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logo 42 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2018 logo 42 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2018 18 19 Dr. Karina Lohr, Karlsruhe RESTAURATION EINES ZAHNLOSEN OBERKIEFERS KOMBINIERTES VERFAHREN MIT FACIALEM SINUSLIFT Abb. 1: Die Ausgangssituation. Abb. 3: Röntgen-Orthopantomogramm (OPT) vor Knochenaufbau im Oberkiefer: geringe Knochenhöhe im Seitenzahngebiet mit tiefen Recessus alveolares. Der zahnlose Kiefer stellt die häu gste Indikation zur Anwendung augmentativer Verfahren dar und kommt in 36 Prozent aller Behandlungsfälle vor. Hierbei dominiert der Oberkiefer mit 75 Prozent aller Fälle. Viele Patienten mit geringer Restbezahnung oder unbezahntem Kiefer wünschen sich eine festsitzende Versorgung. Für eine langzeitstabile implantatgetragene Rekonstruktion sind dafür oft aufwändige chirurgische Maßnahmen zur Schaffung eines adäquaten Implantatlagers notwendig. Im Folgenden wird die Therapie eines Oberkiefers nach progressiver Parodontalerkrankung mit autologer Knochenblockaugmentation beschrieben [1]. Knochendefekte im Ober- und Unterkiefer durch Traumata oder ausgeprägte Kieferatrophien nach Zahnverlusten können die betroffenen Patienten funktionell und ästhetisch erheblich beeinträchtigen. Dies kann bis hin zur Stigmatisierung oder sozialen Isolation führen. Die Defektausmaße haben Ein uss auf die chirurgischen und prothetischen Versorgungsmöglichkeiten. Sowohl in der Zahnmedizin als auch auf dem Gebiet der rekonstruktiven Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie muss neben der anatomischen Rekonstruktion der Hart- und Weichgewebe eine adäquate funktionelle Rehabilitation erfolgen. Neben der Fähigkeit zu sprechen und zu essen wird das Lebensgefühl und die soziale Akzeptanz von der Mimik und der Ästhetik bestimmt. Der vorliegende Fall einer 61-jährigen Patientin zeigt bereits nach Extraktion der Restzähne, die bedingt durch die progressive Parodontalerkrankung entfernt werden mussten, den deutlichen Verlust der vestibulären Knochenwand, die im Rahmen der Abheilung weiter atrophierte (Abb. 1 und 2). Der kombinierte Knochenaufbau Nach Abheilung imponiert röntgenologisch und klinisch die typische zentripetale Atrophie des OK mit ausgedehnten Recessus alveolares beidseitig, schmalem Alveolarkamm frontolateral und der Ab achung nach distal (siehe Abb. 3 und 4). Um ein ausreichend stabiles Implantatlager zu erhalten, ist eine Knochenaugmentation unabdingbar. Dafür stehen heute unterschiedliche Knochen- oder Knochenersatzmaterialien zur Verfügung. Diese können als Blocks, Schalen, Zylinder, Granulat, Chips oder Späne interoperativ gewonnen oder industriell geliefert werden. In unserer Praxis wird der Aufbau mit autologem Knochen bevorzugt. Nach einem Kieferkammschnitt und der Bildung eines Mucoperiostlappens wurde die frontolaterale Region mit autologen Transplantaten horizontal aufgebaut. Diese Transplantate haben den Vorteil, dass teilweise vitale Zellen in der Spongiosa überleben [2], um die Knochenneubildung zu unterstützen. Das einzige osteogene Transplantatmaterial gilt nach wie vor als Goldstandard in der zahnärztlichen Chirurgie. Aus der Retromolarregion wurden zwei Knochenblöcke gewonnen (Abb. 5), die möglichst exakt an die Situation angepasst wurden. Da die Revaskularisierung im spongiösen Knochen schneller als im kompakten erfolgt [3;4] und die Blutgefäße und Mesenchymalzellen ausschließlich vom Lagergewebe (70%) und vom Periost (30%) einsprossen, sollte das Transplantat dicht au iegen [5]. Die Transplantate wurden mit je einer Osteosyntheseschrauben xiert (Abb. 6). Im distalen Oberkiefer kam es bedingt durch den Zahnverlust unterhalb der Kieferhöhle PRAXISFALL Abb. 2: Operations-Situs nach Extraktion aller Restzähne im Oberkiefer zeigt die fehlende vestibuläre Knochenwand frontolateral in regio 14-24. und dem Anschluss an das pneumatische System der Nase zur Ausdehnung des Recessus alveolaris und der Ausdünnung des Alveolarfortsatzes. Zur Erzielung eines adäquaten Implantatlagers erfolgte beidseits simultan ein lateraler Sinuslift in Fenster- und Sandwichtechnik (Abb. 7 und 8) zur vertikalen Augmentation [6;7]. Mit einem Mikrobohrer wurde im Bereich der Kieferhöhle ein Fenster im dünnen Knochen erzeugt. Das faziale Fenster verblieb auf der Membran und wurde nach dem Lösen der Schneider´schen Membran von der Knochengrundlage vorsichtig eingeklappt und nach kranial verlagert. So entstand ein freier Raum, der anschließend mit einem geeigneten Augmentat (Cerasorb® Fa Curasan) gefüllt wurde. Das Fenster wurde mit einem Mukoperiostlappen abgedeckt. Die postoperativen Röntgenbilder zeigen die suf ziente Augmentation des gesamten OK in allen Ebenen (Abb. 9) vor geplanter Insertion von sechs CAMLOG® Implantaten in der regio 16/14/12/22/24/26 für eine teleskopgestützte prothetische Versorgung. Die Implantation Die horizontale und transversale Röntgendarstellung im DVT vor der Implantation zeigte ein gutes Knochenangebot in den geplanten Implantatregionen. Der beidseitige Sinuslift bot genügend Knochenhöhe für Implantatlängen über 14 mm zum Erzielen eines günstigen ImplantatKronenverhältnisses (Abb. 10 und 11). Die frontolaterale Augmentation durch die retromolaren Knochenspäne garantierte eine regelrechte sagittale Pfeilerposition im kritischen Frontsegment (Abb. 12), wie Abb. 4: Klinischer Ausgangsstatus vor Augmentation mit deutlicher zentripetaler Atrophie des Oberkiefers. Abb. 5: AutoIologer Knochenspan gewonnen aus dem Retromolar-Dreieck. Abb. 6: Mit Minischrauben xierte Knochentransplantate im Oberkiefer anterior regio 13-23. Abb. 7: Simultaner lateraler Sinuslift rechts nach Einklappen des fazialen Knochenfensters. Abb. 10: Digitales Volumentomogramm (DVT) zur Messaufnahme vor Implantation: horizontale Schichtung, sichtbare Osteosyntheseschrauben und Knochentransplantate. Abb. 9: Röntgenkontrolle durch Orthopantomogramm (OPT) nach Knochentransplantation: sichtbare Minischrauben im Oberkiefer anterior, augmentierte Recessus alveolares. Abb. 8: Simultaner lateraler Sinuslift links nach Einklappen des fazialen Knochenfensters. Abb. 11: Digitales Volumentomogramm (DVT) zur Messaufnahme vor Implantation: vertikale Schichtung, deutlich sichtbarer Sinuslift. PRAXISFALL Abb. 12: Digitales Volumentomogramm (DVT) zur Messaufnahme vor Implantation: Seitenansicht rechts, sichtbare Osteosyntheseschraube.

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