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logo 49 | das Camlog Partnermagazin 14 | Praxisfall Digitale Zahnmedizin sinnvoll verknüpft mit analogem Handwerk PRAXISFALL Die Entscheidung über Art und Umfang der Versorgung ist auch im digitalen Zeitalter eine sehr persönliche und wird vom Patienten getroffen. Unsere Aufgabe ist es, ihm alle Informationen an die Hand zu geben und das Wissen zu vermitteln, eben diese Entscheidung selbst reflektiert treffen zu können. Jeder Patient ist einzigartig und jede Planung muss in ihrer Art individuell auf die Wünsche, aber auch auf die anatomischen Gegebenheiten und die Compliance des Patienten abgestimmt werden. Wenn man nur einen Hammer zur Hand hat, sieht jedes Problem aus wie ein Nagel, jedoch sollte man den Patienten mit einem gut gefüllten Werkzeugkoffer entgegentreten. Es ist falsch zu behaupten, dass jedes parodontal vorgeschädigte Gebiss einer Sofortversorgung auf 6 Implantaten im Wege steht. Schließlich ist es unser Ziel, Zähne zu erhalten und zusammen mit dem Patienten alle konservierenden Möglichkeiten auszuschöpfen. Der Patient im nachfolgenden Fall war zum Zeitpunkt der Erstvorstellung 82 Jahre alt und geistig sowie körperlich sehr aktiv. Er geht mehrmals im Jahr Skifahren, ist begeisterter Wanderer und auch jedes Jahr bei der Weinlese aktiv. Er beklagte die stark mobilen Zähne im Oberkiefer mit denen das schmerzfreie Kauen zunehmend schwerfallen würde. Ein herausnehmbarer Zahnersatz war für ihn nicht vorstellbar, auch wollte er auf jeden Fall eine Gaumenbedeckung vermeiden. Das Konzept der prothetischen Sofortversorgung von Implantaten ist im Grunde nichts Neues. Doch es wurde in den letzten Jahren durch digitale Planungs- und Produktionsmöglichkeiten in vielen Arbeitsschritten stark erleichtert. Dadurch können auch größere Arbeiten präzise geplant, nicht zuletzt kostengünstig hergestellt und einer breiteren Patientenklientel zugänglich gemacht werden. Die Versorgungsmöglichkeiten bei bestehender oder drohender Zahn- losigkeit müssen eingehend erörtert werden. Diese erstrecken sich vom herausnehmbaren Zahnersatz, sowohl auf Locator Abutments als auch auf Galvano Teleskopen, bis zur verschraubten festsitzenden Implantatversorgung. Sie hängen sehr stark von der Patientencompliance, den motorischen Fähigkeiten sowie Wünschen ab. Vor dem Hintergrund, dass komplexe Kieferkammrekonstruktionen im hohen Alter mitunter schwierig zu gestalten sind, da sie nicht selten zu postoperativen Beschwerden und langen Behandlungszeiten führen, wird älteren zahnlosen Patienten im Praxiskonzept des Autors die verschraubte Lösung mit dem COMFOUR Abutmentsystem empfohlen. Die Umsetzung entspricht den Wünschen vieler Patienten: meist nur ein operativer Eingriff, kurze Behandlungszeit, keine aufwendigen augmentativen Maßnahmen und überschaubarer finanzieller Aufwand. Mit festsitzenden okklusal verschraubten Brücken auf vier oder mehr Implantaten lässt sich aufgrund der Möglichkeit, Implantate anguliert zu inserieren, weitestgehend auf augmentative Maßnahmen verzichten. Die bildgebenden digitalen Verfahren [1] sind Voraussetzung für die Umsetzung des Konzepts. Sie erleichtern nicht nur die Planung, sondern auch die Patientenaufklärung. Schon bevor ein Zahn extrahiert wird, kann der Patient anhand der digitalen Darstellungsmöglichkeiten seinen zukünftigen Zahnersatz sehen. Die temporäre Versorgung wird auf Basis der 3D-Planung prächirurgisch, entweder im Labor oder durch einen Fertigungsdienstleister, hergestellt, so dass der Patient nach dem Eingriff die Praxis mit einem festverschraubten jedoch temporären Zahnersatz verlässt. Bei vorausschauender Planung und exakter Umsetzung sind derartige Sofortbelastungskonzepte, die das vorhandene Knochenvolumen optimal nutzen, komfortable, wirtschaftliche und risikoarme Versorgungmöglichkeiten. » Die Zahnmedizin ist und bleibt ein greifbares und handwerkliches Fach, welches sich zu jederzeit modernsten Produktionstechniken, Prozessen und hochwertigen Materialien bediente. Viele Jahrzehnte war vor allem der zahntechnische Arbeitsablauf von Materialien wie Wachs, Gips und gegossenem Metall geprägt. Reizt man die Möglichkeiten heutiger Zahnmedizin aus, können sehr präzise Planungen am digitalen Modell entstehen, welche alle Behandlungsphasen von der Chirurgie bis hin zur prothetischen Versorgung visualisieren. Auch die Umsetzung kann durch moderne CAD/CAM-Verfahren zusammen mit dem zahntechnischen Labor und der Industrie präzise und zielgerichtet erfolgen. Dr. Maximilian Blume Oralchirurg

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