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logo 46 | das Camlog Partnermagazin 16 | Praxisfall Sofortversorgung eines nicht erhaltungswürdigen Frontzahns bei tiefem Biss und starker Abrasion PRAXISFALL Die Entscheidung, ob und zu welchem Zeitpunkt eine Sofortimplantation erfolgen kann oder doch eher die zweizeitige Vorgehensweise beziehungsweise gedeckte Einheilung gewählt werden muss, erfor - dert ebenso viel klinische Erfahrung wie biologisches Wissen. Zunächst wird nach strenger Indikations - stellung abgewogen, ob ein Zahn entfernt oder dem Erhalt der Vorzug gegeben werden muss [3,4] . Ein beherdeter Zahn kann sowohl den Kieferknochen schädigen als auch massive Weichgewebsdefekte initiieren, die dann aufwändig rekonstruiert werden müssen. Erst wenn ein Zahn atraumatisch entfernt und das Alveolenfach sorgfältig kürettiert ist, fällt der Entscheid zu einer Sofortimplantation. Für eine sofortige therapeutische Versorgung ist dann das Erreichen der erforderlichen Primärstabiliät des Im - plantats die Grundvoraussetzung [5] . Da die Kriterien für die Sofortimplantation mit Sofortversorgung, trotz radiologischer Diagnostik, erst intraoperativ evaluiert werden können, ist es unabdingbar den Patienten präoperativ über alle eventuellen Behandlungsszenarien detailliert aufzuklären [6] . Der Patientenfall Im März 2019 wurde ein 39-jähriger Patient von sei - ner Hauszahnärztin wegen einer Fistel an Zahn 21 und Druckschmerz in der Region mit dem Auftrag einer erneuten Wurzelspitzenamputation (WSA) in unsere kieferchirurgische Praxis überwiesen. Nach einem Trauma in der Kindheit war der Zahn alio loco wurzelbehandelt und auch schon reseziert worden. Der allgemeinmedizinische Befund wies keine Be - sonderheiten auf. Nach eingehender zahnmedizi - nischer Diagnostik war die Prognose zur Erhaltung der Zahn- und Mundgesundheit durch eine erneute WSA ungünstig. Der Patient hatte sich im Gespräch ausdrücklich gegen die Präparation der gesunden Nachbarzähne entschieden, wodurch eine konven - tionelle Brückenversorgung nicht in Betracht kam. Er wünschte auch keine herausnehmbare Interimsver - sorgung. So wurde mit der Hauszahnärztin und dem Patienten die Extraktion des Zahnes mit der Option einer Sofortimplantation und Sofortversorgung be - sprochen. Diese Therapiemöglichkeit wurde ihm in Aussicht gestellt, sofern keine akute Entzündung vorliegt und die temporäre Versorgung trotz tiefem Biss und starken Abrasionen aus der funktionellen Belastung genommen werden kann. Heute stehen eigens für die Anforderungen der Sofortversorgungs - konzepte entwickelte Implantatdesigns zur Verfü - gung. Ein tief in den Knochen eingreifendes Gewinde sowie ein apikal konischer Implantatkörper erhöhen bei exakter Positionierung – zum Teil in die palatinale Alveolenwand – vorhersagbar eine primärstabile Ver - ankerung des Implantats im Kieferknochen. Zur Aus - bildung einer funktionellen Weichgewebsmanschette eignet sich ein Abutmentkonzept mit Platform-Swit - ching. In Kombination mit einer stabilen rotationssi - cheren Innenkonfiguration werden Mikrobewegun - gen minimiert und somit der Bakterieneintritt an der Implantat-Abutment-Schnittstelle reduziert. Durch den Rücksprung wird dem Weichgewebe, im besten Fall auch dem Knochen, Raum zur Anlagerung ge - geben. Die gesunde und stabile Gingivamanschette unterstützt den natürlichen Übergang der Roten- in die Weiße-Ästhetik-Zone. » Behandlungskonzepte wie die Sofortimplantation mit Sofortversorgung erhöhen die Patientenzufriedenheit [1] und nehmen einen zunehmend höheren Stellenwert im Praxiskonzept ein. Patienten bevorzugen die kürzere Behandlungsdauer sowie die reduzierte Anzahl an Sitzungen. Neben den geringeren Behandlungskosten sind weitere Argumente die schnellere prothetische Versorgung, der langfristige Hart- und Weichgewebeerhalt sowie ein vorhersagbares, besseres ästhetisches Ergebnis [2] . Im folgenden Beitrag wird die Sofortversorgung eines nichterhaltungsfähigen Frontzahns im Oberkiefer als probates, wissenschaftlich fundiertes und patientenorientiertes Konzept vorgestellt. Dirk Hoffmann Zahntechniker Dr. Martin Brückner Oralchirurg

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