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42 | Veranstaltungen logo 51 | das Camlog Partnermagazin Vorbauen beim periimplantären Weichgewebe Der wichtigste Risikofaktor für Weichgewebsdefizite ist nicht eine dünne Knochenlamelle zum Implantationszeitpunkt, sondern mit gut 14-fach höherer Misserfolgswahrscheinlichkeit eine bukkale Implantatposition [10]. Dagegen schützt eine mindestens zwei Millimeter breite keratinisierte Mukosa vor Rezessionen [11]. Fehlt befestigtes Weichgewebe, eignet sich laut Prof. Dr. Katja Nelson (Universität Freiburg) nur ein autogenes freies Gingivatransplantat. Eine präventive oder sekundäre Gewebsverdickung gelingt dagegen laut Nelson sehr gut mit einer speicheldicht vernähten azellulären dermalen Matrix (Novomatrix®), die als Ersatz für ein autologes Bindegewebs-Transplantat eingebracht werden kann. Das Fixieren der Matrix erfolgt subperiostal nach Präparation eines Spaltlappens oder submukosal. Grundsätzlich kann im Rahmen der Augmentation, der Implantation oder der Freilegung augmentiert werden. Professor Nelson verwies in Rom darauf, dass die am besten geeigneten Therapiemethoden aufgrund der Datenlage nur schwer beurteilbar sind. Diese wurde vor Kurzem in einer Konsensus-Konferenz zusammengefasst und attestiert Bindegewebs-Ersatzmaterialien bei gegebener Indikation eine ähnlich gute Eignung wie autogenen Transplantaten [12]. In Bezug auf Ästhetik zeigten xenogene Materialien aus Patientensicht sogar bessere Ergebnisse als autogene [13]. Bindegewebs-Transplantate – gewusst wie Die insgesamt positive Einschätzung von Ersatzmaterialien teilt Prof. Dr. Hom-Lay Wang (Universität Michigan, USA), der ein detailliertes EntscheidungsSchema für Zähne und Implantate vorstellte. Nach einer Studie seiner Arbeitsgruppe (Tavelli et al.) bleiben mit Bindegewebstransplantaten augmentierte periimplantäre Weichgewebe über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren stabil. Nicht augmentierte Bereiche zeigen dagegen eine Rezession von zirka einem Millimeter. Autogene Bindegewebs-Transplantate bleiben nach einer Literaturauswertung von Dr. Sven-Marcus Beschnidt (Baden-Baden) für Rezessionsdeckungen bei Zähnen und Implantaten der Goldstandard [14]. Sie sollten aus dem Bereich der Lamina propria und mit ausreichendem Abstand zu Blutgefäßen gewonnen werden. Der Entnahme-Situs lässt sich für optimale Heilergebnisse mit einer azellulären Matrix abdecken. Wachstumsfaktoren und PRF Neue Perspektiven für die GBR und die Therapie periimplantärer Weichgewebsdefizite bieten unterschiedliche Kollagenmembranen und azelluläre dermale Matrizes, die mit rekombinanten Knochenwachstumsfaktoren (rBMP-2) dotiert sind [15]. Nach Einschätzung von Prof. Dr. Anton Sculean (Universität Bern, Schweiz) könnten diese autogene Bindegewebstransplantate in Zukunft ersetzen. Den Entwicklungsweg zur modernen L-PRF-Technik fasste Prof. Dr. Mia L. Geisinger (Universität Alabama, USA) zusammen. Neben vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zeichnet sich die Methode durch geringe Kosten und einfache Chair-side-Anwendung aus. Beeindruckende Heilungsergebnisse diabetesbedingter offener Wunden unter Verwendung von L-PRF zeigte der emeritierte Professor Dr. Marc Quirynen (Leuven, Belgien). Seine parodontologische Abteilung erhielt die Erlaubnis, eine chronische Fußwunde mit Präparaten aus dem Eigenblut des Patienten zu behandeln. Die Wunde heilte innerhalb von sechs Wochen, eine zuvor geplante weitere Amputation konnte vermieden werden. Dr. Quirynen empfiehlt, möglichst viele L-PRF-Membranen in den Defekt einzubringen. Er zeigte detaillierte klinische Protokolle für die Indikationen Ridge Preservation und Sinuslift. Rolle des Timing Zwischen Erhaltung (Ridge Preservation) und Augmentation des Kieferkamms nach Extraktionen unterscheidet Prof. Dr. Maurício Araújo (Rio de Janeiro, Brasilien) auf Basis der biologischen Vorgänge. Erhaltung kann bei sofortiger oder später Implantation sinnvoll sein, im Falle von Sofortimplantation durch Überbrücken des bukkalen Spalts zwischen Implantat und bukkaler Knochenlamelle. Dieser sollte mindestens zwei Millimeter messen, da sonst nach einer DVT-basierten Studie ein signifikant größerer Knochenverlust zu erwarten ist (42,7 versus 8,8 Prozent) [16]. Bei größerem knöchernem Defizit sollte laut Dr. Araujo eine Augmentation in Verbindung mit verzögerter oder später Implantation erfolgen. Wie sich der Implantationszeitpunkt auf die umgebenden Gewebe auswirkt, fasste Prof. Dr. Ronald Jung (Universität Zürich, Schweiz) zusammen. Bei defizitärer bukkaler Knochenlamelle und kritischen Weichgewebsverhältnissen ist demnach eine verzögerte Implantation einer sofortigen vorzuziehen. Die sehr hohe Primärstabilität moderner Implantate erlaube heute auch im posterioren Bereich häufig Sofortimplantationen. „Versuchen Sie nie, eine höhere Primärstabilität auf Kosten der korrekten Implantatposition zu

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