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logo 47 | das Camlog Partnermagazin Titelstory | 1 DAS CAMLOG PARTNER MAGAZIN logo Biologisch nachhaltig in die Zukunft Juni 2021 47

In einer Welt voller Veränderung braucht es Orientierung, Stabilität und einen Partner, auf den man sich verlassen kann. Einen, der Sicherheit gibt und mit Kompetenz und Erfahrung die richtigen Impulse setzt. Der voraus denkt, innovativ ist und seinen eigenen Weg geht. Camlog steht für Kontinuität. Wir bleiben dem treu, was unsere Kunden an uns schätzen: unsere Kernkompetenz Implantologie, Qualität und Präzision, Begeisterung, Verbindlichkeit, Nachhaltigkeit und den Dialog auf Augenhöhe. Schließen auch Sie sich dem Camlog Team an. Wir freuen uns auf Sie. www.camlog.de Wir sind Implantologie

logo 47 | das Camlog Partnermagazin Editorial | 3 Heute schreibt Ihnen hier ein Vertreter aus dem Marketing. Ein „Vertreter“ − und dazu aus dem „Marketing“ − das heißt nichts Gutes. Vertreter versprechen Ihnen das Blaue vom Himmel. Marketingleute machen Ihnen ein X für ein U vor. Sie glauben mir nicht? Sehr gut – dann ist dieses Vorurteil hoffentlich ausgeräumt. Wir alle treffen unsere Entscheidungen immer im Glauben (und im Wissen) das Richtige zu tun. Mit dem Unterschied: Glauben darf man, was man will. Mit dem Wissen ist es so eine Sache, das wussten schon Sokrates („Ich weiß, dass ich nichts weiß.“) und Einstein („Je mehr ich weiß, umso mehr weiß ich, dass ich nichts weiß.“). Daran dürfte sich bis heute nichts geändert haben. Im Umkehrschluss bedeutet das für Sie und uns als Anbieter: Im Kern geht es immer um unsere Glaubwürdigkeit. Ihr sollte alles untergeordnet werden, weil darauf ein anderer fundamentaler Wert basiert: das Vertrauen. Marketing hat die Aufgabe, aufmerksamkeitsstarke „Kampagnen“ zu gestalten, deren Aussagen auf belastbaren Daten beruhen, wie zum Beispiel wissenschaftlichen Studien oder empirischen Erfahrungen. Das muss sie nicht langweilig machen, sie dürfen trotzdem „laut“ sein. Aber: Durch die Verordnung (EU) 2017/745 (MDR) bekommt diese Sichtweise eine ganz neue Qualität. In der MDR sind „hohe Standards für die Qualität und Sicherheit von Medizinprodukten festgelegt, durch die allgemeine Sicherheitsbedenken hinsichtlich dieser Produkte ausgeräumt werden sollen“. Es geht also auch hier um unsere Glaubwürdigkeit. Dafür hat der Gesetzgeber für Medizinproduktehersteller ein 175-seitiges Gesetz erlassen. Alle „Sonderanfertiger“ müssen sich ebenfalls darauf einstellen. Die verlängerte Übergangsfrist endete am 26. Mai 2021. Der Beitrag von Christian Henrici auf den Seiten 42 bis 45 bietet weitere Informationen. Das Team des Geschäftsführers der OPTI Health Consulting GmbH ist auf das Praxismanagement spezialisiert und bietet modulartige Lösungen zur einfachen Integration in den Praxisalltag. Wir glauben, dass Ihnen dies in vielerlei Hinsicht Mehrwerte bieten kann und werden deshalb unsere Kooperation mit OPTI weiter ausbauen. Wenn man sich vor Augen führt, dass man nichts versprechen sollte, was man nicht halten kann, so ist eine Garantie immer ein mutiges Unterfangen. Dementsprechend sehen auch viele Garantiebedingungen aus. So lange man sich diese – neben dem eigentlichen Versprechen – noch merken kann, ist die Glaubwürdigkeit gewahrt. So zumindest bei patient28PRO, wo wir das Ziel verfolgen, Ihnen und Ihren Patienten einen klaren Nutzen zu bieten. Wir haben der Erweiterung um Biomaterialien eine eigene Kampagne spendiert und diese mit einer Nachhaltigkeitsaktion kombiniert. Mehr dazu in der Titelstory. Erfolgsgarantien gibt es weder in der Medizin und schon gar nicht für industrielle Produkte. Sehr gute Erfolgsaussichten sehen wir für unsere neuen, individuellen DEDICAM® Gingivaformer und Abformpfosten, die man als MP-Sonderanfertigung von Camlog als „Co-Produktion“ aus diesen beiden Welten bezeichnen könnte. Die Gestaltung einer schönen RotWeiß-Ästhetik ist seit 20 Jahren ein heißes Thema. Um dies zu erreichen, sind viele Einzelschritte und eine enge Abstimmung der Disziplinen notwendig – von der Parodontal-/Implantat-Chirurgie bis zum Oberflächenfinish der Prothetik. Eine Schlüsselrolle hat die Gestaltung eines naturkonformen Emergenzprofils. Genau dafür wurden die neuen Produkte entwickelt. Erste Eindrücke erhalten Sie auf den Seiten 30 bis 33. Viel Spaß mit dem vorliegenden Heft. Ihr Oliver Ehehalt Leitung Marketing Liebe Leserinnen, liebe Leser, « Glaubwürdigkeit ist unser höchstes Gut. »

NovoMatrix™ ist eine aus porcinem Gewebe hergestellte azelluläre dermale Matrix. Die proprietäre Gewebeverarbeitung von LifeCell™ ermöglicht eine optimale Zellrepopulation und Revaskularisation für eine ästhetische Weichgeweberegeneration. Indikationen Vermehrung von befestigtem Gewebe um Zähne und Implantate Rekonstruktion des Kieferkammes für die prothetische Versorgung Gesteuerte Geweberegeneration bei Rezessionsdefekten zur Wurzeldeckung Produktmerkmale Konsistente Dicke (1 mm) Vorhydriert Kontrollierte Herkunft www.camlog.de/novomatrix Weichgewebeaugmentation NovoMatrix™ Rekonstruktive Gewebematrix – das Material der nächsten Generation X.J7588.03/2020 Vor der Anwendung bitte die Gebrauchsanweisung beachten. NovoMatrix™ ist eine Marke von LifeCell™ Corporation, einer Tochtergesellschaft von Allergan. ©BioHorizons. Alle Rechte vorbehalten. Nicht alle Produkte sind in allen Ländern erhältlich.

logo 47 | das Camlog Partnermagazin | 5 Inhaltsverzeichnis Titelstory » Biologisch nachhaltig in die Zukunft 6 Wissenschaft » Bindegewebsersatz: enorme Fortschritte | Prof. A. Sculean und Dr. Maryia Asparuhova 10 » Kollagen-Matrices im Vergleich – eine in-vitro Studie der Universität Bern 12 » Ein weiterer Meilenstein für die Oral Reconstruction Foundation 16 Praxisfall » Ein Sofortversorgungskonzept nach Wurzelfraktur – im hohen Alter realisierbar? | Dr. P. Schuh 18 » Erfolgreiche Weichgewebeverdickung bei Sofortimplantation trotz Komplikationen | Dr. J. Klenke 24 Produkte » Vorankündigung: Individuelle PEEK Gingivaformer und Abformpfosten 30 » Farbkodierung einteiliger DEDICAM® Abutments und Gingivaformer sowie Camlog Titanrohlinge 34 Aktuelles » DEDICAM® eService – das intuitive Auftragsportal 35 » Der Camlog eShop – einloggen und entdecken 36 » Wie klingt denn eigentlich Camlog? 37 Praxismanagement » Digitale Reputation – Fluch oder Segen? Teil 1 39 » Neue EU-Verordnung für Medizinprodukte tritt in Kraft – sind Sie bereit? 42 Veranstaltungen » Knochendefizite – vorhersagbare Behandlungsoptionen 46 » Das Weichgewebe – der Schlüssel für den Behandlungserfolg 47 » CCL – die Fortsetzung des erfolgreichen Fortbildungsformats 48 » Camlog Business Club – Zeit für Veränderung 49 » Mit Camlog Weiterbildungen ganzjährig punkten 50 » 3. Camlog Start-up-Days auf 2022 verschoben 50

logo 47 | das Camlog Partnermagazin 6 | Titelstory Ein Team – eine Garantie Der besondere Teamgedanke, den Camlog seit jeher geprägt hat, spiegelt sich auch im Leistungsumfang von patient28PRO wider: Kommt es innerhalb von 5 Jahren ab dem Tag der Implantation zum Implantatverlust, profitieren der Chirurg, der Prothetiker, der Zahntechniker und die Patienten gleichermaßen von kostenlosen Ersatzmaterialien bis hin zur prothetischen Neuversorgung, die auf Wunsch auch über DEDICAM erfolgen kann. Der Fokus liegt auf den Menschen, die hinter dem Implantatverlust stehen und darauf, schnellstmöglich umfassende Hilfe zu leisten. Mit patient28PRO bietet Camlog das fehlende Puzzlestück, um dem Team und den Patienten zusätzlichen Aufwand zu ersparen. Die Erweiterung um Knochenaugmentationsmaterialen (KEM und Membranen) schafft einen weiteren Mehrwert. Im Einzelfall summieren sich die Ersatzleistungen auf einen beträchtlichen Wert (siehe Kasten „Mit gutem Beispiel voran“). Eine gute Garantie umfasst auch Biomaterialien Bislang waren Biomaterialien vom Leistungsumfang ausgeschlossen. Diese Lücke wurde im Februar dieses Jahres nach eingehender Prüfung und im Rahmen des gesetzlich erlaubten Umfangs geschlossen. Demnach sind nun Knochenaugmentationsmaterialien von BioHorizons Camlog rückwirkend für alle ab dem 1. Februar 2020 gesetzten Implantate mit abgedeckt – sofern diese bereits bei der Erstimplantation eingesetzt wurden. Damit wird im Garantieversprechen die Leistungskomponente für die Chirurgie aufgewertet und an die Prothetik angeglichen. Auch nach Erweiterung der Garantie um Biomaterialien gilt: Damit patient28PRO greift, müssen Original » Mit patient28PRO hat Camlog im Februar 2020 sein Garantieprogramm um eine beispielhafte Garantie erweitert, die neben dem Implantat und dem Abutment auch die zugehörige Prothetik bis hin zur Neuversorgung über DEDICAM® schützt. Neu sind im Garantiefall nun auch Knochenaugmentationsmaterialien – Knochenersatzmaterialien (KEM) und Membranen – mit abgedeckt. Und noch eine Neuheit wurde bereits angekündigt: Im vierten Quartal dieses Jahres wird Camlog sein Portfolio an regenerativen Materialien weiter ausbauen. Diese werden mit ihrer Einführung automatisch Bestandteil des patient28PRO Garantieversprechens sein. TITELSTORY Biologisch nachhaltig in die Zukunft

logo 47 | das Camlog Partnermagazin Titelstory | 7 « Die Erweiterung von patient28PRO um Knochenaugmentationsmaterialen schafft einen weiteren Mehrwert » BioHorizons Camlog Produkte – prothetische Komponenten und Biomaterialien – verwendet worden sein und ein Implantatverlust vorliegen. Bei einem reinen bzw. präoperativen Knochenaufbau besteht (noch) kein Anspruch auf Materialersatz. Im Garantiefall werden an Biomaterialien jeweils eine Membran und eine Verpackungseinheit Knochenersatzmaterial kostenfrei erstattet. Die Packungsgröße kann je nach Größe des Defekts gewählt werden, sodass sich damit auch größere Defekte beheben lassen. Innovatives Gesamt-Portfolio an regenerativen Materialen BioHorizons Camlog baut im vierten Quartal dieses Jahres seine Biomaterialien-Produktpalette in der DACH-Region aus. Neben den bereits bestehenden patient28PRO – der Leistungsumfang im Garantiefall Marianne M. hat eine Stegversorgung auf vier Implantaten, verschraubt auf vier Stegaufbauten. Bei der Erst-OP wurde bereits eine Knochenaugmentation mit BioHorizons Camlog Produkten gemacht, ebenso wurde guided by DEDICAM implantiert. Nach 4,5 Jahren geht eines der vier Implantate verloren und macht eine Neuversorgung notwendig, bei der auch die Suprastruktur ersetzt werden muss. patient28PRO leistet in diesem Fall kostenfrei: » 1 x Knochenersatzmaterial (eine Verkaufseinheit nach Wahl) » 1 x Barrieremembran (eine Verkaufseinheit nach Wahl) » Wahlweise DEDICAM Implantat-Planungsservice und Guide System: Bohrschablone Premium Plus (Datenimport, Datenmatching und Implantatplanung, Design Bohr- schablone, Druck Bohrschablone inkl. verklebter Führungshülsen) » 1 x Implantat von Camlog » 4 x Stegaufbau » 4 x Scankappe für Stegaufbau » 4 x Labor-Prothetikschraube » 4 x Steg-Laborimplantat für Stegaufbauten » 4 x Prothetikschraube » Wahlweise DEDICAM Scan- und Design-Dienstleistungen » Wahlweise DEDICAM Steg inkl. Attachments » Wahlweise DEDICAM Stegüberwurf Mit gutem Beispiel voran

logo 47 | das Camlog Partnermagazin 8 | Titelstory Knochenersatzmaterialien werden synthetische KEM und natürliche KEM humanen Ursprungs eingeführt und das Angebot an Biomaterialien tierischen Ursprungs ergänzt. Dazu werden neben einem KEM auch eine natürliche Kollagenmembrane tierischen Ursprungs sowie eine nicht resorbierbare PTFE Membrane zählen. Mit diesen Produkteinführungen deckt das innovative Gesamt-Portfolio an regenerativen Materialen nahezu alle denkbaren Material- und Anwendungspräferenzen ab. Die Produkte werden bei Markteinführung nahtlos und automatisch an das Garantieversprechen von patient28PRO anknüpfen – sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz. 2021 heißt es „Volle Felder für grüne Wälder“ Passend zum Thema „Biomaterial“ und im Zusammenspiel mit der Kampagne zur Erweiterung der patient28PRO Garantie haben Camlog Kunden die Möglichkeit, sich aktiv an einer Nachhaltigkeitsaktion zu beteiligen. Dabei geht es darum, den Einsatz der verwendeten Implantate und Biomaterialien auf einer Sammelkarte zu dokumentieren. Hierfür können die den Produkten beiliegenden Klebeetiketten verwendet werden. Mit jeder vollständigen und online an Camlog übermittelten Sammelkarte wird in Zusammenarbeit mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. ein Baumsetzling gepflanzt. Die Aktion ist bis zum 31.12.2021 gültig. Zum Start der Aktion ist Camlog mit 1.000 Bäumen in Vorleistung gegangen, die bereits im April im Gemeindewald Wiernsheim – ein Nachbarort zum Unternehmensstandort Wimsheim – gepflanzt wurden. Auch Martin Lugert und Markus Stammen waren vor Ort und haben mit Hand angelegt. Camlog setzt auf Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit besteht im Wesentlichen aus den drei Aspekten Ökonomie, Ökologie und Soziales. Im sozialen Bereich werden bereits seit Jahren aktiv viele lokale und überregionale Organisationen von Camlog unterstützt. Nun soll das Engagement, neben der wirtschaftlichen Absicherung aller Anspruchsgruppen des Unternehmens sowie dem sozialen und gesellschaftlichen Engagement, auch weitreichend der Ökologie gewidmet werden. Aus der tiefen Überzeugung heraus, Kunden qualitativ sehr hochwertige und nachhaltige Produkte anzubieten, ist das Baumpflanzprojekt nur eine von vielen Aktionen und Maßnahmen, mit denen Camlog voll im grünen Bereich liegt. Alle Informationen zu patient28PRO und den Garan- tiebedingungen finden Sie unter www.camlog.de/patient28pro. Link zumTrailer Karlheinz Oehler (Bürgermeister Wiernsheim), Martin Lugert (Geschäftsführer CAMLOG Vertriebs GmbH), Joachim Hailer (Revierförster Gemeindewald Wiernsheim), Markus Stammen (Geschäftsführer CAMLOG Vertriebs GmbH) und Nicole Fürmann (Landesgeschäftsführerin Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Ba-Wü e.V.) – v.l.n.r.

logo 47 | das Camlog Partnermagazin Titelstory | 9 « Das Baumpflanzprojekt ist nur eine von vielen Aktionen mit denen Camlog voll im grünen Bereich liegt » Sie möchten an der Baumaktion teilnehmen? Informationen dazu unter www.camlog.de/baumaktion

logo 47 | das Camlog Partnermagazin 10 | Wissenschaft » Im Juni und August 2020 wurden von der Universität Bern zwei Artikel aus präklinischen Studien publiziert, die zum einen die Adsorption und Freisetzung von Wachstumsfaktoren und zum anderen das Wundheilungspotenzial primärer humaner Fibroblasten und parodontaler Ligamentzellen auf vier unterschiedlichen handelsüblichen Kollagen-Matrices porcinen Urspungs untersuchte. Die Redakteurin des Dental Magazins, Anne Barfuß, nahm dies zum Anlass mit Prof. Dr. Dr. Anton Sculean und Dr. Mariya Asparuhova, Leiterin des Labors der Universität Bern, ein Interview zum Einsatz von Bindgewebsersatzmaterialien zu führen. Der Original-Beitrag ist hier in Teilen wiedergegeben. Herr Professor Sculean, welche Bedeutung hat ein effektives Weichgewebsmanagement für den implantologischen Behandlungserfolg? Sculean: Das Weichgewebsmanagement ist ein wichtiger Punkt, nicht nur für die Ästhetik, sondern vor allem für die Funktion. Denn die Schleimhaut um Implantate ist sehr häufig beweglich, sowohl im anterioren (sog. ästhetischen) als auch im posterioren Bereich. Das kann unter Umständen die Durchführung einer adäquaten Mundhygiene erschweren und dadurch die Akkumulation von Bakterien (sog. Biofilm) begünstigen mit der Folge einer Entzündung (sog. periimplantäre Mukostitos), und kann eventuell zu einer Infektion (sog. Periimplantitis) führen. Das gefährdet natürlich den Erhalt des periimplantären Knochens. Welche Möglichkeiten bieten sich an? Sculean: Goldstandard ist nach wie vor, die Weichgewebsaugmentation mit einem Bindegewebstransplantat aus dem Gaumen durchzuführen. Das autologe Transplantat enthält lebende Zellen und Wachstumsfaktoren, die die befestigte Mukosa wiederherstellen können. Alternativ lässt sich mit Bindegewebsersatzmaterialien, wie Kollagen-Matrices arbeiten. Diese können Wachstumsfaktoren aus der Wunde aufnehmen und als Reservoir für diese dienen. Darüber hinaus können Kollagen-Matrices das Blutkoagulum stabilisieren und quasi als Leitschiene für die umgebenen Zellen fungieren. Rekonstruktive dermale Gewebematrizes per se sind nichts Neues. Was hat sich da getan? Sculean: Biokompatibel und gewebeverträglich sind praktisch alle. Die Unterschiede liegen in der Verarbeitung: Einige werden bearbeitet, sind chemisch quervernetzt, bei anderen wird die natürliche Struktur der Dermis erhalten. Dann gibt es dehydrierte und hydrierte Matrices etc. Welche bevorzugen Sie? Sculean: Das ist indikationsabhängig. Fakt aber ist: Hydrierte Bindegewebsersatzmaterialien lassen sich leichter verarbeiten, die Handhabung ähnelt der des autologen Gewebes vom Gaumen. Das ist für den Kliniker enorm wichtig, um die Matrix im Praxisalltag unkompliziert nutzen zu können. Ist das denn ein Problem? Sculean: Durchaus, einige Matrices lassen sich kaum vernähen. Sie zerbröckeln, obwohl sie biokompatibel sind. Unsere aktuellen in vitro-Untersuchungen, die unsere Laborleiterin Dr. Mariya Asparuhova zur Adsorption und Freisetzung von Wachstumsfaktoren auf Kollagen-Matrices durchgeführt hat, zeigen, dass eine neue hydrierte dermale Matrix Wachstumsfaktoren über einen Zeitraum von 13 Tagen in die Wunde abgibt. Das ist sehr beachtlich. Bei dieser Matrix ist ein früher Burstfreisetzungspeak nach einer Stunde und drei Tagen und im Gegensatz zu anderen ein zusätzlicher Peak an Tag neun beobachtet worden. Das heißt? Sculean: Dass diese Matrix in den ersten, kritischen Phasen der Wundheilung, das sind stets die ersten zwei Wochen, eine biologische Aktivität ausübt: Die Wachstumsfaktoren werden an Ort und Stelle gehalten bzw. freigesetzt. Die mechanische Stabilität der Matrix zieht Zellen aus der Umgebung praktisch an – die Zellen besiedeln die Matrix. Frau Dr. Asparuhova, was leisten Kollagen-Matrizes? Asparuhova: Die Kollagen-Matrizes sind in der Lage, das Blutkoagulum zu stabilisieren. Sie stimulieren die Migration von Zellen in den verletzten Bereich und fördern durch die Freigabe der Wachstumsfaktoren die Wundheilung (sog. Zellproliferation). Sie binden effizient Proteine. Dabei kann es sich um Wachstumsfaktoren handeln, die in den die verletzte (Defekt-)Stelle umgebenden Flüssigkeiten und Geweben vorhanden sind, oder um Wachstumsfaktoren, die von den in das Matrixkompartiment angezogenen Zellen de novo gebildet werden, oder um Wachstumsfaktoren, die der Matrix vor ihrer Platzierung an der Defektstelle exogen zugesetzt werden. Was gilt es in diesem Zusammenhang herauszufinden ? Asparuhova: Welches Bindegewebsersatzmaterial für welche Indikation die bessere Leistung erbringt. Wie lässt sich das ermitteln? Asparuhova: Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir Grundlagen- und klinische Forschung miteinBindegewebsersatz: enorme Fortschritte WISSENSCHAFT Prof. Dr. Anton Sculean: „Eine neue hydrierte dermale Matrix gibtWachstumsfaktoren über einen Zeitraum von 13Tagen in dieWunde ab.“

logo 47 | das Camlog Partnermagazin Wissenschaft | 11 ander verbinden, so dass die in der Grundlagenforschung entdeckten Hypothesen und Mechanismen sofort in einer klinischen Umgebung untersucht werden können. Wie könnten solche klinischen Studien aussehen? Sculean: Spannend wären kontrollierte Studien zur Rezessionsdeckung und Weichgewebsverdickung am Implantat mit der neuen dermalen hydrierten Matrix und einem autologen Bindegewebstransplantat. Interessant wäre es auch zu untersuchen, wie sich die neue rekonstruktive Gewebematrix als freies Schleimhauttransplantat „macht“ und wie sich diese Ergebnisse vom eigenen Gewebe unterscheiden. Das Potenzial ist sehr groß und es scheint, dass wir mit der dermalen hydrierten Matrix ein Top-Material für die klinische Anwendung haben. Das Interview führte Anne Barfuß (DÄV) Das vollständige Interview finden Sie auf www.dentalmagazin.de Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Zusammenfassung der beiden Publikationen. Die hydrierte Matrix wurde in den Tunnel eingebracht und mit Umschlingungsnähten fixiert. Klinisches Ergebnis sechs Monate nach der Therapie. Eine fast komplette Deckung der Rezessionen wurde erreicht. Die Präparation eines Tunnels zum Einziehen der hydrierten Gewebematrix (NovoMatixTM). Die präoperative Situation zeigt die Präsenz von multiplen Rezessionen (d.h. Miller-Klasse-3-Rezessionen). Koronal verschobener und geschlossener Tunnel zur Deckung der Matrix und der Rezessionen. Der Sonderdruck zum Interview mit Prof. Dr. Dr. Anton Sculean und Dr. Mariya Asparuhova ist im Kunden-Service verfügbar. Prof. Dr. Dr. Anton Sculean Dr. Mariya B. Asparuhova PHD Dr. Mariya B. Asparuhova PHD: „Kollagen-Matrizes stimulieren die Migration von Zellen in den verletzten Bereich und fördern durch die Freigabe derWachstumsfaktoren die Wundheilung.“

logo 47 | das Camlog Partnermagazin 12 | Wissenschaft Matrixbildung und Remodellierung Entzündung Bildung von Granulationsgewebe 100 80 60 40 20 0 % of maximum response 0.1 0.3 1 3 10 30 100 Zeit (Tage) Späte Phase Frühe Phase Wundkontraktion Die Wundheilung ist in drei Phasen eingeteilt. Diese finden nicht zwangsläufig hintereinander statt, sondern können sich auch überlappen (Abb. 1). Die Exsudationsphase Mechanische Reinigung durch Ausschwemmen von Zelltrümmern. Das Gerinnungs- und Immunsystem werden aktiviert. Leukozyten und Makrophagen beginnen den Abbau von Fremdkörpern durch Phagozytose. Die Granulationsphase Bildung von zell- und gefäßreichem Bindegewebe, dem sogenannten Granulationsgewebe. Nach etwa vier Tagen sprossen bei normaler Wundheilung Ka pillargefäße ein, die das Granulationsgewebe versorgen. Fibroblasten unterstützen als Bindegewebszellen den Aufbau des Granulationsgewebes und sorgen für den Kollagenaufbau. Die Epithelisierungsphase Etwa zwischen dem 6. und 10. Tag nach Entstehung zieht sich die Wunde in der Regenerationsphase bei normaler Heilung zusammen. Die Kollagenfasern reifen aus, das Granulationsgewebe wird zu Narbengewebe. Die zunehmende Epithelisierung bringt dann die Wundheilung zum Abschluss. » Die Reaktionen von vier handelsüblichen Kollagen-Matrices: unter anderem der NovoMatrix™ / BioHorizons Camlog (HADM) wurden in zwei in-vitro Studien untersucht. Weiterhin weisen die ersten klinischen Ergebnisse auf exzellente Gewebereaktionen nach der Anwendung der NovoMatrix™ hin und bestätigen die Resultate der beiden präklinischen Studien. Kollagen-Matrices imVergleich – eine in-vitro Studie der Universität Bern WISSENSCHAFT Die Phasen der Wundheilung Abb.1: Phasen der Wundheilung nach Polimeni et al. (Biology and principles of periodontal wound healing / regeneration. Periodontol 2000. 2006;41:37-47)

logo 47 | das Camlog Partnermagazin Wissenschaft | 13 Ziel Es sollte die Adsorption und Freisetzung von Wachstumsfaktoren aus vier Kollagen-Matrices procinen Ursprungs mittels enzymgekoppeltem Immunadsorptionsassay (ELISA) untersucht werden. Die Freisetzungskinetik der Proteine wurde über einen Zeitraum von 13 Tagen quantifiziert. Methode und Ergebnisse Die Proteinfreisetzung erfolgte im Allgemeinen in zwei Phasen. Phase 1 willkürlich definiert durch die höchste Freisetzung in der Regel innerhalb von 24 Stunden. Phase 2 erstreckte sich über den Zeitraum nach der höchsten Freisetzung bis Tag 13, was der verzögerten Freisetzung der Wachstumsfaktoren aus den tieferen Schichten der Matrices entsprach. Die KollagenMatrices sind in der Lage, Zellen unterschiedlicher Phänotypen anzuziehen, die anschließend Faktoren für die Weich- und Hartgeweberegeneration, einschließlich Gewebeumbau und Vaskularisierung, exprimieren und sezernieren. Unter diesen Faktoren spielen TGF-β1, FGF-2, PDGF-BB und BMP-2 eine zentrale Rolle bei der Gewebereparatur und beim Gewebeumbau. Die Adsorptionsrate und die Freisetzungskinetik der Wachstums- und Differenzierungsfaktoren aus denMatrices sind die wichtigsten Aspekte, wenn es um die physikalisch-chemischen Eigenschaften der Matrices geht. NovoMatrix™ (HADM) zeigte im Vergleich zu den anderen Matrices frühere Freisetzungspeaks nach 1 Stunde und 3 Tagen und zusätzlich einen dritten Peak an Tag 9 (Abb. 2), wobei 84,3 % des Wachstumsfaktors (BMP-2) innerhalb von 9 Tagen in das Medium abgegeben wurden. Die Gesamtmenge an BMP-2 wurde innerhalb von 13 Tagen abgegeben. Zusammenfassung » Die effiziente Adsorption und anhaltende Protein- freisetzung der NovoMatrix™ in den ersten 13 Tagen können für die langfristige Geweberegener- ation nach rekonstruktiver Parodontalchirurgie von Vorteil sein. Adsorption und Freisetzung von Wachstumsfaktoren aus vier verschiedenen Kollagen-Matrices procinen Ursprungs Christina Nica, Zhikai Lin, Anton Sculean, Maria B. Asparuhova. Adsorption and Release of Growth Factors from Four Different Porcine-Derived Collagen Matrices. Materials. 2020 Jun 9;13(11):2635. Abb.2: Die Freistetzung an BMP-2 während des gesamten 13-Tage-Zeitraums Tage BMP-2 (pg/ml) 0.5 1 2 3 6 1 3 5 7 9 11 13 Stunden 250 200 150 100 50 0 CCM NCM DADM NovoMatrix™ 1. Peak 2. Peak 3. Peak

logo 47 | das Camlog Partnermagazin 14 | Wissenschaft Verbessertes Wundheilungspotenzial primärer humaner oraler Fibroblasten und parodontaler Ligamentzellen, die auf vier verschiedenen Kollagen-Matrices porcinen Ursprungs kultiviert wurden Ziel Das Migrations-, Adhäsions-, Proliferations- und Wundheilungspotential parodontaler Ligament-­ zellen (hPDL) (Abb. 4a) und primärer humaner oraler Fibroblasten (hOF) (Abb. 4b) als Reaktion auf vier handelsübliche Kollagen-Matrices untersuchen. Methode und Ergebnisse Gesundes parodontales Ligament (zur Gewinnung von hPDL) aus dem mittleren Drittel extrahierter dritter Molaren oder Gewebeproben, die aus der subepithelialen Gaumenschleimhaut (zur Gewinnung von hOF) von gesunden Probanden entnommen wurden, wurden zerkleinert.* Die extrahierten primären Zellen wurden ausgehungert und auf den vier Kollagen-Matrices kultiviert. Die Untersuchung der Wundheilung erfolgte in Zellkulturplatten (24-Well-Platten) mit extrem geringer Anhaftung. Alle untersuchten Matrices bieten ein günstiges Umfeld, das die Migration, Adhäsion und Proliferation der getesteten Zellen fördern kann. Die Expression von Genen, die für die angiogenen Faktoren FGF-2 und VEGF-A kodieren, war in Zellen, die nur auf DADM und HADM gezüchtet worden waren, stark erhöht, was auf eine gute Grundlage für eine beschleunigte Vaskularisierung der letzteren schließen lässt. » NovoMatrix™ hat kontinuierlich eine sehr frühe Burst-Freisetzung innerhalb von Stunden gezeigt, auf die eine verlängerte zweite Phase folgte, die durch die Freisetzung hoher Mengen von TGF-β1, FGF-2 und PDGF-BB gekennzeichnet war, welche 70–80 % der gesamten Proteinfreisetzung während des gesamten Testzeitraums aus- machten (Abb. 3). NovoMatrix™ ist die Matrix mit der günstigsten Freisetzungskinetik von FGF-2 zusammen mit dem Wachstumsfaktor TGF-β1. » Die geringe Gesamtmenge an BMP-2, die während des gesamten 13-Tage-Zeitraums freigesetzt wurde, in Kombination mit mehreren Zeitpunkten, zu denen eine Burst-Freisetzung beobachtet wurde, könnte für den langsamen Prozess der Hartgeweberegeneration nach einer Implantat- insertion oder parodontalen Rekonstruktion vorteilhaft sein. » Unter den vier Matrices hat NovoMatrix™ in Summe stärkere positive Auswirkungen auf das orale Zellverhalten gezeigt. » Die erzielten Ergebnisse weisen NovoMatrix™ als guten Träger für rekombinanten PDGF-BB aus. Freisetzungskinetik der PDGF-BB Faktoren 64,9 % 59,9 % 82,1 % CCM NCM DADM NovoMatrix™ 50,9 % Abb. 3 Die höchste Menge an PDGF-BB, die innerhalb der 13-Tage-Frist 82,1% der gesamten freigesetzten Wachstumsfaktoren entspricht, wurde in der zweiten Freisetzungsphase für NovoMatrix™ beobachtet. Zhikai Lin, Christina Nica, Anton Sculean, Maria B. Asparuhova. Enhanced Wound Healing Potential of Primary Human Oral Fibroblasts and Periodontal Ligament Cells Cultured on Four Different Porcine-Derived Collagen Matrices. Materials. 2020 Aug 29;13(17):3819. * Ethikkommission, Bern Schweiz (BASEC-Nr. 2018-006661)

logo 47 | das Camlog Partnermagazin Wissenschaft | 15 Orale Fibroblasten und parodontale Ligamentzellen sind zwei Zelltypen, die bei der parodontalen Regeneration eine zentrale Rolle spielen. Zusammenfassung » Unter den vier Matrices hat die NovoMatrix™ konti- nuierlich stärkere positive Auswirkungen auf das orale Zellverhalten gezeigt. Dies deutet auf bessere Fähigkeiten zur Weichgeweberegeneration hin. » Es ist wahrscheinlich, dass vor allem die poröse Struktur und die einzigartige Schichtung der Matrices zusammen mit ihren Oberflächeneigen- schaften und Motiven, die an der Erkennung und Bindung von Zellen beteiligt sind, dem differen- tiellen Verhalten der auf den erschiedenen Matrices gewachsenen Zellen zugrunde liegen. Fakten zu NovoMatrix™ aus den Studien » Langfristige Geweberegeneration » Geeignet für Knochenregeneration » Positive Auswirkungen auf das orale Zellverhalten 4a *** *** *** *** *** *** *** ** * * * * 120 100 80 60 40 20 0 3 5 7 11 9 Zeit für Proliferation (Tage) CCM NCM Kontrolle DADM NovoMatrix™ ** ** hPDL Anzahl der Zellen (x 103) 0 1 4b hoF *** *** *** *** *** *** *** *** * * * 120 100 80 60 40 20 0 Anzahl der Zellen (x 103) 0 1 3 5 7 11 9 CCM NCM Kontrolle DADM NovoMatrix™ * Abb.4: Erhöhte Proliferation primärer hPDL-und hOF-Zellen, die auf den vier Matrices kultiviert wurden. (***p < 0.001, ** p < 0.001, * p < 0.05) Weiterführende Informationen finden Sie in den Publikationen. » Verbesserte Fähigkeit zur Weichgeweberegeneration » Die Matrix mit der günstigsten Freisetzungskinetik

logo 47 | das Camlog Partnermagazin 16 | Wissenschaft Das Ziel des Konsensberichts [2] war es, wie Prof. Dr. mult. R. Sader schrieb, Lösungen zu entwickeln und zu präsentieren, die allen Aspekten der individuellen Anforderungen der Patienten gerecht werden. Auch wenn in einigen Teilen der Welt die Zahnlosigkeit zurückgegangen ist, betonte Prof. T. Taylor, dass die zahnlose Bevölkerung weltweit bis zu 800 Millionen Menschen ausmacht [3,4]. Der vierte Konsensbericht der OR Foundation basiert auf sechs systematischen / narrativen Übersichtsarbeiten, die sich nicht nur mit der Implantation und der Art der Rekonstruktionen befassen, sondern auch die Komorbiditätsfaktoren in Bezug auf medizinische, geriatrische Faktoren, polypharmazeutische Überlegungen, periimplantäre Erkrankungen, die Auswahl des Materials und die verschiedenen Arten von Eingriffen berücksichtigen. Sechs Arbeitsgruppen aus sechs Universitäten in Deutschland (Frankfurt, Freiburg), Portugal (Coimbra), der Schweiz (Genf) und den USA (Farmington, Rochester) erstellten jeweils eine systematische Übersichtsarbeit zu folgenden Themen: 1. Einfluss von medizinischen und geriatrischen Faktoren auf den Implantaterfolg [5] 2. Prävalenz von periimplantären Erkrankungen bei zahnlosen Patienten mit implantatgetragenen Ver- sorgungen [6] 3. Der Einfluss patientenbezogener Faktoren und der Materialauswahl auf die klinischen Ergebnisse von festsitzenden und herausnehmbaren totalen implantatgetragenen Prothesen [7] 4. Verschiedene Interventionen zur Rehabilitation des zahnlosen Oberkiefers mit implantatgetrage- nen Prothesen [8] 5. Vergleich zwischen festsitzenden und heraus- nehmbaren implantatgetragenen Unterkiefer-Voll- prothesen [9] 6. Herausnehmbare vs. festsitzende Implantatver- sorgung im unbezahnten Kiefer [10] Vorgestellt und aktiv diskutiert wurden diese Übersichtsarbeiten im März 2019 während eines Workshops, der im Auftrag der OR Foundation, beim internationalen Expertentreffen in Prag, Tschechische Republik, organisiert wurde. Mit 65 Teilnehmenden aus 18 Ländern konnte die ORF eine perfekte Gruppe zusammenbringen, die die Erfahrung auf diesem Gebiet aus Sicht der Universität und der Praxis, sowie die der jüngeren und erfahrenen zahnmedizinischen Experten einschließlich eines der Hauptakteure, der Zahntechniker, vereint. Die Teilnehmenden wurden der Arbeitsgruppe zugeteilt, die ihrer eigenen Expertise am besten entsprach. Intensive interaktive Diskussionen führten zu Gruppenvorschlägen. Im Anschluss an die Gruppensitzung fand eine Plenarsitzung statt, um den Konsens zu finalisieren. Dieser Konsens fasst die Ergebnisse der Arbeitsgruppen umfassend zusammen und enthält die Gruppenziele, die wichtigsten Ergebnisse und Schlussfolgerungen, gefolgt von der entsprechenden Konsenserklärung. Schlussfolgerung Mit diesem Konsens hat die Oral Reconstruction Foundation einen neuen Meilenstein in ihrem 15-jährigen Bestehen als „Teaming up science and education to serve the patient“ erreicht. » Das Leitmotiv der Oral Reconstruction Foundation (OR Foundation) ist „Teaming up science and education to serve the patient“, während das Ziel des International Journal of Prosthodontics „bridging the gap between Science and Clinical Case“ lautet. Diese perfekte Kombination der Leitmotive war die Basis für ein Supplement, in dem der Konsensbericht und die systematischen / narrativen Reviews der Oral Reconstruction Foundation Konferenz 2019 zur Versorgung zahnloser Patienten veröffentlicht werden [1]. Ein weiterer Meilenstein für die Oral Reconstruction Foundation WISSENSCHAFT Françoise Peters BSc., MPH Leiterin Klinische Forschung Camlog

logo 47 | das Camlog Partnermagazin Wissenschaft | 17 Link zum Supplement Referenzen [1] The 2019 Oral Reconstruction Foundation Conference on the Edentulous Patients. Int J Prothodont. 2021; Suppl;34 ISSN 1942-4426 (online) [2] Schwarz F. Schär A, Nelson K. et al. Consensus Report: Recommendations for implant-supported full-arch rehabilitations in edentulous patients: the Oral reconstruction foundation consensus report. Int J Prosthodont. 2021 Suppl;34:s8-s20 [3] Douglass C, Shih A, Ostry L. Will there be a need for complete dentures in the Univted Staes in 2020? J Prosthet Dent 2002;87:5-8 [4] Polzer I, Schimmel M, Müller F, Biffar R. Edentulism a spart of the general health problems of elderly adults. Int Dent J 2010;60:143-5 [5] Fretwurs T, Nelson K. Influence of medical and geriatric factors on implant success: An overview of systematic reviews. Int J Prosthodont. 2021 Suppl;34:s21-s26 [6] Ramanauskaite A, Glarraga-Vinueza ME, Obreja K, Sader R, Schwarz F. Prevalence of peri-implant diseases in patients with full-arch implant-supported restorations: A systematic review. Int J Prosthodont. 2021 Suppl;34:s27-s45 [7] Karasan D, Fehmer V Ligoutsikou M, Srinivasan M, Sailer I. The influence of patient-related factors and material selection on the clinical outcomes of fixed and removable complete implant prostheses:An overview on systematic reviews. Int J Prosthodont. 2021 Suppl;34:s46-s63 [8] Messias A, Nicolau P, Guerra F. Different interventions for rehabilitation of the edentulous maxilla with implant-supported prostheses: An overview of systematic reviews. Int J Prosthodont. 2021 Suppl;34:s63-s84 [9] Tsigarida A, Chochlidakis K. A comparison between fixed and removable mandibular implant-supported full-arch prostheses: An overview of systematic reviews. Int J Prosthodont. 2021 Suppl;34:s85-s92 [10] Vazouras K, Taylor T. Full-arch removable vs fixed implant restorations: A literature review of factors to consider regarding treatment choice and decision-making in elderly patients. Int J Prosthodont. 2021 Suppl;34:s93-s101

logo 47 | das Camlog Partnermagazin 18 | Praxisfall Ein Sofortversorgungskonzept nach Wurzelfraktur - im hohen Alter realisierbar? PRAXISFALL Eine sorgfältige 3D-Diagnostik und die computergestützte Planung erhöhen den Erfolg für eine langzeitstabile Rekonstruktion mit Implantaten. Digitale Technologien vereinfachen die Kommunikation zwischen dem behandelnden Team sowie den Patienten und ermöglichen einen zeiteffizienten Workflow. Abformungen der Ausgangssituation mit einem Intraoral-Scanner und ein DVT oder CT sind die Basis für die digitale Planung. Unter Berücksichtigung der umgebenden Strukturen und im Sinne des BackwardPlanning wird die Implantatpositon festgelegt und die Bohrschablone sowie eine präfabrizierte temporäre Versorgung erstellt. Grundvoraussetzung für eine Sofortversorgung ist das Erreichen der erforderlichen Primärstabilität des Implantats [3]. Bedingung ist dafür eine weitgehend intakte knöcherne Alveole mit unversehrter bukkaler Lamelle. Da dies erst nach der Extraktion festgestellt werden kann, müssen mögliche Behandlungsszenarien im Patientenaufklärungsgespräch erläutert werden [4]. Moderne Implantatmakrodesigns erfüllen mit tief eingreifenden Gewindeflanken und einem konischen apikalen Bereich die Anforderungen der Sofortversorgungskonzepte. So ist eine primärstabile Verankerung und exakte Implantatpositionierung im Kieferknochen vorhersagbar zu realisieren. Simultan zur Implantation sollte der durch biologische Umbauprozesse zu erwartende Geweberückgang berücksichtigt werden. Die Weichgewebeverdickung kann entweder mit einem freien Bindegewebstransplantat oder einer azellulären Gewebematrix erfolgen [5]. Eine temporäre Sofortversorgung mit dem Platform-Switching Abutmentkonzept dient neben dem ästhetischen Lückenschluss als Stütze für das Weichgewebe in Form des „Guided Healings“. Eine stabile, rotationssichere Implantat-Abutment-Verbindung minimiert Mikrobewegungen, reduziert damit den Bakterienaustritt an der Schnittstelle und ist maßgeblich am langzeitstabilen ästhetischen Erfolg beteiligt. Der Patientenfall Eine 82-jährige Patientin stellte sich mit einer Fraktur des oberen seitlichen Schneidezahns in der Praxis vor. Der mit einer Keramikkrone versorgte Zahn 12 war während des Essens durch den Aufbiss auf ein Buchweizenkorn auf Gingivaniveau frakturiert. Die Patientin war Nichtraucherin und nahm blutverdünnende Medikamente. Sie äußerte den Wunsch nach einer schnellen minimalinvasiven festsitzenden Versorgung. Bei der intraoralen Befunderhebung zeigten sich ein parodontal gesunder Zustand ohne funktionelle Beschwerden. Die Prognose zur Revision durch einen Stiftaufbau war aufgrund der fehlenden Zahnhartsubstanz für die Präparation eines Ferulle- Designs ungünstig. Da die beiden Nachbarzähne suffizient überkront waren, kam eine Brückenrekonstruktion nicht in Betracht - auch weil weitere Zahnhartsubstanz verloren ginge. Mit der Patientin wurde eine Versorgung auf einem Implantat besprochen. Da sowohl die Hart- als auch die Weichgewebesubstanz ausreichend stabil vorhanden waren, wurde der Patientin eine festsitzende temporäre Sofortversorgung in Aussicht gestellt. Dieses Vorgehen reduziert die chirurgischen Eingriffe ebenso wie Patientenbesuche. » In der Alterszahnheilkunde muss den spezifischen Ansprüchen durch gute zahnmedizinische und zahntechnische Versorgungen Rechnung getragen werden. Zahnimplantationen in der Altersgruppe 80+ können grundsätzlich sehr gute Lösungen zum Erhalt der Kaufunktion sein [1] . Der Zugewinn an Lebensqualität wirkt sich positiv auf den allgemeinen Gesundheitszustand aus. Nach erfolgter Indikationsstellung kann auch im Seniorenalter eine Sofortimplantation mit Sofortversorgung im ästhetischen Bereich minimalinvasiv durchgeführt werden [2]. Gerade bei noch weitgehend vorhandener stabiler Hart- und Weichgewebestrukturen und dem Einsatz digitaler Technologien werden sowohl die Behandlungsdauer als auch die chirurgischen Eingriffe reduziert. Dr. Paul Schuh Zahnarzt

logo 47 | das Camlog Partnermagazin Praxisfall | 19 1. Die Ausgangsituation: ein auf Gingivaniveau frakturierter seitlicher Schneidezahn. Die Restbezahnung war suffizient mit Keramikkronen versorgt. Der parodontale Zustand der 82-jährigen Patientin war gesund und ohne funktionelle Beschwerden. Für die Therapieplanung wurden ein 3D-Röntgenbild und ein Intraoralscan der Mundsituation angefertigt. Für die Farbnahme wurde das eLAB Protokoll nach Sascha Hein verwendet. 3. Mit dem Auftrag für das gedruckte Modell erfolgte die Beauftragung für die gefräste temporäre Krone bei DEDICAM. Die Krone wurde auf einer Titanklebebasis CAD/CAM designt und in Telio CAD gefräst. Im Fokus stand dabei die konkave Ausformung des subgingivalen Bereichs, um in Verbindung mit dem integrierten Platform-Switching ausreichend Raum für die Bildung einer stabilen Weichgewebemanschette zu schaffen. 5. Die Kunststoffkrone wurde vom Zahntechniker individualisiert, indem er die labiale Fläche etwas reduzierte, Malfarbe einlegte und mit Schneidemasse für eine natürliche Transluzenz überschichtete. Der subgingivale Bereich wurde mit Bimsstein poliert. Die mikroraue Oberflächenstruktur fördert die Anhaftung des Weichgewebes. Die palatinal orientierte Implantatpositionierung erlaubt die direkte Verschraubung von oral. 2. Im Anschluss erfolgte die digitale Implantatplanung auf Grundlage des Datenmatchings der DVT-Daten und der im Sinne des Backward-Plannings designten Krone. Auf Basis der Scandaten wurde ein Modelldatensatz erstellt und das virtuelle Modell in ein physisches, gedrucktes Arbeits- modell (DEDICAM) mit präziser Aussparung zum Einsetzen des DIM-Analogs überführt. 4. Im Labor wurden die CONELOG® Titanklebebasis CAD/CAM und die Kunststoffkrone zusammengefügt und in den DIM-Analog verschraubt, um die Ästhetik, das heißt: Kronenlänge und -Breite sowie Stellung zu überprüfen. 6. Aus dem Datensatz der Planung wurde eine Bohrschablone (SMOP/ DEDICAM) im 3D-Druckverfahren gefertigt. Das „Spaghetti-Design“ gewährt freie Sicht auf den OP-Bereich. Die eingesetzte Bohrhülse des Guide Systems von Camlog ermöglicht die exakte dreidimensionale Platzierung des CONELOG® PROGRESSIVE-LINE Implantats (Ø 3.3 mm/ L 13 mm).

logo 47 | das Camlog Partnermagazin 20 | Praxisfall 7. Für die Umsetzung eines Sofortversorgungskonzepts ist der Erhalt der vestibulären Knochenlamelle essenziell. Mit einer mikrochirurgischen Klinge wurde zunächst die Faserstruktur im zervikalen Bereich von der Wurzel getrennt. Für eine möglichst atraumatische Extraktion kam das Benex-Extraktionssystem zur Anwendung. 8. Eine Bohrung mit diamantiertem Bohrer in der Wurzelmitte entlang des Wurzelkanals erleichtert das Eindrehen der selbstschneidend Zugschraube. Mit einem Seilzug am Extraktor verbunden und einer entsprechenden Abstützung an der Restbezahnung, wurde die Zahnwurzel mit der axialen Zugkraft entlang der Längsachse ohne Dehnung des Alveolarknochens aus dem Knochenfach gehoben. 9. Die Alveole wurde sorgfältig kürettiert und die Unversehrtheit der bukkalen Lamelle überprüft. Anschließend erfolgte die Passkontrolle der Bohrschablone. Diese war über die Restbezahnung kippsicher abgestützt. Ohne weitere chirurgische Maßnahmen, wie beispielsweise der Ablösung von Weichgewebe, konnte mit der minimalinvasiven Aufbereitung des Implantatbetts begonnen werden. 10. Die Implantatbettaufbereitung erfolgte entsprechend dem Bohrprotokoll des PROGRESSIVE-LINE Guide Systems. Hierbei wird nach der geführten Pilotbohrung der Bohrstollen schrittweise in die Tiefe aufbereitet. Da die Bohrer erst schneiden, wenn der Führungsschaft in der Hülse versenkt ist, wird ein Auslenken des Bohrers verhindert. 11. Neben der protokollgerechten Aufbereitung des Implantatlagers, ist ein für die Sofortversorgung geeignetes Implantat zu wählen. Das Erreichen einer vorhersagbaren Primärstabilität ist essenziell. Diese wird durch das Makrodesign des Implantats, beispielsweise durch tief eingreifende Gewindeflanken und einen apikal konischen Bereich auch in einer Extraktionsalveole erreicht. 12. Das Ausmaß der Knochendehnung unter Krafteinwirkung war zu beachten, um Mikrotraumata und Spannungsnekrosen zu vermeiden. Das Implantat wurde fully guided inseriert. Die Ausrichtung der Innenkonfiguration erfolgte über die Referenzpunkte auf der Hülse, Einbringposten und -instrument.

logo 47 | das Camlog Partnermagazin Praxisfall | 21 13. Die orale Aufsicht zeigt die palatinal-orientierte Platzierung des Implantats. Das Implantat wurde so weit eingedreht, bis die Schulter des Einbringpfostens exakt auf der Hülse zu liegen kam. Das Implantat war mit 35 Ncm ausreichend stabil verankert, so dass die prächirurgisch erstellte temporäre Krone eingesetzt werden konnte. 14. Die Implantatschulter kam zirka drei Millimeter unterhalb des Gingivasaums zu liegen. Der für den seitlichen Schneidezahn gewählte „reduzierte” Implantatdurchmesser war für den langfristigen Erfolg der Sofortversorgung entscheidend. Durch die Platzierung in die palatinale Knochenwand wurde kein Druck auf die faziale Knochenlamelle ausgeübt. 17. Zur Verdickung der Gingiva präparierte der Chirurg mit einem scharfen microchirurgischen Tunnelmesser einen Envelope. Er verzichtete auf vertikale Entlastungsinzisionen für den vorhersagbaren komplikationsloseren Heilungsverlauf, sowie ein narbenfreies Behandlungsresultat. Er präparierte minimalinvasiv einen Spaltlappen, um eine ideale Blutversorgung für NovoMatrix zu garantieren. 18. Die Patientin hatte sich ausdrücklich gegen einen weiteren chirurgischen Eingriff zur Entnahme eines Bindegewebstransplantats entschieden. Eine ausgezeichnete Alternative dazu stellt die NovoMatrix™ dar. Die azelluläre dermale Matrix porcinen Ursprungs wurde auf den Defektbereich angepasst. 15. Zur Evaluation der Aufbau- beziehungsweise Stützmaßnahmen der periimplantären Hart- und Weichgewebestrukturen wurde die temporäre Implantatkrone aufgesetzt. 16. Die anatomisch perfekt gestaltete Zahnform und das ausgeformte Kronendurchtrittsprofil veranschaulichten den unmittelbaren Gewebeverlust nach der Extraktion. Die Stabilisierung der periimplantären Strukturen sollte mit resorbierbarem Knochenersatzmaterial und einer azellulären dermalen Gewebematrix erfolgen.

logo 47 | das Camlog Partnermagazin 22 | Praxisfall 19. Mithilfe einer Pinzette konnte die reißfeste NovoMatrix in den präparierten Spaltlappen geschoben werden. Zur Stabilisierung der Hartgewebe wurde der Hohlraum zwischen Implantat und fazialer Lamelle mit resorbierbarem Knochenersatzmaterial in Form einer deproteinierten bovinen Knochenmatrix (OsteoBiol MP3/ Tecnoss) aufgefüllt. 20. Durch die subgingivale anatomische Ausformung des Sofortprovisoriums, wurde der OP-Situs dicht abgeschlossen. Die NovoMatrix konnte auch ohne Naht lagestabil fixiert werden, was für den Umbauprozess der Matrix unabdingbar ist. Nach zirka 1,5 Stunden war der minimalinvasive Eingriff für das Sofortversorgungskonzept abgeschlossen. 21. Der Heilungsverlauf war völlig unauffällig. Beim Recall, zehn Tage nach dem chirurgischen Eingriff, berichtete die Patientin, dass sie keinerlei Beschwerden unmittelbar nach der Operation hatte. Sie hielt sich strikt an die Anweisungen die Krone nicht zu belasten und beim Putzen darauf zu achten, speziell das Zahnfleisch im OP-Bereich auszulassen. 22. Die temporäre Versorgung war sehr gut integriert. Die Struktur des Weichgewebes zeigte sich anatomisch ausgeformt und nahezu entzündungsfrei sowie dicht an die Implantatkrone angelagert. 23. Nach drei Monaten konnte mit der definitiven Versorgung begonnen werden. Die NovoMatrix scheint vollständig integriert zu sein. Für die exakte Farbbestimmung wurde das eLAB Protokoll (Sascha Hein), ein innovativer Ansatz, um eine zuverlässige Farbanpassung zu erreichen, herangezogen. 24. Für die definitive Versorgung wurde eine Hybridkrone gefertigt - ein Zirkoniumdioxidgerüst auf einer Titanklebebasis CAD/CAM anatomisch reduziert gefräst und individuell verblendet. Die periimplantären Gewebestrukturen waren altersentsprechend natürlich ausgeformt und stabil. Eine gelungene zeiteffiziente Versorgungstherapie.

logo 47 | das Camlog Partnermagazin Praxisfall | 23 Diskussion Die Sofortimplantation mit Sofortversorgung stellt im ästhetischen Bereich ein bewährtes Konzept zum Erhalt der periimplantären Hart- und Weichgewebe dar. Weitere Vorteile der minimalinvasiven Operationstechnik sind: die Verringerung postoperativer Schmerzen, die Reduzierung der chirurgischen Eingriffe sowie der Erhalt der ursprünglichen Gingivaarchitektur um den Zahn. Da im vorgestellten Fall auf Entlastungsinzisionen verzichtet wurde, wurde keine ästhetische Beeinträchtigung durch Narbenbildungen initiiert. Die Bewahrung beziehungsweise Schaffung der befestigten Gingiva um Implantate ist eine wesentliche Voraussetzung für die optimale Integration und das ästhetische Resultat. Voraussetzungen für die Sofortimplantation mit Sofortversorgung ist eine weitgehend intakte knöcherne Alveole. Die Platzierung und achsgerechte Ausrichtung des Implantats in die palatinale Alveolenwand ermöglicht das Eingliedern einer Hybridkrone mit korrekt in der Palatinalfläche austretenden Schraubenzugangkanals. Ein langsam resorbierbares Knochenersatzmaterial, das in den Hohlraum zwischen Implantat und der bukkalen Alveolenwand eingebracht wird, dient zur Stabilisierung des Blutkoagulums während der intitialen Heilungsphase. Die Augmentation der Weichgewebe ist bei diesem Versorgungskonzept unabdingbar. Da die Patientin einen Eingriff zur Entnahme eines Bindewebetransplantat ablehnte, erfolgte die Weichgewebeverdickung mithilfe der azellulären dermalen Gewebematrix. Die NovoMatrix ist reißfest und einfach in der Handhabung. Die Studien der Universität Bern um A. Sculean bescheinigen der Matrix eine schnelle Revaskularisation sowie eine zelluläre Wiederbesiedelung [6,7]. Unter Vorbehalt des kurzen Anwendungszeitraums liegt die Vermutung nahe, dass mit der azellulären dermalen Gewebematrix eine gute Alternative vorliegt, um damit einer Rezession der vestibulären Weichgewebe vorzubeugen. Langzeitergebnisse für die Anwendung der NovoMatrix stehen aktuell noch aus. Fazit Für den Erfolg der Sofortversorgungskonzepte sind eine strenge Indikationsstellung und präzise Chirurgie, sowie der Aufbau der periimplantären Hart- und Weichgewebe ebenso wie die Verwendung geeigneter Implantatgeometrien erforderlich. Der wesentliche Vorteil liegt im Vergleich zum konventionellen Vorgehen – Extraktion / Socketpreserviation / Implantation / Einheilung / Eröffnung / temporäre Versorgung / definitive Versorgung – in der Reduzierung der Behandlungszeit. Davon profitieren sowohl der Patient als auch, aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet, die Praxis. Langzeitbetrachtungen zeigen keine unterschiedlichen Resultate zwischen dem konventionellen und sofortigen Vorgehen.[8] Die hohe Compliance und der gute Allgemeinzustand der Patienten erlauben eine gute Langzeitprognose der Implantatversorgung. Mein besonderer Dank gilt Herrn Bastian Wagner für die Ausführung der exzellenten zahntechnischen Arbeit. Referenzen [1] Compton SM, Clark D, Chan S, Kuc I, Wubie BA, Levin L. Dental Implants in the Elderly Population: A Long-Term Follow-up. Int J Oral Maxillofac Implants. Jan/Feb 2017;32(1):164-170. [2] Wolfart S. Ästhetische Analyse und Planung in der Implantologie. Quintessenz Implantologie 2019;27(2):117-31 [3] Happe A. Debring L, Grandoch A, Neugebauer J. Aktuelle Konzepte zur Sofortimplantation im Frontzahnbereich. Quintessenz Implantologie 2019;27(2):173-83 [4] Mundt T. Aufklärung des Patienten vor implantatprothetischer Therapie. Quintessenz Implantologie 2019;27(1):27-36 [5] Ikiru A, Yasunori A, Ryosuke K, Wakana O, Yuri M, Akihiro F, Yoshihiro T, Kiyoshi K; Soft tissue sealing around dental implants based on histological interpretation; J Prosthodont Res. 2016 Jan;60(1):3-11 [6] Lin Z., Nica C., Sculean A, Asparuhova M ; Laboratory Enhanced Wound Healing Potential of Primary Human Oral Fibroblasts and Periodontal Ligament Cells Cultured on Four Different Porcine-Derived Collagen Matrices Materials. 2020;13(17):3819 [7] Nica C., Lin Z., Sculean A, Asparuhova M ; Enhanced wound healing potential of primary human oral fibroblasts and periodontal ligament cells cultured on four different porcine-derived collagen matrices; Materials. 2020;13(11):2635 [8] Qian Cheng, Ying-Ying Su, Xin Wang, Su Chen; Clinical Outcomes Following Immediate Loading of Single-Tooth Implants in the Esthetic Zone: A Systematic Review and Meta-Analysis, Int J Oral Maxillofac Implants . Jan/Feb 2020;35(1):167-177. • Zahnarzt und Zahntechniker, Ästhetische Zahnmedizin, Implantologie • Studium der Kulturreflexion sowie Studium Buisness Economics • Zahnärztliche Leitung der Abteilung für Dentalhygiene und Ästhetik • Referent für die DIU Dresden International University, Masterstudiengang Parodontologie und Implantattherapie • Associate Fellow of the Foundation for Oral Rehabilitation (FOR) seit 2014 Amberger Str. 32 81679 München kontakt@paulschuh.com www.pauschuh.com Dr. Paul Schuh

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