibehaltung des bukkalen Aspekts der Wurzel zum Zeitpunkt der Implantation die Osseointegration nicht zu beeinträchtigen scheint und für den Erhalt des bukkalen Knochens von Vorteil sein kann. Seitdem wurde die Socket-Shield-Technik in ihrer Anwendung, wie sie ursprünglich von Hürzeler et al. beschrieben wurde [2,3], oder in komplexen Situationen, wie z. B. bei mehreren benachbarten Implantaten [4], mit erfreulich ästhetischen Ergebnissen weiter klinisch evaluiert. Die jüngste kritische Literaturübersicht von Blaschke et al. [5] zur klinischen Datenlage der SocketShield-Technik fasste vielversprechende Ergebnisse und ihr hohes Potenzial zur Reduzierung invasiver Knochentransplantate um Implantate in der ästhetischen Zone zusammen. Sie kamen aber auch zu dem Schluss, dass die klinischen Daten zur Untermauerung sehr begrenzt sind. Die Socket-Shield-Technik sollte von erfahrenen Chirurgen angewendet werden, da sie sehr techniksensibel ist. Der folgende Fallbericht beschreibt eine vollständig geführte Sofortimplantation und Sofortversorgung unter Anwendung der Socket-ShieldTechnik als effizientes Behandlungskonzept mit hochästhetischem Ergebnis. Der Patientenfall Ein 69-jähriger Mann stellte sich mit gutem Gesundheitszustand (ASA I) in der Praxis mit einer Fraktur eines zentralen Schneidezahns vor. Der allgemeine Gesundheitszustand war gut. Alle Zähne waren alio loco mit Lithiumdisilikatkronen versorgt worden, weil, wie der Patient berichtete, die Zähne infolge des intensiven Bruxismus und Zähneknirschens stark abgenutzt waren. Doch obwohl die Frontzahnkronen geschient waren, brach der überkronte Frontzahn 21 horizontal auf Gingivaniveau. Der thermische Sensibilitätstest mit CO2-Schnee zeigte keinerlei Reaktion auf den Stimulus. Das peri-koronale Gewebe war gereizt, jedoch ohne aktive purulente Infektion. Hart- und Weichgewebe wiesen keine Anzeichen von Knochenverlust oder Rezession auf und im Vergleich der beiden Quadranten des Oberkiefers waren keine strukturellen Unterschiede erkennbar. Radiologisch waren am Wurzelrest keine Veränderungen oder Anzeichen von Frakturen erkennbar. Die Mundhygiene war gut. Die Zahnerhaltung wurde als machbar eingestuft, schien aber wegen des fehlenden Ferrule-Effekts keine langfristige Prognose zu haben. Alternativ zur Implantatversorgung wurde eine konventionelle Brückenversorgung mit dem Patienten besprochen. Der Patient entschied sich für die Rekonstruktion mithilfe eines Implantats. » In Verbindung mit einer Sofortimplantation in der ästhetischen Zone und der sofortigen Eingliederung einer temporären Versorgung erweist sich die Erhaltung eines bukkalen Wurzelsegments zur Stabilisierung der bukkalen Lamelle als erfolgsversprechende Behandlungsoption. Die sogenannte Socket-Shield-Technik ist eine seit 2010 angewandte Technik zur Primärprävention von sowohl hart- als auch weichgeweblicher Konturveränderungen nach der Zahnextraktion im bukkalen Bereich. Die prächirurgische digitale Planung ermöglicht eine optimale, minimalinvasive Implantatpositionierung mithilfe der Guided Surgery. Kommt ein Implantat zur Anwendung, das eine vorhersagbare Primärstabilität erreicht, ist eine temporäre Sofortversorgung für den Erhalt der periimplantären Mukosa vorteilhaft. Dr. Ramón Gómez Meda Oralchirurg

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