Partnermagazin logo 48

logo 48 | das Camlog Partnermagazin 28 | Praxisfall Augmentation und Implantation im zahnlosen, parodontal defizitären Kiefer PRAXISFALL Die 59-jährige Patientin, Nichtraucherin mit generalisierter Parodontitis im Parodontitis-Stadium III4 war von ihrer behandelnden Parodontologin, einer Praxiskollegin, zur Extraktion nicht erhaltungswürdiger Zähne und Einschätzung der Erfolgsaussichten einer Implantattherapie nach entsprechender Parodontalbehandlung an den verbliebenen Zähnen überwiesen worden. Auf ausdrücklichen Wunsch der Patientin sollten die restlichen Zähne trotz fraglicher Prognose – fortgeschrittener Attachmentverlust mit Lockerungsgrad von bis zu 3 – parodontologisch therapiert und so weit möglich erhalten werden. Während dieser parodontologischen Behandlungsphase trug die Patientin im Ober- und Unterkiefer klammergestützte Interimsprothesen. Nachdem die verbliebenen Zähne jedoch trotz einer sechsmonatigen Parodontaltherapie nicht wie gewünscht ausreichend stabilisiert werden konnten, sondern es vielmehr zu putridem Exsudat kam, stimmte die Patientin der Extraktion ihrer noch verbliebenen Zähne im Ober- und im Unterkiefer zu. Herausnehmbare Vollprothesen lehnte die Patientin aufgrund ihrer Erfahrung mit den Interimsprothesen grundsätzlich ab. Vielmehr wünschte sie eine implantatbasierte festsitzende Versorgung. In einem ausführlichen Gespräch wurden der Patientin die Versorgungsoptionen unter Hinweis auf den jeweiligen Therapieverlauf, die langfristige Prognose und die voraussichtlichen Kosten ausführlich dargelegt. Besprochen wurden eine teleskopierende sowie eine verschraubte Versorgung für den Ober- und Unterkiefer auf vier oder sechs Implantaten. Eine DVT-Aufnahme zeigte hinreichend Hartgewebesubstanz in Unter- und Oberkiefer mit einer Knochenstärke D2 bis D3. So konnten der Patientin eine Knochenneubildung mit entsprechendem Knochenersatzmaterial als erfolgversprechend prognostiziert und ihr umfangreichere augmentative Maßnahmen mit Entnahme von autologem Knochenmaterial erspart werden. Nach eingehender Beratung, insbesondere auch über die Anzahl der Implantate, künftiger Hygienemaßnahmen und regelmäßiger Recalltermine sowie nicht zuletzt mit einem Blick auf die Kosten wünschte sich die Patientin eine festsitzende, bedingt herausnehmbare Restauration auf je vier Implantaten in Ober- und Unterkiefer, zumal für eine solche Versorgung mittlerweile hinreichende Evidenz vorliegt [6,7]. Die finale Entscheidung – teleskopierend oder festsitzend sowie vier oder sechs Implantate – sollte im Einvernehmen mit der Patientin jedoch erst während der Implantation beziehungsweise nach einem Probelauf mit Langzeitprovisorien fallen, abhängig vom Heilungsverlauf und der Mundhygiene der Patientin. Die Behandlung wurde in vier Schritten über einen etwa achtmonatigen Zeitraum geplant: 1. Schritt Unter Intubationsnarkose (ITN) in einer Sitzung: Freilegung des OP-Situs in Ober- und Unterkiefer, Extraktion der Restbezahnung, schablonengeführte Implantation mit simultanem Hart- und Weichgewebeaufbau, geschlossene Einheilung angesichts der multiplen operativen Eingriffe sowie eine präfabrizierte Vollprothese als Interimsversorgung. 2. Schritt Vier Monate später Freilegung der Implantate in örtlicher Betäubung, Abformung für ein Langzeitprovisorium, Einsetzen der Gingivaformer und Ausschleifen der Vollprothese als Interimsversorgung. 3. Schritt Einen weiteren Monat später Eingliederung der verschraubten Provisorien für einen zweimonatigen „Probelauf“. 4. Schritt Eingliederung der finalen, metallarmierten Restaurationen nach finalem Check. » Bei einer implantatprothetischen Komplettrestauration im zahnlosen, parodontal vorgeschädigten Kiefer sieht sich ein Behandler zumeist mit horizontalen und vertikalen Knochenresorptionen, Rezessionen des Weichgewebes und entsprechenden ästhetischen Defiziten konfrontiert. Von der Gewebedefektanatomie hängt ab, ob der notwendige Aufbau des defizitären Hart- und Weichgewebes simultan mit der Implantation erfolgen kann. Eine wichtige Aufgabe kommt hierbei den verwendeten Augmentations- und Membranmaterialien zu. Ihre Spezifikationen können die angestrebten, langfristig stabilen Hart- und Weichgewebeverhältnisse erheblich fördern. Dr. Sangeeta Pai Oralchirurgin

RkJQdWJsaXNoZXIy MTE0MzMw