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logo 48 | das Camlog Partnermagazin 14 | Praxisfall Technik zur Rekonstruktion des Kieferkamms bei kombinierten Knochendefekten PRAXISFALL Beim Aufbau horizontaler, vertikaler oder kombinierter Alveolarknochendefekten wird eine ausreichende Knochenbreite und -höhe angestrebt, um ein Implantat langfristig stabil zu inserieren und funktionell und ästhetisch zu versorgen. Obwohl zunächst die Hartgeweberekonstruktion im Fokus des Behandlers steht, wird schnell klar, dass das Weichgewebemanagement die größere Herausforderung darstellt. Zunächst muss das Augmentat lagestabil gegen mechanische Einflüsse geschützt und gegen einsprossendes Weichgewebe abgeschirmt werden. Anschließend muss der Wundlappen zum spannungsfreien plastischen Verschluss ausreichend mobilisiert werden. Wunddehiszensen sind durch die Weichgewebemobilisierung sowie spezielle Schnitt- und Nahttechniken vermeidbar. Auch das Erzielen eines entsprechend dicken und befestigten Weichgewebes ist für die Gesunderhaltung des Alveolarknochens sowie der periimplantären Gewebestrukturen unabdingbar. Das chirurgische Konzept des Autors sieht vor, die Entnahmemorbidität bei Patienten maximal zu reduzieren. Aus diesem Grund verwendet er überwiegend xenogene und synthetische Ersatzmaterialien. Ein zusätzlicher chirurgischer Eingriff zur Gewinnung von autologem Transplantatmaterial entfällt. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Produkte in unbegrenzten Mengen zur Verfügung stehen. Durch Einbringen von partikulärem Knochenersatzmaterial in Verbindung mit resorbierbaren Membranen beträgt der horizontale und vertikale Knochenzugewinn zirka 3,7 mm [3]. Die Regeneration komplexerer Defekte, die einen höheren Knochengewinn erforderlich machen, sind mit autologen Knochenblöcken vorwiegend aus der Retromolarenregion, oder aus dem extraoralen Spendebereich der Beckenkammregion zu erreichen. Beide Verfahren können zusätzliche Schmerzen verursachen und zu postoperativen Komplikationen führen. Eine weitere Option ist der Einsatz allogener oder xenogener Knochenblöcke, eventuell individuell im CAD/ CAM-Verfahren erstellt. Aufgrund einer erhöhten Komplikations- und Resorptionsrate der allogenen Knochenblöcke sowie einer Kosten-Nutzenanalyse, kommt diese Therapieoption im Praxiskonzept nicht zum Einstatz. Die Stabilisierung des partikulären Knochenersatzmaterials zur Rekonstruktion umfassender dreidimensionaler Kieferkammdefekte kann mithilfe einer speziellen Schalentechnik erfolgen. Im nachfolgenden Patientenfall wird der Knochenaufbau in Anlehnung an die Khoury-Technik mit dem Sonic-Weld Rx® System [4] und MinerOss® XP vorgestellt. Die Schalen aus formbarem biodegradierbarem Polymer PDLLA können dem anatomischen Situs angepasst und mithilfe von Pins und Ultraschallenergie fixiert werden. Die Schalen übernehmen eine kontainerähnliche Funktion und halten das partikuläre Material lagestabil. Um Wunddehiszenzen zu vermeiden, wird der OP-Bereich mit langsam resorbierbaren Kollagenmembranen abgedeckt. Der Patientenfall Nachdem eine 44-jährige Patientin ihren Lebensmittelpunkt von Asien nach Deutschland verlegt hatte, stellte sie sich im Juli 2019 in der Praxis vor. Sie war zuvor viele Jahre in zahnärztlicher Behandlung und suchte nun auf Empfehlung unsere Praxis zur Weiterbehandlung auf. Massive Fehlstellungen der Frontzähne und ein deformierter Oberkiefer- Alveolarknochen, sowie, dass sie als attraktive junge Frau trotz aller Bemühungen nie Zähne zeigte, waren vor einigen Jahren der Grund, dass sie sich alio loco einer Implantattherapie unterzogen hatte. 2017 extrahierte ein behandelnder Arzt zunächst die Zähne von 13 bis 25, im Anschluss daran führte ein MKG-Chirurg einen vertikalen und horizontalen Knochenaufbau mit allogenen Blöcken durch. Nach vier Monaten stellte der Arzt im Rahmen einer 3D-Implantatdiagnostik fest, dass aufgrund ausgeprägter Resorption der Blöcke keine Implantation möglich war und eine erneute Augmentation notwendig sei. Daraufhin entschied sich die Patientin zu einem Behandlerwechsel. » Die richtige Wahl für eine effiziente chirurgische Rekonstruktionstechnik bei ausgeprägten horizontalen, vertikalen oder kombinierten Alveolarknochendefekten stellt eine große Herausforderung in der Implantattherapie dar. Extremer Knochenverlust und besondere anatomische Gegebenheiten erfordern ein zweizeitiges Vorgehen. Die primärstabile und nach prothetischen Kriterien korrekt orientierte Implantatinsertion erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt, dann in einen ausreichend hohen und breiten sowie volumenstabilen Knochen. Das Wissen um die biologischen Umbauprozesse des Knochenersatzmaterials, Möglichkeiten zur Stabilisierung des Augmentats für eine geschützte Knochenregeneration ebenso wie das Weichgewebemanagement sind essenziell für einen langzeitstabilen Erfolg [1;2]. PD Dr. Gerhard Iglhaut Zahnarzt

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