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Dezember 2019 Das CAMLOG Partner-Magazin 45 DAS GLÜCK GEHÖRT DEM TÜCHTIGEN

logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 3 EDITORIAL 2 logo - das CAMLOG Partner-Magazin • Erscheinungsweise: zweimal jährlich • Herausgeber: CAMLOG Vertriebs GmbH • Maybachstraße 5 • D-71299 Wimsheim Telefon: +49 7044 9445-100 • Telefax: +49 800 9445-000 • www.camlog.de, Redaktion: Oliver Ehehalt (verantwortlich), Michael Ludwig, Martin Lugert, Anela Mehic, Françoise Peters, Andrea Stix, Ingrid Strobel, Mona Wolf • Fotos: Alle Bilder sind von CAMLOG außer die Fotos auf S.7: edele-fotoga e, S.33, S.36,38, S46-47: stock.adobe.com/de, S.42-43: Simon Wegener • Gestaltung: Kerstin Gerhardt • Druck: Wurzel Mediengruppe, Esslingen • Au age: 20.000 Exemplare. Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors und nicht immer die Meinung des Herausgebers wieder. In den Beiträgen erwähnte Marken können rechtlich registrierte Marken sein, wie jeweils bei erster Nennung einer Marke in dieser Publikation bezeichnet. Aufgrund der besseren Lesbarkeit verzichten wir auf die weitere Kennzeichnung der entsprechenden Markenbezeichnung im restlichen Dokument. INHALT Liebe Leserinnen, liebe Leser, Veränderungen sind die Konstante in unserer Zeit. Nur wer sich verändert kann erfolgreich sein. Selbstzufriedenheit ist der zuverlässigste Indikator für Misserfolg. Es ist eine ganz spezielle Eigenschaft unserer Branche, dass der Markt und somit auch wir uns stetig wandeln und wir unseren Kunden helfen in diesem Wandel erfolgreich zu sein. Die Dynamik unseres Unternehmens nimmt zu. Henry Schein hat 2004 in Camlog investiert, zu Beginn 2014 kam BioHorizons dazu und in den letzten Jahren haben wir durch organisches Wachstum und weitere Zukäufe ein führendes globales Unternehmen in der dentalen Implantologie und Regeneration geschaffen. Paradoxerweise ist die Beständigkeit in dieser andauernden dynamischen Phase des Wachstums und der Internationalisierung ein wichtiger Schlüsselfaktor für den Erfolg. Langfristiges Denken, Ausdauer und Zielstrebigkeit zeichnen uns aus. Ich möchte hier den Autor Rolf Döbeli zitieren: «Langzeiterfolge entwickeln sich wie Kuchen mit Backpulver. Langsame, langweilige, lang andauernde Prozesse führen zu den besten Resultaten.» Dies gilt insbesondere bei der Zusammenführung von Firmen, Kulturen und Menschen. Die Mitarbeitenden, die über viele Jahre das Unternehmen in kleinen Schritten voranbringen, sind in diesen Prozessen das Backpulver. Das gleiche gilt auch für das CAMLOG Implantatsystem, das vor 20 Jahren auf den Markt gebracht und kontinuierlich verbessert wurde. Als wir in diesem Frühjahr die neue Implantatlinie PROGRESSIVE-LINE auf den Markt brachten, wurde es von unseren Kunden als Evolution beschrieben. Evolution ist eine Veränderung, die auf den erfolgreichen Eigenschaften der Vergangenheit aufbaut: Lesen Sie dazu den Fall auf Seite 18. Evolution und gleichzeitig revolutionär ist NovoMatrix im Bereich der Biomaterialien: erfahren Sie mehr über das Potenzial dieses Produktes auf Seite 30. Beständigkeit bei den Mitarbeitenden liegt uns besonders am Herzen. Michael Ludwig war Gründungsmitglied und leitete zwanzig Jahre den Vertrieb Deutschland – und so wie ihn gibt es viele andere Mitarbeitende, die seit den Gründungsjahren bei uns in der Firma tätig sind. Dies ist einzigartig in unserer Industrie. Mit Ausdauer und Beständigkeit hat Michael mit dem gesamten Team CAMLOG zur führenden Implantatmarke in Deutschland gemacht. Sein Bestreben war geprägt von der Beständigkeit in den Beziehungen zu unseren Kunden; er hat von Anfang an die Partnerschaft und die Schaffung von Mehrwert für die Kunden in den Mittelpunkt gestellt. Als mir Michael vor einem Jahr mitgeteilt hat, dass er sich auf Ende 2019 aus dem operativen Geschäft zurückziehen will, war uns beiden klar, dass dies eine Herausforderung sein wird und nicht über Nacht geschehen kann. Es war typisch Michael, dass er auch diese Aufgabe mit vollem Einsatz in Angriff genommen hat. Es war kein Auslaufen, sondern ein eigentlicher Schlussspurt. Das ganze Jahr war bisher gefüllt mit Kundenbesuchen und der strukturierten Übergabe von Projekten. Ich danke Michael, allen Mitarbeitenden und allen Kunden, dass wir tagtäglich die Beständigkeit in unserer Partnerschaft leben und dies ein fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur ist. Michael wird CAMLOG und die Global Dental Surgical Group weiterhin in strategischen Fragen unterstützen und zusammen mit unserem Führungsteam, allen voran Martin Lugert und Markus Stammen, dafür sorgen, dass wir uns auch in Zukunft gemeinsam mit unseren Kunden in vielen kleinen Schritten beständig verbessern. Freuen Sie sich auf 2020: auf spannende Veränderungen, die wir mit Gelassenheit und Entschiedenheit anpacken. Wir bleiben dran. Ihr Dr. René Willi, Präsident Global Dental Surgical Group, Henry Schein ERFOLG BEWAHREN HEISST VERÄNDERUNGEN LEBEN! TITELSTORY • Das Glück gehört dem Tüchtigen – ein persönliches Interview mit Michael Ludwig geführt von Oliver Ehehalt 4 WISSENSCHAFT/KLINISCHE FORSCHUNG • Wissenstransfer und fantastische Stimmung beim SIT 019 8 PRAXISFALL • Eine Rekonstruktion mit dem CERALOG Hexalobe Implantat nach komplexem Knochenaufbau in der Oberkieferfrontzahnregion, Dr. Falk Nagel 12 • Sofortversorgung im Zahnlosen Oberkiefer – ein individuell angepasster Therapieweg, Dr. Christian Hammächer 18 PRODUKTE • DEDICAM Stege mit Überwürfen für Preci-Vertix® und Preci-Horix® Matrizen 26 • iSy® – für den digitalen Work ow wie gemacht 28 • Klinische Erfahrungen mit MinerOSS® XP 29 • NovoMatrix™ – eine azelluläre dermale Matrix – der Durchbruch in der Weichgewebekonstruktion 30 AKTUELLES • CERAMIC EXCELLENCE Programm 32 • CAMLOG Website bekommt einen neuen Anstrich 33 • CAMLOG und BioHorizons – zwei starke Marken, die ihre Kräfte global bündeln 34 PRAXISMANAGEMENT • Feedback – aber richtig! 36 VERANSTALTUNGEN • Das UPDATE Implantologie in Köln – eine erfolgreiche Veranstaltung mit besonderem Charme 40 • Liebe fürs Detail und Leidenschaft für den Beruf – der 6. CAMLOG Zahntechnik-Kongress Faszination Implantatprothetik 42 • Digitaler Workflow – Wie geht’s? So geht’s! – die gemeinsame Fortbildungsreihe von CAMLOG und Henry Schein 44 • Das Oral Reconstruction Symposium – 20/20 Vision – New York City, NY, USA, 30. April bis 2. Mai 2020 46 • CERALOG erfüllt ganzheitliche Therapieansprüche – ein etwas anderer Blick auf die Implantatbehandlung 48 • Sofortversorgungskonzepte – einfach realisierbar mit PROGRESSIVE-LINE 50 • Navigierte 3D-Implantatplanung – Möglichkeiten zum Einstieg in die digitale zahnmedizinische Implantologie 51

logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 TITELSTORY TITELSTORY 5 4 2019 ist für CAMLOG und den Geschäftsführer Michael Ludwig ein einschneidendes Jahr. Im Oktober feierte Michael Ludwig seinen 60. Geburtstag und zum Jahresende wird er sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen und die Leitung der CAMLOG Vertriebs GmbH vollständig an seine beiden Nachfolger Martin Lugert und Markus Stammen übergeben. 2019 – das bedeutet auch 20 Jahre CAMLOG. 20 Jahre – eine lange Zeit? Ja und Nein. Lange im Leben eines Menschen. Kurz im Verhältnis zu dem, was Michael Ludwig mit dem CAMLOG Team erreicht hat, nämlich der Aufstieg von einem Newcomer an die Spitze des Implantatmarktes in Deutschland. Aus seinen Erfolgsrezepten hat Michael Ludwig nie ein Geheimnis gemacht. Dazu zählt seine große Leidenschaft: intensive Gespräche mit Kunden, Partnern und Mitarbeitenden führen, um die dabei gewonnenen Erkenntnisse mit dem eigenen Erfahrungsschatz zu kombinieren. So entstehen neue Ideen und neues Wissen – beides hat Michael Ludwig als Geschäftsführer immer gerne geteilt. Die Überzeugung, dass man im Team mehr erreicht, hat Michael Ludwig bei CAMLOG vorgelebt und geprägt. Sie ist in unserer Unternehmenskultur tief verwurzelt und in unserem Haus spürbar. Selbstverständlich lässt ihn die „logo“ Redaktion nicht gehen, ohne ihn zu seinen Erfahrungen, seiner aktuellen Gefühlslage und seinen Zukunftsplänen zu befragen. Michael, wie fühlst du dich mit 60? Ganz ehrlich – mein Kalender war in den letzten Monaten, Wochen und Tagen mit der Übergabe der Geschäftsleitung so gut gefüllt, dass ich gar nicht viel Zeit hatte darüber nachzudenken. 60 ist zwar nicht mehr ganz jung, aber es ist de nitiv noch nicht alt. Ich denke der Schritt, den ich mit meinem 60. Geburtstag verbunden habe, nämlich mich aus dem operativen Geschäft bei CAMLOG zurückzuziehen, beweist, dass ich mit dem Alter kein Problem habe. Wie schwer ist dir die Entscheidung gefallen, dich fortan mehr auf dein Privatleben zu konzentrieren? Natürlich ist mir diese Entscheidung nicht leichtgefallen. Den richtigen Zeitpunkt festzulegen, wann man aufhört, ist eine der schwierigsten Entscheidungen. Es sind schon Emotionen dabei, wenn ich daran denke, dass ich nach 20 Jahren bei CAMLOG und fast 30 Jahren in einer Branche, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, nun kürzertrete. Gerade wegen des unglaublichen Spirits und des Erfolgs dieser Firma, vor allem aber wegen den Mitarbeitern und Kunden, liebe ich CAMLOG. Für mich war es eine phänomenale und tolle Zeit. Ich möchte aber auch nicht zur Gruppe derer gehören, die meinen, sie wären unersetzlich. Nach vielen Jahren in diesem großartigen Unternehmen traf ich eine für mich persönlich wichtige Entscheidung: mehr Zeit für meine Familie, meine Freunde und auch für mich selbst zu haben und somit das Leben aus einer anderen Perspektive zu genießen. Für mich persönlich ist es schön, auf meinem beru ichen Höhepunkt loslassen zu können. Welche Erinnerungen nimmst du mit? Da gibt es natürlich sehr viele. Noch gut kann ich mich erinnern, wie ich 1999 als einer von vier Gesellschaftern und „junger Spund“ zusammen mit Axel Kirsch, Gunther Thielen und Thomas Hölper die ALTATEC Medizintechnische Elemente GmbH & Co.KG in Wurmberg mitgegründet habe. Wir hatten einige Startschwierigkeiten und gerade die Anfangsjahre waren nicht ganz einfach. Den Zuspruch für CAMLOG mussten wir uns hart erarbeiten. Damals hat alles mit einem kleinen engagierten Team und einer gemeinsamen Idee angefangen: Implantologie für alle Beteiligten mit dem CAMLOG Implantat und der innovativen Tube-in-Tube Verbindung möglichst einfach zu machen. Ich denke, was am Ende bleibt, sind die Kontakte zu den Menschen. Ich hatte das Glück, all die Jahre ein super Team führen zu dürfen, welches sich immer voll engagiert für die Bedürfnisse unserer Kunden eingesetzt hat. Außerdem habe ich in all diesen Jahren in der Branche viele interessante Persönlichkeiten getroffen. Daraus haben sich viele freundschaftliche Beziehungen ergeben, die weit über das rein Geschäftliche hinausgehen und die werde ich auch in Zukunft weiter p egen. Du warst als Geschäftsführer bei CAMLOG außerordentlich erfolgreich. Wie hast du das Unternehmen auf den Wechsel vorbereitet? Natürlich macht man sich schon im Vorfeld, noch bevor die eigene Entscheidung feststeht, viele Gedanken, wie es danach weitergeht – nicht nur für einen persönlich, sondern insbesondere auch für das Unternehmen, für das man viele Jahre gelebt hat. Wie immer bei CAMLOG, steht hinter jeder wichtigen Entscheidung ein Team, stehen Mitstreiter, welche die Entscheidung mittragen und die Umsetzung zu einem Erfolg werden lassen. Ich nde es gut, dass unternehmensseitig meiner Empfehlung gefolgt wurde und wir die Nachfolge intern mit zwei sehr guten Leuten besetzen konnten, die sich in den letzten Jahren mehr als bewährt haben. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, die operative Verantwortung jetzt an meine beiden Kollegen Martin Lugert und Markus Stammen und das ganze CAMLOG Team zu übergeben. Mit Martin und Markus, echten Teamplayern, arbeite ich schon seit vielen Jahren sehr intensiv und vertrauensvoll zusammen. Durch die frühzeitige interne Bekanntgabe meiner Entscheidung schon vor über einem Jahr war es uns möglich, die Stabübergabe aus der eigenen Stärke heraus zu organisieren. Martin und Markus sind ja bereits seit Januar 2019 neben mir voll in der Verantwortung als Geschäftsführer der CAMLOG Vertriebs GmbH. Beide sind dynamische Menschen, deren Herzen zu 100 Prozent für CAMLOG schlagen, die neue Ideen einbringen und Veränderung leben beziehungsweise umsetzen. Sie ergänzen sich in ihren neuen Aufgaben hervorragend und teilen mit mir meine Philosophie der Unternehmensführung. Wieso glaubst du, dass es heute besser ist, das Unternehmen mit zwei Geschäftsführern zu führen anstatt mit einem? Es war für mich immer ein Ansporn, die Zukunft von CAMLOG mit strategischem Weitblick, einer nachhaltigen Unternehmensführung sowie einer guten Führungskultur zu gestalten. Diesen Aspekten DAS GLÜCK GEHÖRT DEM TÜCHTIGEN EIN PERSÖNLICHES INTERVIEW MIT MICHAEL LUDWIG GEFÜHRT VON OLIVER EHEHALT

logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 TITELSTORY TITELSTORY 6 7 werden meine Nachfolger genauso viel Aufmerksamkeit schenken wie ich. Was in den letzten Jahren deutlich anspruchsvoller geworden ist, ist das Umfeld, in dem wir tätig sind – sowohl technologisch, Stichwort Digitalisierung – als auch vom Marktumfeld her. Wir be nden uns seit einigen Jahren in einer Phase der Konsolidierung und Konzentration. Viele der einst kleinen Start-ups sind heute Teil großer international agierender Unternehmen, deren Geschäftsbereiche nicht selten teils kooperierend, teil konkurrierend zueinander im Verhältnis stehen. Die Rahmenbedingungen sind heute komplexer als gestern. Darüber hinaus hat sich auch CAMLOG durch das starke Wachstum der vergangenen Jahre verändert. Ich habe versucht CAMLOG wie ein Familienunternehmen zu führen, was zu diesem Zeitpunkt sicherlich auch richtig war. Wir haben aber heute eine ganz andere Organisationsgröße mit teils anderen Geschäftsmodellen. Deshalb ist es auch notwendig, CAMLOG heute mit einem international skalierten Geschäftsmodell anders zu betreiben als ein kleines Start-up Unternehmen. Dem tragen wir global durch unsere enge Zusammenarbeit mit BioHorizons unter dem Dach der Global Dental Surgical Group Rechnung und gestalten unsere Zukunft proaktiv getreu dem Motto „Think global, act local“. Die Welt und auch unsere Branche bewegen sich rasant, Tempo und Komplexität haben enorm zugenommen. Aus diesen Gründen bin ich der Überzeugung, dass eine gewisse Arbeitsteilung auch auf Geschäftsleitungsebene absolut zeitgemäß ist. Ich sehe es so, dass mit mir eine sehr erfolgreiche Ära zu Ende geht, gleichzeitig aber mit Markus und Martin und dem gesamten CAMLOG Team eine neue und erfolgreiche Ära startet. Die Nähe zu deinen Kunden und zu deinen Mitarbeitern hat dich immer ausgezeichnet. Wie schafft man es, über 20 Jahre hinweg den CAMLOG Spirit aufrecht zu erhalten, der ja nach innen und außen abstrahlt? Ich bin dankbar. Für zwanzig Jahre, in denen ich ein loyales, zuverlässiges und hochmotiviertes Team hatte, das mir als Geschäftsführer stets das Gefühl gegeben hat, nicht nur Mitarbeiter, sondern Sparrings-Partner und Unterstützer zu haben, welche mit großem Ehrgeiz und ungeheurem Einsatz immer versucht haben, das Unmögliche möglich zu machen. Bei dem Wachstum von CAMLOG in den vergangenen Jahren war und ist es entscheidend, permanent die Augen und Ohren offen zu halten, um geeignete neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Bord zu holen und ins Team zu integrieren. Wer heute die besten Mitarbeiter haben will, muss ihnen Raum geben, sich zu entfalten und eine Atmosphäre schaffen, in der sie sich wohlfühlen. Heute braucht es einen kooperativen Führungsstil. Dazu braucht man gute Kommunikation und viel Empathie. Ich habe früh gelernt, wie motivierend es für das Team ist, wenn man als Chef offen mit seinen Fehlern umgeht. Für mich ist Mitarbeiterführung eine Herzensangelegenheit. Mein Motto lautet: „Führen mit Herz, steuern mit Verstand“. Oder mit den Worten von Paul Claudel: „Nichts kann den Menschen mehr stärken als das Vertrauen, das man ihm entgegenbringt.“ Denn aus Vertrauen wächst Selbstvertrauen. Die Begeisterung für die eigene Firma, die eigenen Produkte und die Lust auf Neues machen den Unterschied. Wir haben heute eine ausgezeichnete Mischung aus Professionalität und familiärem Charakter, aus Erfahrung und jugendlichem Esprit. Es ist uns gelungen, ein Team zu bilden, das in der „Champions League“ der Dentalbranche mitspielt. Darauf dürfen wir stolz sein und das ist auch nicht nur mein Verdienst, sondern dazu haben alle Mitarbeiter beigetragen. CAMLOG hat dir sehr viel zu verdanken. Wer waren zurückblickend deine wichtigsten Wegbegleiter? Ich hatte in meinem Leben vier Mentoren, ohne die ich nicht da wäre, wo ich heute bin. Alle haben mich gefördert und unterstützt. Sie haben mir immer ihr vollstes Vertrauen geschenkt und mich machen lassen. Da war ganz am Anfang meiner Berufslaufbahn Gerd Schulte, Geschäftsbereichsleiter und Aufsichtsratsvorsitzender der Degussa AG, dann Thomas Hölper – mit dem ich bei Metalor zusammengearbeitet habe und der wie schon erwähnt auch einer der Gründer von CAMLOG war. Und die letzten 15 Jahre Jürg Eichenberger, der nicht nur mein Mentor war, sondern in der Zwischenzeit auch ein guter Freund ist. Mein längster und ganz persönlicher Ratgeber ist mein Patenonkel Rüdiger Lambert. Er begleitet mich seit meiner Jugend und hat mir die letzten 40 Jahre viele wertvolle Ratschläge gegeben. Durch unsere stundenlangen Telefonate versteht er heute fast so viel vom Dentalmarkt wie ich. Gibt es etwas, das du der CAMLOG Familie mit auf den Weg geben möchtest? Als wir CAMLOG vor 20 Jahren gründeten, haben wir versucht, ein Wertesystem, Regeln sowie eine Kultur zu etablieren, die auf Authentizität, gegenseitigem Respekt, Fairness, Offenheit, Vertrauen, Verantwortung und einem lösungsorientierten Ansatz aufbaute. Wir haben versucht, eine StolzKultur zu schaffen. Ich denke, diese Kultur kann man bei CAMLOG und ALTATEC auch heute noch spüren. Diese Werte und der ungeheure Spirit müssen auch bei dem weiteren Wachstum erhalten bleiben. Zudem ist Vertrauen meiner Meinung nach langfristig der wichtigste Differenzierungsfaktor für unser Geschäft. Das Vertrauen unserer Kunden in die Qualität unserer Produkte, die Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit unseres Unternehmens, sowie das Vertrauen unserer Mitarbeiter in die Führung. Einer meiner Leitsätze ist: Zukunft braucht Herkunft. Die Vergangenheit ist wichtig. Sie gibt uns Identität. Sie vermittelt Werte, die es zu bewahren gilt. Und dennoch: Wir leben im Hier und Jetzt. Wir müssen heute handeln, um unser Morgen vorzubereiten. Nach vorne schauen, Dinge anschieben, die uns wichtig sind. Und die Gelegenheiten nutzen. Für wichtig halte ich auch, dass wenn Unternehmen größer und komplexer werden, es gilt, die Dynamik beizubehalten und externe Trends aufzunehmen. Wenn man gegen sie kämpft, kämpft man gegen die Zukunft. Nimmt man sie auf, bekommt man Rückenwind. Und zu guter Letzt: Einzeln sind wir nichts, im TEAM sind wir alles. Was macht der Privatmann Michael Ludwig nach CAMLOG und in welcher Weise wirst du CAMLOG verbunden bleiben? Mein Leben war bis jetzt immer vollgepackt mit Aufgaben, Terminen, Verp ichtungen und Aktivitäten. Jetzt freue ich mich darauf, es in Zukunft etwas entspannter angehen lassen zu können. Das erste, was ich im Januar machen werde ist ein 3-wöchiges Gesundheits- und Fitnessprogramm unter professioneller Anleitung. Zum einen, um ein bisschen Abstand zu gewinnen und zum anderen, um t in meine neue Lebensphase zu starten. Neben Familie und Freunden werde ich sicherlich auch mehr Zeit für Hobbies haben, wie zum Beispiel Segeln, Skifahren, Wandern, Städtereisen, CabrioAusfahrten – und neben dem roten Sand werde ich auch öfter mal Gras betreten – nein, nicht bei den Wimbledon Seniors, sondern eher auf dem Golfplatz. Ein weiteres Hobby bleibt natürlich die Wirtschaft. Am 21. März dieses Jahres wurde ich of ziell als Mitglied in den Senat der Wirtschaft Deutschland und Europa berufen. Innerhalb dieses renommierten Kreises versuche ich, meine Wirtschafts- und Branchenerfahrung zu Themen des Gesundheitswesens einzubringen und das Bewusstsein für die Zahnmedizin in den Gremien zu stärken. Und von CAMLOG werde ich mich erst gar nicht ganz verabschieden, sondern der Familie eng verbunden bleiben. Zum einen habe ich einen Beratervertrag über zwei Jahre unterschrieben und zum anderen haben sich ja im Laufe der Jahre wie schon erwähnt viele freundschaftliche Beziehungen ergeben, die ich aufrechterhalten möchte. Bei der einen oder anderen CAMLOG Veranstaltung wird man mich sicher wiedersehen – und zwar nicht nur beim Oral Reconstruction Global Symposium in New York Ende April nächsten Jahres. Mehr wird heute aber noch nicht verraten. Eines ist ganz sicher: Langweilig wird es mir nicht. Lieber Michael, vielen Dank für 20 fabelhafte und prägende Jahre. Mit dem neuen Vertriebsgebäude, in dem ein offenes und kommunikatives „Multi-Space-Konzept“ realisiert wurde, zogen in Wimsheim auch ein Tisch-Kicker und eine Tischtennisplatte ein, um den Kopf für kreative Ideen frei zu bekommen. Sponsor: Michael Ludwig.

WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 8 9 nen Schritte besprochen und der planerische Prozess in der Implantatplanungssoftware smop von Swissmeda live bearbeitet. Das Ziel im Workshop für Implantat-Einsteiger war das Erreichen der „Platzreife“. PD Dr. Stephan Acham, Graz (AT), vermittelte fundiertes Wissen zur Insertion und prothetischen Versorgung von Implantaten. Neben der Theorie mit Themen zur Indikationsstellung, Diagnostik und Planung sowie anatomischen und chirurgischen Grundlagen, konnten die Teilnehmer das Gelernte an Tierpräparaten umsetzen. Um den Wissensdurst der Teilnehmer nach dem of ziellen Ende zu stillen, verlegte Dr. Acham den Kurs kurzer Hand in das Foyer und beantwortete dort noch für weitere drei Stunden alle aufkommenden Fragen. Im fünften Workshop war die Kondition der Teilnehmer gefordert. In einer Art Zirkeltraining wurden, unter der Schirmherrschaft von Prof. DDr. Gerald Krennmair, Marchtrenk (AT), die Implantatsysteme iSy, LODI und PROGRESSIVE-LINE vorgestellt. Auch Versorgungskonzepte, wie verschraubte Brücken- und Stegversorgungen mit dem COMFOUR Abutmentsystem stießen auf großes Interesse. Optimal könnten die Vorteile durch die Planung und die Fertigung der Suprakonstruktion in Kooperation mit DEDICAM genutzt werden, so die CAMLOG Produktspezialisten, Tobias Roth, Melvin Albert, Stephan Dalberg und Peter Breil. Alexander Jirku, Geschäftsführer der Alltec Dental, stand zur Begrüßung vor einem vollbesetzten Saal. Mit Freude und Stolz nahm er den Kongress zum Anlass und verkündete den Zusammenschluss zweier starker Marken – der ALLTEC DENTAL und der CAMLOG. Beide Unternehmen hatten schon in der Kongressvorbereitung eng zusammengearbeitet. „Wenn Du Dich nicht weiterentwickelst, geht es Dir wie den Dinosauriern, Du stirbst aus“. Dieser Satz passte auch zum Kongress, der mit Referaten auf hohem Niveau Lösungen und Herangehensweisen für die individuelle patientenorientierte Zahnmedizin in der Implantologie bot – ob digital oder analog. „Durch Fehler wird man klug, drum ist einer nicht genug“ so das Thema von Dr. Claudio Cacaci, München (DE). Dieser blickt auf eine langjährige Tätigkeit als Implantologe zurück. Er berichtete aus seinem Erfahrungsschatz heraus über mögliche Fehlerquellen, die es im Hinblick auf eine ästhetische Versorgung zu vermeiden gilt. So wäre die Grundvoraussetzung für eine langzeitstabile Implantatrekonstruktion eine exakte Behandlungsplanung ebenso wie das Wissen um den Einsatz der richtigen Materialen und chirurgischen Techniken. Ein weiterer erfolgsversprechender Baustein seien die Absprachen zwischen allen in der Behandlung involvierten Teammitgliedern. Der interdisziplinäre Austausch sei essenziell, um auch mit dem Fortschritt in der Zahnmedizin schrittzuhalten. In Österreich werden zirka 70 % der Ordinationen von Einzelpersonen geführt. Dadurch wird die Zusammenarbeit mit mehreren Kollegen unterschiedlicher zahnmedizinischer Fachrichtungen, die für komplexe Restaurationen gefordert sind, vor allem für Kassenpraxen in ländlichen Gegenden erschwert. Sowohl Behandler als auch Patienten müssten weite Fahrtstrecken in Kauf nehmen und viel Zeit inAus den Erfahrungen der vorangegangenen Veranstaltungen war klar, dass der Donnerstag mit fünf unterschiedlichen Workshops ein Highlight zum Auftakt des Kongresses sein würde. Im ersten Workshop appellierte PD Dr. Gerhard Iglhaut, Memmingen (DE), die biologischen Grundlagen zur Knochenheilung bei jedem Eingriff zu berücksichtigen. Er gab einen breitgefächerten Überblick über aktuelle Biomaterialien zur Hart- und Weichgewebsregeneration. Er sprach über eine Vielzahl von Faktoren, wie Systemische Erkrankungen sowie lokale oder postoperative Faktoren, die es für eine erfolgreiche Regeneration zu beachten gilt. Mit einigen Fallbildern erläuterte er die Möglichkeiten der neuen NovoMatrix. Die azelluläre dermale Matrix aus porcinem Gewebe, die im April 2020 gelauncht wird, stellt eine echte Alternative zu autologen Bindegewebstransplantaten dar. Im Workshop von Dr. Oliver Steinwendtner, Gföhl (AT), stand die Wertigkeit von Zirkoniumdioxid-Implantaten im Fokus. Er zeigte Besonderheiten und Limitationen des Werkstoffs und verschaffte einen kompletten Überblick über den KeramikimplantatMarkt. Der Umgang mit Zirkonimplantaten und das Verständnis der biologischen Faktoren sei unabdingbar für vorhersagbare Ergebnisse – sowohl in chirurgischer als auch prothetischer Hinsicht. Dass „Weiß“ das Behandlungsspektrum der Praxis erweitert, stand nach diesem Workshop außer Frage, vor allem um einer individuellen Patientenbetreuung gerecht zu werden. Unter der emotionalen Patenschaft von Dr. Helfried Hulla, Strass (AT), und dessen Ansätze zur „digitalen Zahnarztpraxis“ gaben ZT Martin Steiner und ZT Sascha Pawlitschko (DEDICAM) zunächst einen allgemeinen Überblick über die Branchenentwicklung digitaler Technologien und Versorgungstrends. Auswirkung und Nutzen digitaler Prozesse zur prothetischen Rehabilitation von Patienten liegen maßgeblich in der Vorhersagbarkeit der Therapie und der zeitlichen Optimierung durch Reduzierung und Dauer der Therapieschritte. Anhand eines Falls und der Einsatzmöglichkeiten des Intraoralscanners wurden die einzelBeim 7. Salzburger Implantologie Treffen, das vom 10. bis 12. Oktober in Saalfelden stattfand, waren 159 Teilnehmer begeistert dabei. Unter der Schirmherrschaft der Oral Reconstruction Foundation hatte die ALLTEC DENTAL GmbH das inzwischen renommierte, erfolgreiche Fortbildungs-Event im Hotel Gut Brandlhof in der Pinzgauer Alpenregion veranstaltet. Sechszehn Referenten besprachen wissenschaftlich fundierte und inno-vative Behandlungskonzepte im Spannungsbogen digitaler und analoger Anwendungsmöglichkeiten. Klar herausgestellt wurde, dass beide Welten in einer Koexistenz bestehen und sich ef zient ergänzen lassen. WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG WISSENSTRANSFER UND FANTASTISCHE STIMMUNG BEIM 7. SALZBURGER IMPLANTOLOGIETREFFEN 019

WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 10 11 vestieren. Dr. Laurenz Maresch, Graz (AT), ist so ein Einzelkämpfer. Er meistert knif ige Aufgabenstellungen oft allein. Anhand eines komplexen Patientenfalls stellte er ein Konzept vor, womit er einen Patienten bei einfacher kieferorthopädischer Therapie, chirurgisch-implantologisch und prothetisch-restaurativ erfolgreich behandelte. Auf die Feststellung „Wenn ohne Brösel nichts mehr geht, dann ...“ erhielten die Teilnehmer von Prof. DDr. Werner Millesi, Wien (AT), Informationen zum Regenerationsverhalten der Knochenersatzmaterialen unterschiedlichsten Ursprungs. Zunächst zeigte er die historische Entwicklung der Augmentationen. Anhand der häu gsten Indikationen, wie der Socket Preservation und des Sinuslifts erläuterte er die Besonderheiten, die Handhabung und die biologischen Umbauprozesse der Materialien. Prof. Dr. Florian Beuer, Berlin (DE), zeigte den Weg von der anfänglichen Euphorie des „Full-digital Work ows“ in die Realität der sinnvollen routinemäßigen Nutzung der neuen Technologien. Im Vortrag stellte er ein Gesamtkonzept vor – von der digitalen intraoralen Erfassung über die 3DRöntgendiagnostik bis hin zur Fertigung der Versorgung. Beuer zeigte die Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Technologien auf und beleuchtete den Mehrwert in Bezug auf Kosten, Nutzen und Qualität. Sein Fazit: Mit den neuen Scannern können Kiefer heute präzise abgeformt werden. Auch die digitale Fertigungstechnologie ist qualitativ auf einem sehr hohen Niveau. Einzig die Herstellung gedruckter Modelle hinke dem hohen Anspruch noch hinterher. Auf die „Suche nach dem Schlüssel zum Erfolg“ begab sich ZTM Vincent Fehmer, Genf (CH) – an diesem Wochenende alleine, da Frau Prof. Dr. Irina Sailer verhindert war. Monolithische Implantatrekonstruktionen sind ihr Erfolgskonzept. Sie wägten die konventionellen und digitalen Therapie- und Planungsschritte gegeneinander ab und zeigten ein prothetisches Konzept für den klinischen Alltag, basierend auf den aktuellen wissenschaftlichen Grundlagen. Ihr Fazit: 3D Imaging im Bereich der digitalen Diagnostik und computergestützten, geführten Chirurgie sowie CAD/ CAM-Techniken im Rahmen der zahn- und implantatgetragenen Prothetik bieten auf zahlreichen Ebenen viele Vorteile. Rein digitale Versorgungen sind mit nicht ganz unerheblichen Investitionen verbunden und zur Überprüfung der approximalen Kontaktpunkte sei noch immer ein physisches Modell notwendig. Unabdingbar ist die Differenzierung der unterschiedlich stabilen Zirkonoxide, um den geeigneten Werkstoff für die jeweiligen Indikation zu wählen. Monolithische Hybridkronen sind ef zient, können in einer hohen Qualität gefertigt werden und reduzieren die Kosten. Für eine langzeitstabile Versorgung sei die korrekte Vorbehandlung der Klebestelle und das richtige Verbundmaterial für das entsprechende Zirkonoxid essenziell. Auch die Moderatoren der SIT, Dr. Helfried Hulla und Prof. DDr. Gerald Krennmair, widmeten sich der Fragestellung, ob die digitale Technologie die analoge Herstellungsform schlägt und stellten die beiden Verfahren gegenüber. Der digitale Work- ow sei bei einer Sofortimplantation eine attraktive Lösung mit wenigen Behandlungssitzungen. Die implantatprothetische Behandlungsform nach dem Maló-Konzept ist eine wichtige Säule im Portfolio von Prof. DDr. Krennmair für zahnlose Unterkiefer. Er zeigte verschiedene wissenschaftliche Studien zum Konzept und diskutierte die Risikofaktoren bezüglich der Ausbildung einer Periimplantitis. Nach dem wissenschaftlich geprägten Tag fand am Abend in Tom`s Almhütte die legendäre Kongress-Party statt. Busse brachten die Teilnehmer nach Maria Alm und dann gings mit der eigens für die Teilnehmer geöffneten Kabinenbahn hoch auf den Natrun. Neben köstlichem Essen und diversen regionalen und überregionalen Getränken wurden die Themen vom Tag diskutiert, neue Bekanntschaften geschlossen oder alte aufgefrischt. Bis tief in die Nacht wurde ausgelassen gefeiert. Doch am nächsten Morgen lauschten wieder alle Teilnehmer den Ausführungen von Doz. Dr. Dieter Busenlechner, Wien (AT), in dessen Konzept sich die Sofortimplantation und Sofortversorgung als nachhaltige Therapieform des unbezahnten Kiefers etabliert hat. Er zeigte minimalinvasive Methoden, die navigierte Aufbereitung und den durchgehend digitalen Work ow. Keiner kennt die Biomechanik dentaler Implantate so genau wie Prof. Dr. Katja Nelson, Freiburg (DE). Charmant verpackte sie das wissenschaftliche Know-how und zeigte neue Erkenntnisse und unterschiedliche Faktoren, die eine Periimplantitis initiieren können. Mit dem neuen PROGRESSIVE-LINE Implantat können Grenzen in der Behandlung verschoben werden, so Dr. Frederic Hermann, Zug (CH). Mit dem progressiven Implantatdesign kann eine voraussagbare Primärstabilität auch bei anatomischen Grenzsituationen erzielt werden. Behandlungszeiten könnten durch simultane Vorgehensweisen und der Option der Sofortimplantation ebenso wie der Sofortversorgung deutlich verkürzt werden. Die optimale interdisziplinäre Abstimmung kann durch die digitalen Technologien extrem zeitef zient gestaltet werden. Prächirurgisch erstellte Prototypen werden sowohl für die Sofortversorgung als auch für die Ästhetik genutzt. Prof. Dr. Dr. Michael Payer, Graz (AT), zog ein Fazit nach zehnjähriger klinischer Anwendung von Keramikimplantaten. Die Nachfrage nach den weißen Implantaten nimmt patientenseitig immer stärker zu. Im Hinblick auf die nachweislich steigende Anzahl der Patienten mit Titanunverträglichkeiten ein wichtiger Aspekt, weiter an der Entwicklung dranzubleiben. Jedoch würden noch keine verlässlichen Langzeitstudien zur Verfügung stehen. Zum Abschluss des Kongresses kam der österreichische Schauspieler und Kabarettist Roland Düringer auf die Bühne und ließ seinen Gedanken „freien Lauf“. Das humorige Finale war ein besonderes Schmalkerl dieser außergewöhnlichen Fortbildung, zu deren guter Stimmung auch alle Beteiligten – die Teilnehmer, Mitarbeiter von ALLTEC DENTAL und CAMLOG sowie die Organisatoren – beigetragen hatten.

logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 12 13 Dr. Falk Nagel, Dresden EINE REKONSTRUKTION MIT DEM CERALOG HEXALOBE IMPLANTAT NACH KOMPLEXEM KNOCHENAUFBAU IN DER OBERKIEFERFRONTZAHNREGION Abb. 1: Klinische Situation nach Extraktion von Zahn 21 nach vorherigem Frontzahntrauma, mehreren Wurzelkanalbehandlungen und einer Wurzelspitzenresektion. Die Implantatversorgung einer Frontzahnlücke im Oberkiefer bei hohem Knochende zit stellt eine besondere Herausforderung in der chirurgischen Praxis dar. Sie erfordert eine umfassende Kenntnis in der Handhabung und den Wirkungsweisen unterschiedlicher Produkte für die Hartgewebsregeneration sowie adäquaten chirurgischen Techniken und Materialien, um ein stabiles und ausreichend dimensioniertes Knochenlager für ein ästhetisches Weichgewebsmanagement zu erzielen. Im Folgenden wird ein aufwändiges chirurgisches Konzept mit zweizeitigem Vorgehen beschrieben, um die Wünsche einer Patientin für eine Implantatrekonstruktion bei hochgradig kompromittiertem Knochenlager zu erfüllen. Wegen der geringeren Weichgewebeirritation von Zirkoniumdioxid el, zur Erfüllung der Anforderungen zum Erhalt der periimplantären Mukosa, die Entscheidung, ein zweiteiliges Keramikimplantat zu inserieren. Im Mai 2017 wurde eine 24-jährige Patientin mit einer Frontzahnlücke in unsere Praxis überwiesen. Der Zahn 21 sei nach einem Trauma in Form von Wurzelkanalbehandlungen und einer Wurzelspitzenresektion vor zirka zehn Jahren nach mehrfach auftretenden apikalen Entzündungen immer wieder behandelt worden. Nach aktuell erneuter akuter apikaler Ostitis mit Fistelung und Verdacht auf Längsfraktur war der Frontzahn vor einiger Zeit von ihrem Hauszahnarzt extrahiert worden. Zum Zeitpunkt der Extraktion war die gesamte bukkale Lamelle schon resorbiert, die Prüfung mittels einer stumpfen Sonde bestätigte nur eine Weichgewebsau agerung im Wurzelbereich. Alveolen-stabilisierende Maßnahmen waren aufgrund akuter Entzündung zum Zeitpunkt der Extraktion obsolet. Die allgemeinmedizinische Anamnese war unauffällig, ebenso wie die Gebisssituation aus funktionaler Sicht. Nach der Ausheilung des entzündlichen Knochenlagers war die gesamte bukkale Lamelle nach zehn Wochen resorbiert. Trotz Aufklärung und regelmäßiger professioneller Zahnreinigung zeigte der API (Approximalraum-PlaqueIndex) mit einer Bewertung von 35 eine mäßig gute Mundhygiene. Der Parodontale Screening Index (PSI) ist im Praxiskonzept Bestandteil der Routineuntersuchung. Er dient der Ergänzung der visuellen Diagnostik und bietet sowohl dem Behandler als auch dem Patienten die Gewähr, schwerwiegende Parodontalerkrankungen nicht zu übersehen oder eine entsprechende Therapie durchzuführen. Im Patientenfall war der PSI erhöht. Er wurde im Code 2 eingestuft, wodurch ein regelmäßiger Recall im Sechs-Monats-Turnus notwendig war. Zu diesem Termin muss sowohl die PZR als auch ein erneuter PSI zur Kontrolle des aktuellen Status durchgeführt werden. Die Patientin wünschte sich ausdrücklich nur die Versorgung der Einzelzahnlücke durch ein Implantat. Das Beschleifen der Nachbarzähne für eine Brückenrekonstruktion lehnte sie ebenso wie eine adhäsive Prothetik ab. Ihr ästhetischer Anspruch an eine harmonische Gesamtsituation war nicht vordergründig. Auch war die Mundhygiene nach wie vor verbesserungswürdig (Abb. 1). Nachdem die Extraktionsalveole ohne volumenerhaltende Maßnahme abgeheilt war, stellte sich im Bereich des fehlenden Frontzahns ein ausgeprägtes Hart- und Weichgewebede zit dar (Abb. 2). Die dreidimensionale Resorption des Alveolarknochens war im DVT exakt abgebildet, wodurch das aufzubauende vertikale und horizontale Volumen für die Erzielung eines stabilen Implantatbetts errechnet werden konnte (Abb. 3a bis 3b). Die Patientin und der überweisende Kollege wurden darüber aufgeklärt, dass die Implantation wegen des komplexen Aufbaus zweizeitig erfolgen muss. Der komplexe Knochenaufbau Die Morphologie des vorliegenden Knochendefekts bestimmte maßgeblich die Auswahl der Materialen und die chirurgischen Methoden für die anatomische Rekonstruktion des Kieferkamms [1,2,3]. Bei einem Defekt dieser Größenordnung stoßen GBR-Techniken mit Knochenersatzmaterialien und Membranen aufgrund der mechanischen Instabilität und der damit einhergehenden schlechteren Regenerationsfähigkeit des Augmentats in der Empfängerstelle an ihre Grenzen. Aus diesen Erkenntnissen resultiert die Knochenblock- beziehungsweise Schalentechnik mit autologem Knochen. Eine leicht nach palatinal orientierte krestale Primärinzision, die mit divergierenden Entlastungsschnitten einen guten Zugang zum OP-Gebiet ermöglicht, wurde angelegt. Mithilfe eines Raspatoriums erfolgte die Präparation des Mukoperiostlappens bis tief in die Umschlagsfalte. Dieser muss mit entsprechender Splittechnik ausreichend mobilisiert werden, um das voluminöse Augmentat spannungsfrei abdecken zu können (Abb. 4). Zwei Knochenschalen wurden intraoral aus dem Bereich der linea obliqua mandibulae rechts gewonnen, nachdem der Bedarf an der Defektstelle nochmals klinisch überprüft wurde (Abb. 5). Die beiden Knochenblöcke wurden mit langen Osteosyntheseschrauben (KLS Martin) an der Empfängerstelle vestibulär der Region 21 befestigt, um als steife autologe Stütze zu fungieren (Abb. 6) [3,4,5]. Die freien Räume zwischen Knochenblock und Kieferknochen wurde mit einem Gemisch aus Knochenspänen, die beim Anpassen der Blöcke gesammelt wurden, und einem langsam resorbierbaren Knochenersatzmaterial (BioOss/Geistlich) exakt aufgefüllt (Abb. 7). Um den Heilungsprozess nicht zu gefährden und eine gute Blutdurchdringung zu gewährleisten, ist es essenziell, dass das Knochengemisch dicht auf der Empfängerstelle und den Knochenschalen liegt [3]. Zum Schutz vor einsprossendem Weichgewebe wurde der Aufbau mit einer resorbierbaren Membran (Bio Guide/Geistlich) in Doppellage abgedeckt (Abb. 8). Im Anschluss daran konnte der mobilisierte Mukoperiostlappen spannungsfrei über der Augmentationsstelle vernäht werden. Während der Heilung ist es unabdingbar, jegliche Druckbelastung, die zu Bewegung des Augmentats führen könnte, zu vermeiden. Daher wurde die Patientin mit einer gegen Kippbewegungen sehr gut abgestützten abnehmbaren Prothese versorgt. Die Prothesenbasis wurde zunächst hohlgeschliffen und je nach Bedarf bei den regelmäßig statt ndenden Kontrollterminen unterfüttert. Die Patientin erhielt zur Infektionsprophylaxe eine Stunde präoperativ 1Tbl 1000 mg (875 mg. Amoxicillin und 125 mg Calvulansäure) und postoperativ 3x täglich eine Woche lang. Die Implantation Vier Monate nach dem komplexen Knochenaufbau erfolgte die Insertion eines zweiteiligen, reversibel verschraubbaren Abb. 4: Nach der Heilungszeit der vorangegangenen Zahnextraktion wurde der Alveolarknochen für die Augmentation freigelegt. Abb. 5: Für den Volumenaufbau des Defekts wurden aus der linea obliqua mandibulae rechts zwei Knochenschalen gewonnen. Abb. 7: Mit einem Gemisch aus bovinem Knochenersatzmaterial - zur Volumenstabilität - und autologem Knochen erfolgte der Aufbau des Defekts. Abb. 8: Zum Schutz vor einsprossendem Weichgewebe diente eine resorbierbare Membran in Doppellage. Abb. 2: Das Ausgangsröntgenbild zeigt in der Aufsicht die Kiefersituation. Abb. 3a: Die dreidimensionale Resorption des Alveolarknochens wird im DVT exakt abgebildet. Abb. 3b: Das aufzubauende Knochenvolumen für das Implantatlager kann exakt berechnet werden. Abb. 6: Die Schalen wurden an die Defektgröße angepasst und mit langen Osteosyntheseschrauben in der Gegenkortikalis xiert. PRAXISFALL PRAXISFALL

logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 14 15 Keramikimplantats (CERALOG Hexalobe/ CAMLOG). Wegen des dünnen Gingivatyps und der Senkung des Gingivitis- beziehungsweise Mukositisrisikos zeigt das Material Zirkoniumdioxid vor allem im Implantatschulterbereich gewisse Vorteile gegenüber Titan. Entscheidend bei der Implantatwahl war die Verschraubbarkeit der Abutments. Das DVT zeigte bei der Implantatplanung ein ausreichend dimensioniertes Knochenvolumen, um ein Implantat (Ø 4,0 mm/ L 12 mm) inserieren zu können (Abb. 9). Das Implantat sollte epikrestal platziert werden. Bei dieser Positionierung ist zu beachten, dass das Implantat zur Implantat-Abutment-Schnittstelle auf einen Durchmesser von 4,5 Millimeter auftulpt. Zur langfristigen Erhaltung eines stabilen periimplantären Hartgewebes sind 1,8 Millimeter vestibuläre Knochenwand erforderlich. Mithilfe einer palatinal orientierten krestalen Inzision wurde der Knochen freigelegt. Es zeigte sich ein überwiegend umgebauter stabiler Knochen. Nachdem die Implantatposition mit Hilfe eines Rosenbohrers markiert war, erfolgte die protokollgerechte Aufbereitung des Implantatbetts (Abb. 10 und 11). Die Osteosyntheseschrauben blieben zur prophylaktischen Stabilisierung der Knochenschale in Situ. Die Knochenkontur wurde der Tulpe entsprechend aufgeweitet und der Gewindeschnitt vorgenommen (Abb. 12). Trotz einer Knochenqualität D3 ist es bei einem Keramikimplantat notwendig, das Gewinde vorzuschneiden, denn das Material ist im Gegensatz zu Titan nicht wärmeleitfähig. Ohne Druck und mit geringen Umdrehungen pro Minute wurde ein zwölf Millimeter langes CERALOG Hexalobe Implantat knochenbündig inseriert und mit der Abdeckkappe verschlossen (Abb. 13 und 14). Um dem biologischen Osseointegrationsprozess eines Keramikimplantats Rechnung zu tragen, sollte es ohne jeglichen Druck in vollständiger Ruhe gedeckt einheilen. Der Chirurg entfernte noch eine der drei Osteosyntheseschrauben und vernähte das Weichgewebe speicheldicht mit Einzelknopfnähten (Abb. 15 bis 17). Die Patientin verließ die Praxis mit der ausgeschliffenen abnehmbaren Versorgung (Abb. 18), der Anweisung den OP-Bereich gut zu kühlen, in den nächsten Tagen weiche Kost zu sich zu nehmen und mit einer Antibiotikagabe (Augmentan 875 mg für drei Tage). Die provisorische Versorgung Die Implantateröffnung erfolgte vier Monate nach der Insertion, einigen Kontrollterminen und einer erneuten profesionellen Zahnreinigung. Durch eine minimalinvasive Stichinzision konnte die Abdeckkappe aus dem Implantat gezogen werden. Eine Abformung des Implantats diente der Erstellung einer provisorischen Krone. Dafür wurde ein Meistermodell mit abnehmbarer Zahn eischmaske erstellt, ein PEKK Abutment eingesetzt und ein im Vorfeld erstelltes Schalenprovisorium mithilfe einer Tiefziehschiene darauf polymerisiert (Abb. 19 und 20). Durch die optimale Positionierung des Implantats kam der Schraubenzugangskanal palatinal zu liegen. Die provisorische Versorgung wurde abgenommen und der Kronen-Abutment-Übergang mit Flowkunststoff verfüllt, ausgearbeitet und poliert. Zur Ausformung einer stabilen marginalen Gingiva wurde das Kronendurchtrittspro l konkav und unterdimensioniert gestaltet. Die approximalen Kontaktpunkte kamen vier bis fünf Millimeter über dem Alveolarknochenkamm zu liegen. Dadurch wird die Interdentalpapille ausreichend gestützt, um sich optimal ausbilden zu können (Abb. 21). Acht Wochen nach Eingliederung der provisorischen Krone zeigte sich eine stabile attached Gingiva und ein harmonischer anatomischer Verlauf der Zahn eischgirlande (Abb. 22). Im Gespräch mit der Patientin wurden im interdisziplinären Team ästhetische Feinheiten zur Farbgestaltung der de nitiven Rekonstruktion abgestimmt. Eine Vollkeramikkrone sollte auf einem individuellen, CAD/CAM-gefertigten Vollzirkonoxidabutment zementiert werden. Um das Kronendurchtrittspro l exakt auf das Meistermodell übertragen zu können, xierte der Zahntechniker die Form, indem er die provisorische Krone mit einem Laborimplantat verschraubte und einen Silikonabdruck erstellte. Er nahm die Krone ab, verschraubte einen Abformpfosten für die offene Abformung und füllte das Kronenpro l im Silikonschlüssel mit Kunststoff. Der individualisierte Abformpfosten wurde im Mund eingesetzt und eine Abformung Abb. 13: Um beim Eindrehen des CERALOG Implantats Wärmeentwicklung zu vermeiden wurde es mit geringer Drehzahl und wenig Druck inseriert. Abb. 16: Mit Einzelknopfnähten erfolgte die Weichgewebedeckung des CERALOG Hexalobe Implantats. Abb. 10: Nach der Präparation eines Mukoperiostlappens wurde die Implantatposition mithilfe eines Rosenbohrers markiert. Abb. 12: In Vorbereitung für die epikrestale Platzierung des Implantats kam der Knochenpro lbohrer zum Einsatz. Abb. 14: Die Osteosyntheseschraube, die zur Stabilisierung der Knochenschale während der Insertion in Situ verblieb, wurde entfernt. Abb. 21: Die verschraubte temporäre Kunststoffkrone in situ. Abb. 15: Während der gedeckten Einheilung verblieb ausreichend Zeit zur Reossi zierung des Schraubenstollens. Abb. 17: Das Röntgenkontrollbild unmittelbar nach der Insertion. Abb. 11: Die Aufbereitung des Implantatbetts erfolgte nach dem vorgegeben Bohrprotokoll. Abb. 9: Bei der Implantatplanung zeigte das DVT nach vier Monaten den ossi zierten Knochenaufbau. Abb. 18: Mit einem ausgeschliffenen, abnehmbaren Kunststoffprovisorium verließ die Patientin die Praxis. Abb. 22: Der Fokus der verschraubten temporären Versorgung lag auf der anatomischen Ausformung des Emergenzpro ls. Abb. 20: Vier Monate nach der Insertion erfolgte die Eröffnung für die Erstellung einer festsitzenden, direkt verschraubten temporären Implantatkrone auf einem PEEK-Abutment. Abb. 19: Für die Gestaltung des Kronendurchtrittspro ls wurde ein Modell mit einer abnehmbaren Zahn eischmaske gefertigt. PRAXISFALL PRAXISFALL

PRAXISFALL PRAXISFALL logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 logo 45 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2019 16 17 vom gesamten Kiefer genommen (Abb. 23 bis 25). Der Zahntechniker erstellte das Modell und fertigte mithilfe des Silikonschlüssels von der provisorischen Krone ein schnelles Wax-up. Er scannte das Modell, die Impantatposition und das Wax-up ein und sendete die Daten zum Design des Abutments an DEDICAM, den CAD/CAMFertigungsdienstleister von CAMLOG. Das Fräsen und Sintern der Implantatinnengeometrie ist extrem techniksensitiv und kann nur vom Hersteller optimal gefertigt werden. Besonderes Augenmerk wurde auf die Lage des Kronen-Abutment-Übergangs gelegt. Dieser kam zirkulär etwa einen Millimeter unter dem Gingivarand zu liegen, um zu gewährleisten, dass der Zement exakt aus dem Sulcus entfernt werden konnte. Auf dem Abutment wurde im Labor ein Zirkonoxidgerüst hergestellt und mit entsprechenden Keramikmassen individuell verblendet (Abb. 26 und 27). Am Tag der Eingliederung wurde die provisorische Implantatkrone abgeschraubt, das Abutment aufgesetzt und mit einer Goldschraube mit einem Drehmoment von 15 Ncm befestigt. Der Schraubenzugang wurde mit Clip verschlossen und die Vollkeramikkrone nach der Funktions- und Ästhetikkontrolle darauf zementiert (Abb. 28 bis 30). Sowohl das behandelnde Team als auch die Patientin waren mit dem Endergebnis des komplexen Falls zufrieden. Wünschenswert wäre ein höheres Engagement der Patientin bezüglich ihrer Mundhygiene. Fazit Minimalinvasive Eingriffe wären erstrebenswert, dafür müsste grundsätzlich der Fokus in der Überweiserpraxis auf einem adäquaten Alveolenmanagement nach Zahnextraktion liegen. Im vorliegenden Fall lag jedoch ein akuter Entzündungsbereich vor. Die Prüfung mittels stumpfer Sonde ergab vor Extraktion die Resorption der gesamten bukkalen Lamelle, so dass ein Alveolenmanagement nur bedingt möglich war. Besonders im ästhetischen Frontzahnbereich resorbiert der Alveolarknochen ohne volumenerhaltende Maßnahmen, wie die Socketpreservation, sehr stark. Der natürliche Abbauprozess erfordert dann für die Implantatinsertion oft komplexe chirurgische Eingriffe, nicht nur an der Augmentationsstelle, sondern auch an der Entnahmestelle. Diese Knochenaufbauten sind notwendig, da es, wenn Implantate nicht ausreichend von Knochen umgeben sind, zu einer zentripetalen Resorption mit ästhetischen Mängeln kommen kann und in Folge dessen auch zum Implantatverlust. Mit Zirkonoxidimplantaten steht eine Alternative zu den Titanimplantaten zur Verfügung. Vor allem in Bezug auf die Farbe, die gute Hart- und Weichgewebeverträglichkeit sowie einer geringeren Plaqueakkumulation eignet sich der Werkstoff bei dünnem Gingivatyp und erhöhtem Gingivitisrisiko [6]. Ein Vorteil des verwendeten Implantatsystems liegt in der echten Zweiteiligkeit durch reversibel verschraubbare Prothetikkomponenten [7]. Das CERALOG Hexalobe Implantat kann dadurch gedeckt und ohne vertikale oder horizontale Kaubelastung in Ruhe einheilen. Damit wird eine entscheidende Limitierung bisheriger einteiliger Keramikimplantate überwunden, die insbesondere in den ersten Wochen der Einheilphase vor Druck- und Scherkräften geschützt werden müssen. Des Weiteren ist die mikroraue Ober äche der CERALOG Implantate absolut rein, da sowohl die Außengeometrie als auch die Ober ächentextur durch den Herstellungsprozess des Ceramic Injection Molding erzeugt wird. Hierbei wird das Implantat in eine Form gepresst, dem Sinter- und HIP-Prozess zugeführt und nicht weiterbearbeitet. Neben der Versorgung auf standardisierten PEKK Abutments besteht die Möglichkeit, über die digitale Fertigungsdienstleistung DEDICAM® ästhetische Rekonstruktionen mit individuell gefertigten, einteiligen Zirkonoxidabutments zu realisieren. Mein besonderer Dank gilt Herrn ZTM Holm Preußler (Dentallabor Lexmann/ Dresden), der mit seinem umfassenden Wissen und hervorragenden technischen Ausführung der Prothetik maßgeblich am Gelingen der Versorgung beteiligt war. [1] Boyne PJ: Osseous reconstruction of the maxilla and the mandible: surgical techniques using titanium mesh and bone mineral. Chicago: Quintessence Publishing; 1997. [2] Nevins M, Melloning JT: The advantages of localized ridge augmentation prior to implant placement: a staged event. Int J Periodontics Restorative Dent. 1994; 14 (2): 96–111. [3] Khoury F, Antoun A, Missika P: Bone augmentation in oral implantology. Berlin: Quintessenz Verlag; 2006. [4] Lynch SE, Genco RJ, Marx RE: Tissue engineering: applications in maxillofacial surgery and periodontics. Chicago: Quintessence Publishing; 1999. [5] Khoury F, Hidajat H: Secure and effective stabilization of different sized autogenous bone grafts. JOS. 2011; 2 (3): 65-70. [6] Cionca N, Hashim D, Mombelli A. Zirconia dental implants: where are we now, and where are we heading? Periodontol 2000. 2017 Feb;73(1):241-258. [7] Cionca N, Müller N, Mombelli A. Two-piece-zirconia implants supporting all-ceramic crowns. A prospective clinical study. Clin. Oral Impl. Res. 26, 2015, 413–418 LITERATUR Dr. Falk Nagel 1992–1997 Studium der Zahnmedizin in Heidelberg und Dresden 1998-2003 wiss. Mitarbeiter und Zahnarzt an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik TU Dresden 2001 Promotion 2002 Förderpreis der Medizinischen Fakultät „Carl Gustav Carus“ Dresden 2003–2005 privatzahnärztliche Tätigkeit in Irland 2006–2009 Weiterbildung für Oralchirurgie in Dresden 2009 Qualifiziert fortgebildeter Spezialist der DGZPW, heute DGPro 2012 eigene Niederlassung in Dresden Spezialist für Prothetik (DGPro), Fachzahnarzt für Oralchirurgie Diverse Publikationen und Fachvorträge Kontaktdaten Dr. Falk Nagel Praxis für Oralchirurgie Fetscherstraße 27 01307 Dresden praxis@doktornagel.de AUTOR Abb. 26: Die Übergang des Abutment/Kronenrands wurde einen Millimeter unterhalb des Gingivalrandes angelegt. Abb. 28: Die harmonisch ausgeformte Zahn- eischgirlande unmittelbar vor dem Einsetzen der de nitiven Rekonstruktion. Abb. 27: Für die Fertigung des Vollzirkonabutment wurde die Dienstleistung bei DEDICAM beauftragt. Im Labor wurde eine Vollzirkonkrone auf dem Abutment individuell verblendet. Abb. 29: Das Abutment wurde eingeschraubt und der Schraubenzugangskanal mit Kunststoff verschlossen. Das anatomische Pro l des Abutments stützt das Weichgewebe. Abb. 30: Die Vollkeramikkrone wurde zementiert. Aufgrund des optimal positionierten Abutment/Kronenübergangs konnte der Überschuss des Zements exakt entfernt werden. Abb. 25: In der Abformung ist der tiefsitzende subgingivale Anteil der Rekonstruktion zu erkennen. Abb. 24: Der eingesetzte individuelle Abform-pfosten für die offene Technik. Abb. 23: Zur Übertragung des ausgeformten Weichgewebepro ls wurde ein individueller Abformpfosten gefertigt.

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