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Juli 2014 Das CAMLOG Partner-Magazin 33 5. INTERNATIONALER CAMLOG KONGRESS – EINE NACHLESE

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 EDITORIAL 2 Liebe Leserinnen, liebe Leser, für viele von Ihnen ist der 5. Internationale CAMLOG Kongress in Valencia noch in frischer Erinnerung. Ihre zahlreichen Rückmeldungen ergeben eine durchaus positive Bilanz und wir freuen uns sehr, dass wir mit 1300 Teilnehmern aus 23 Ländern erneut einen Besucherrekord verzeichnen konnten. Der Dank gebührt dem Organisationsteam unter der Leitung der beiden Kongresspräsidenten, Prof. Dr. Fernando Guerra und Prof. Dr. Mariano Sanz sowie dem Präsidenten der CAMLOG Foundation, Prof. Dr. Jürgen Becker. Ich persönlich war beeindruckt von der Vielfalt der wissenschaftlichen Präsentationen und dem starken Netzwerk der CAMLOG Kunden. Ganz besonders zu spüren war das freundschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl an der CAMLOG Party, deren Motto »Una fiesta en familia« ganz bestimmt nicht übertrieben war. Ich danke allen, die dabei waren, ganz herzlich für Ihre Teilnahme. Für die, die nicht dabei sein konnten: wir arbeiten bereits an der nächsten Ausgabe des logo, in der Sie eine umfangreiche Berichterstattung und Abstracts über die wissenschaftlichen Themen nachlesen können, die am Kongress in Valencia präsentiert wurden. In Valencia ergriffen viele Kunden und Partner die Gelegenheit, Herrn Peter Braun persönlich kennenzulernen. Seit dem 1. Juni 2014 führt er die CAMLOG Gruppe als CEO mit Enthusiasmus, Elan und Zielstrebigkeit. Lernen Sie ihn im Interview auf den Seiten 34 und 35 von der ganz persönlichen Seite kennen. Peter Braun wird die Erfolgsgeschichte von CAMLOG mit seinen ausgezeichneten strategischen, operativen und organisatorischen Fähigkeiten weiterschreiben und seine breite Erfahrung in der Healthcare-Industrie optimal nutzen, um die Position von CAMLOG im Markt der dentalen Implantologie weiter zu stärken. Eines seiner Hauptziele ist die weitere Internationalisierung der Marke CAMLOG. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Magazins, vollgepackt mit klinischen Berichten aus der Praxis, Neuigkeiten aus unserem Produktebereich und einem spannenden Angebot an nationalen und internationalen Kursen. Gemeinsam mit Ihnen blicken wir positiv in die Zukunft und wünschen Ihnen eine gute Zeit, viel Erfolg im beruflichen Alltag und nicht zuletzt auch genügend Freiräume, um die schönen Dinge des Lebens zu genießen. Herzlich, Dr. René Willi, Mitglied und Delegierter des CAMLOG Verwaltungsrats

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 3 logo - das CAMLOG Partner-Magazin • Erscheinungsweise: dreimal jährlich, Herausgeber: CAMLOG Vertriebs GmbH • Maybachstraße 5 • D-71299 Wimsheim • Telefon: +49 7044 9445-100 • Telefax: +49 800 9445-000 • www.camlog.de, Redaktion: Andrea Stix, Claudia Himmeldirk, Esther Mischler, Françoise Peters, Ingrid Strobel, Michael Ludwig, Oliver Ehehalt (verantwortlich), Thomas Moser • Fotos: CAMLOG und deren Lizenzgeber Gestaltung: Duc-An Do Druck: Schefenacker GmbH, Deizisau INHALT TITELSTORY WISSENSCHAFT/KLINISCHE FORSCHUNG AKTUELLES PRAXISFALL PRAXISMANAGEMENT PRODUKTE VERANSTALTUNG • Der 5. Internationale CAMLOG Kongress in Valencia mit Rekordteilnehmerzahl 4 • Hervorragender Erhalt des krestalen Knochens um CAMLOG® SCREW-LINE Promote® plus Implantate 8 • Anwendungsorientierte Forschung ausgezeichnet mit dem CAMLOG Foundation-Forschungspreis 9 • CamlogConnect Preisverleihung im Rahmen des 5. Internationalen CAMLOG Kongresses in Valencia 11 • Der DEDICAM Produktkatalog ist da! 31 • iSy online bestellen – jetzt noch einfacher 32 • Peter Braun – der neue CEO der CAMLOG Gruppe stellt sich vor 34 • Neuer Distributor von CAMLOG in Finnland 36 • Die Herausforderung einer ästhetischen Implantat- versorgung bei insuffizientem Kieferkammgewebe 12 • Versorgungsmöglichkeiten zahnloser Unterkiefer mithilfe der Vario SR Prothetikkomponenten 18 • Impulse für nachhaltigen Erfolg 37 • DEDICAM – die CAD/CAM-Technik von CAMLOG für Ihren Erfolg 26 • Erweiterung der CAD/CAM-Produktpalette für das CAMLOG® Implantatsystem 30 • Praktische Grundlagen in der Implantologie für Assistenzzahnärzte 38 • Soft Tissue Management – Kurs für fortgeschrittene und erfahrene Implantologen 38 • Praktischer Kurs am Humanpräparat 39 • Einsteigerkurs Implantologie mit Supervision 40 • Dreitägiger Kurs »Anatomische Dissektion und Knochentransplantation am Humanpräparat« in Wien 40 • Implantologie in der ästhetischen Zone 2.0 – Digitaler Workflow von Planung bis Prothetik 41 • Nanokurs »Gewebsmanagement« – Integration und Konzentration 42 • 4. CAMLOG Zahntechnik-Kongress 43

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 TITELSTORY 4 Die CAMLOG Foundation bietet mit der Organisation der Internationalen CAMLOG Kongresse ein einzigartiges Forum zur Weiterbildung und Diskussion für implantologisch tätige Zahnärzte, Chirurgen, Zahntechniker, zahnmedizinisches Fachpersonal, Studenten, Industrie- und Pressevertreter. Die CAMLOG Kongresse haben von jeher den Anspruch, Richtungsweisendes und Richtungsförderndes für die Dentalimplantat-Branche auszulösen. Unter dieser Maxime luden die Kongresspräsidenten Professor Dr. Fernando Guerra und Professor Dr. Mariano Sanz sowie der CAMLOG Foundation Präsident Professor Dr. Jürgen Becker zum Erfahrungsaustausch unter Wissenschaftlern, Praktikern und Firmen ein. Das anspruchsvolle und abwechslungsreiche Programm bot in fünf Sessions insgesamt 28 wissenschaftliche Vorträge. Die von zuverlässigen Statistiken unterstützten Ergebnisse und die bemerkenswert praktischen Herangehensweisen wurden vom fachkundigen Publikum gelobt. Denn in allen Vorträgen stand das zielgerichtete und unermüdliche Streben nach einer optimalen Versorgung der Patienten im Fokus. Den Höhepunkt der beiden Kongresstage biIdete die Podiumsdiskussion zum Thema »Komplikationen – was können wir daraus lernen«. Dazu stellten in der sechsten Session vier Experten der CAMLOG Foundation in der Praxis aufgetretene Komplikationen von Implantatbehandlungen beziehungsweise -versorgungen vor. Zur Diskussion der Lösungsansätze und möglichen Herangehensweisen wurden Kongressteilnehmer auf das Podium gebeten. Auch das Auditorium wurde durch die Moderatoren M. Sanz und F. Guerra zur Abstimmung der Behandlungsoption zu Rate gezogen. Anschließend präsentierten die Experten ihre Behandlungslösungen. Viele Teilnehmer haben die große Chance genutzt und haben am Kongressvortag praktische oder theoretische Workshops besucht. Dort wurden von renommierten Referenten wissenschaftlich fundierte chirurgische und prothetische Techniken und Behandlungskonzepte für den Praxisalltag erläutert. Die Workshops boten hervorragende Gelegenheiten zum direkten fachlichen Austausch mit den Referenten und Industriepartnern. Auch konnten die daraus gewonnenen Eindrücke in den folgenden beiden Kongresstagen in kollegialen Gesprächen vertieft werden. Unter dem Motto »The Ever Evolving World of Implant Dentistry« fand der diesjährige 5. internationale CAMLOG Kongress in Valencia statt. Die Ciudad de las Artes y de las Ciencias, die in ihrer Art einzigartige Stadt der Künste und Wissenschaften, bot den perfekten Rahmen für den Kongress. Mehr als 1300 Teilnehmer aus der ganzen Welt und 66 international anerkannte Referenten und Moderatoren waren zu diesem herausragenden Event im architektonisch hochkarätigen Palau de les Arts angereist. Sowohl in den Vorträgen als auch in den praktischen und theoretischen Workshops wurden fachspezifische Themen und Studien erörtert, praxisrelevante neue Trends präsentiert und aktuelle Praxisbeispiele gegeben. DER 5. INTERNATIONALE CAMLOG KONGRESS IN VALENCIA MIT REKORDTEILNEHMERZAHL

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 TITELSTORY 5

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 TITELSTORY 6 Der Posterwettbewerb Im Rahmen des 5. Internationalen CAMLOG Kongresses reichten Wissenschaftler, Zahnärzte und Zahntechniker ihre original Forschungsergebnisse oder Fallberichte für den Posterwettbewerb ein. Aus den Einsendungen aus Österreich, Deutschland, Indien, Italien, Spanien, Portugal und der Türkei akzeptierte das Gremium der CAMLOG Foundation 37 Poster. Der wissenschaftliche Anspruch an die Posterbeiträge entspricht dem der Referate, daher gelten auch hier entsprechende Einreichungsbedingungen. Vor Ort wurden 32 interessante und qualitativ hochwertige Poster abgegeben und auf Posterwänden zur Bewertung ausgestellt. Die Prämierung der besten Poster fand einen würdigen Abschluss in der Preisverleihung auf dem Podium. Über den 1. Preis freute sich das Team Salomão Rocha, Wilfried Wagner, Jörg Wiltfang, Fernando Guerra, Maximilian Moergel, Eleonore Behrens, Pedro Nicolau; mit dem Thema »Platform switching versus platform matching: Two-year results from a prospective randomized-controlled multicenter study« überzeugten sie das Gremium und die Kongressteilnehmer. Der Preisträger präsentierte im Anschluss an die Preisverleihung die Studie. Die Gruppe erhielt ein Preisgeld in Höhe von 2.000.- €. Der 2. Preis, dotiert mit 1.500.- €, wurde dem Team Monika Puzio, Artur Blaszczyszyn, Marzena Dominiak überreicht. Das Ziel der Untersuchung war: »Comparative ultrasound assessment of keratinzed gingiva thickness around implants after the augmentation treatment in esthetic zone- preliminary results«. Das Preisgeld von 1.000.- € wurde dem drittplatzierten Team Burçin Vanlioglu, Yasar Özkan, Yasemin Kulak Özkan überreicht. Sie zeigten Ergebnisse zu »Clinical and radiographic outcome of Camlog implants in partially edentulous cases after an observation period of 10 years«. ~

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 TITELSTORY 7 Una gran fiesta en familia Die legendäre CAMLOG Party war restlos ausgebucht. Schon die Stimmung während der Hinfahrt zu einer spanischen Hazienda war geprägt von einer unglaublichen Vorfreude und Erwartung. Jedem Teilnehmer war mit seiner Registrierung ein »spanischer Pass« ausgehändigt worden, der zum Eintritt berechtigte. Die Hazienda Masiá Xamandreu ist eine weitläufige, verwinkelte Eventlocation, eingebettet in einem landestypischen Garten. Empfangen mit der authentischen mediterranen Gastlichkeit startete das Familienfest »Una gran fiesta en familia« bei ausgezeichneten spanischen Leckereien, traditionellen Künsten und mitreißender spanischer Musik. Der Abend gipfelte in der Partyzone bei Tanzmusik und dem Auftritt einer Soulsängerin. Die gewonnenen Eindrücke und vielen Gespräche während der beiden Kongresstage überzeugten uns, dass der internationale CAMLOG Kongress die Branche auch in Zukunft mitprägen und der Austausch eine wichtige Rolle spielen wird. Wir bedanken uns bei allen, die zum Gelingen dieses Kongresses beigetragen haben, den Referenten, den Posterautoren, dem Wissenschaftlichen Beirat, der Kongressagentur und unseren Industriepartnern. Aber auch allen Teilnehmern, die maßgeblich am Erfolg der beiden Tage in einer angenehmen, inspirierenden und familiären Atmosphäre beteiligt waren.

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG 8 Die Ein-Jahres-Ergebnisse der laufenden randomisierten Multicenterstudie über Veränderungen des krestalen Knochenniveaus um CAMLOG® SCREW-LINE Implantate mit Platform Switching oder Platform Matching wurden frei zugänglich im Journal of Clinical Periodontology veröffentlicht. Guerra F., Wagner W., Wiltfang J., Rocha S., Moergel M., Behrens E., Nicolau P. Platform switch versus platform match in the posterior mandible – 1-year results of a multicenter randomized clinical trial. J Clin Periodontol 2014;41:521-529 Ziel dieser prospektiven randomisierten klinischen Studie war es, die Veränderungen im Bereich des krestalen Knochenniveaus bei Implantaten, die entweder mit Platform Switching (PS) oder Platform Matching (PM) Abutments versorgt wurden, zu bewerten. In den drei Studienzentren (zwei in Deutschland und eins in Portugal) wurden bei 68 Patienten 146 CAMLOG® SCREWLINE Promote® plus Implantate im posterioren Unterkiefer inseriert. Die PS-Gruppe umfasste 35 Patienten mit 74 Implantaten und die PM-Gruppe 33 Patienten mit 72 Implantaten. Unmittelbar nach der Implantatinsertion und entsprechend der Randomisierungsliste wurden Gingivaformer eingesetzt. Die Implantate wurden mit Einzelkronen versorgt. Die Überlebens- und Erfolgsraten sowie die Veränderungen des krestalen Knochenniveaus (BLC) vom Zeitpunkt der Chirurgie respektive der Belastung bis zwölf Monate nach Belastung wurden erfasst. Die Implantaterfolgsrate lag in der PS-Gruppe bei 97,3 % und in der PM-Gruppe bei 100 %, wobei es keinen statistischen Unterschied zwischen den beiden Gruppen gab. Das Gleiche galt für die relevanten Parameter für ein gesundes Weichgewebe (Plaque-Index, SulkusBlutungsindex und Sondierungstiefe). Von der Chirurgie bis zur Belastung lag der mittlere BLC-Wert für die PS-Gruppe bei -0,40 mm und für die PM-Gruppe bei -0,69 mm, was einem statistisch signifikanten Unterschied entsprach (p<0,004). Es wurde kein zentrumspezifischer Effekt beobachtet. Dagegen wurde ab Belastung bis zwölf Monate nach Belastung ein zentrumspezifischer Effekt beobachtet. Der mittlere BLC-Wert lag für die PS-Gruppe bei +0,08 mm (Knochenzuwachs) und für die PM-Gruppe bei -0,06 mm. Bei 67,1 % der Implantate in der PS-Gruppe und bei 49,2 % in der PM-Gruppe wurde ein Knochenzuwachs beobachtet. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass sich für das gleiche Implantatsystem das Platform Switching im Vergleich zum Platform Matching positiv auf den Erhalt des krestalen Knochenniveaus auszuwirken scheint. HERVORRAGENDER ERHALT DES KRESTALEN KNOCHENS UM CAMLOG® SCREW-LINE PROMOTE® PLUS IMPLANTATE Die Vollversion der Studie finden Sie unter http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jcpe.12244/full Abb. 1: Implantate in regio 35, 36, 37 nach OP Abb. 2: Sechs Wochen nach OP Abb. 3: Ein Jahr nach Belastung Abb. 4: Röntgenkontrolle nach OP Abb. 5: Röntgenkontrolle unmittelbar nach prothetischer Versorgung Abb. 6: Röntgenkontrolle ein Jahr nach Belastung Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. F. Guerra

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 9 WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG Von der Jury wurden Veröffentlichungen ausgewählt, die über den Einfluss des Abutmentmaterials, die Auswirkungen der Belastung auf das Interface und die Bedeutung der patientenorientierten Planung für die computergestützte Chirurgie berichten. Die Preisverleihung fand während des 5. Internationalen CAMLOG Kongresses statt. Der Preis wurde an junge, talentierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie anwendungsorientierte Fachleute aus Universität, Klinik und Praxis für ihre Arbeit vergeben, die in den zwei Jahren vor dem Kongress veröffentlicht wurde. Wir freuen uns, eine Zusammenfassung der in diesem Jahr ausgezeichneten Veröffentlichungen vorstellen zu dürfen. ANWENDUNGSORIENTIERTE FORSCHUNG AUSGEZEICHNET MIT DEM CAMLOG FOUNDATION-FORSCHUNGSPREIS Prof. Dr. Fernando Guerra

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG 10 Der Verschleiß ist ein wichtiger Aspekt für den Langzeiterfolg von Implantat-Abutmentverbindungen. Die Studiengruppe untersuchte den Verschleiß der Schnittstelle zwischen CAMLOG® SCREW-LINE Implantaten und einteiligen ZirkonoxidAbutments und verglich diesen in einer in-vitro-Studie mit Titan-Abutments. Die Implantat-Abutment-Interfaces der beiden Gruppen wurden mittels Lichtmikroskop und Rasterelektronenmikroskop (REM) sowie die Implantate zusätzlich mittels 3DMikrotomographie untersucht. Nach der Belastung mit 1.200.000 Zyklen zu 100 N in einer zweiachsigen Ermüdungsprüfmaschine traten weder Implantat- oder Abutment-Brüche noch Lockerungen der Abutmentschraube oder Schraubenbrüche auf. Jedoch zeigten REM-Aufnahmen mehr Verschleiß und Schäden an den Implantaten, wenn diese mit einteiligen Zirkonoxid-Abutments verbunden waren. Die Autoren nahmen an, dass der Grund für diese Unterschiede in der Belastungsverteilung zwischen Komponenten mit verschiedenen Festigkeiten liegt: Bei der Verwendung von einteiligen ZirkonoxidAbutments auf Titan-Implantaten wird die Deformationsenergie auf das Material mit den geringeren elastischen Eigenschaften, in diesem Fall Titan, verteilt, was zu erhöhtem Verschleiß und stärkerem Abrieb führt. Periimplantitis-Therapie oder technische Komplikationen wie Schraubenlockerungen oder Brüche der Keramik können dazu führen, dass die prothetische Versorgung entfernt werden muss. Bei der Entfernung von zementierten Versorgungen wird eine vertikale mechanische Belastung auf den Knochen und das Implantat-KnochenInterface ausgeübt. Ziel der Tierstudie am Minischwein war es, die Auswirkungen solcher Belastungen zu bewerten. Bei der Implantat-Freilegung waren alle Implantate stabil und es wurde bei keinem der 36 CAMLOG® SCREW-LINE Implantate (Ø 4,3 mm, L 9 mm) Komplikationen beobachtet. Pro Tier blieben drei Implantate unbelastet. Die verbleibenden Implantate wurden vertikal mit 20, respektive 100 Impulsen belastet. Bei diesen Implantaten hatten die Impulse, die eine Kronenentfernung simulierten, eine Energie von 18 Ns. Nach 13 und nach 18 Wochen gab es histologisch keine Unterschiede im KnochenImplantat-Kontakt zwischen belasteten und unbelasteten Implantaten. Die Autoren folgerten daraus, dass die Entfernung einer zementierten Versorgung die mechanische Stabilität des Implantats nicht beeinflusst, sondern das Knochen-Remodelling steigert. Allerdings sollte vorsichtig vorgegangen werden, wenn aufgrund einer Periimplantitis die Osseointegration reduziert ist, da hier eine vertikale Belastung zu Implantatverlust führen kann. Herkömmliche Deckprothesen werden mit Beschwerden oder schlechter Passgenauigkeit in Verbindung gebracht und gelten nicht mehr als zeitgemäße Behandlung für zahnlose Patienten. Heutzutage sind im zahnlosen Unterkiefer implantat-getragene Deckprothesen die Therapie der Wahl. Dabei könnte ein lappenloser Eingriff zur Insertion der Implantate einen minimalinvasiven Ansatz darstellen. Ist das Protokoll der computergeführten Chirurgie bei der Behandlung des zahnlosen Unterkiefers mit einer von vier intraforaminalen Implantaten und durch Locator® Attachments verankerten Deckprothese immer die Behandlung der Wahl – sowohl aus Sicht des Behandlers als auch aus Sicht des Patienten? Die Antwort auf diese Frage war das Ziel der prospektiven monozentrischen klinischen Studie, die 15 ältere zahnlose Patienten mit Beschwerden beim Tragen herkömmlicher Deckprothesen einschloss. Nach der sorgfältigen Planung, die auch eine computergestützte 3D-Behandlungsplanung einschloss, wurden zehn der vorgesehenen Patienten mit einer lappenlosen Technik behandelt. Sie erhielten jeweils vier CAMLOG® Guide SCREW-LINE Promote® Implantate (insgesamt 40 Implantate). Bei den verbleibenden fünf Patienten wurde eine Lappenoperation durchgeführt. Die klinischen Ergebnisse nach zwei Jahren zeigen, dass die Mundhygiene aufrechterhalten werden konnte. Außerdem waren die Patienten mit der durchgeführten Behandlung sehr zufrieden. Diese Studie unterstreicht die Bedeutung der Behandlungsplanung. Aus Sicht des Klinikers und des Patienten kann ein Protokoll mit computergeführter Chirurgie als wirksame und praktische Behandlungsmethode eingestuft werden. Professor Florian Beuer gewinnt den ersten Preis Stimmelmayr M., Sagerer S., Erdelt K. Beuer F. »Wear at the titanium-titanium and the titanium-zirconia implant-abutment interface: a comparative in vitro study«. Dental Materials 2012;28:1215-20 Dr. Christian Mehl gewinnt den zweiten Preis Mehl C., Becker ST., Acil Y., Harder S., Wiltfang J., Dabbagh-Afrouz AA., de Buhr W., Kern M. »Impact of vertical loading on the implant-bone interface.« Clin Oral Implants Res 2013 24(8):949-56 Dr. Vincenzo Mirisola di Torresanto gewinnt den dritten Preis Mirisola di Torresanto V., Milinkovic I., Torsello F., Cordaro L. »Computer-assisted flapless implant surgery in edentulous elderly patients: 2-year follow-up« Quintessence International 2014; 45(5);419-29 (angenommen 2013, Nr. 6968)

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 11 Voneinander lernen, miteinander teilen, gemeinsam genießen: Diese Ideen stehen hinter dem Wettbewerb zu den besten Therapiekonzepten, den CamlogConnect anlässlich des fünften Internationalen CAMLOG Kongresses ausgelobt hatte. Die Gewinner wurden in Valencia ausgezeichnet. Gemäß dem Motto »von CAMLOG Anwendern – für CAMLOG Anwender« tauschen sich Fachleute der dentalen Implantologie auf www.camlogconnect.com online über ihre Erfahrungen und Therapiekonzepte aus. Unter allen bis zum 31. März 2014 eingesandten Beiträgen hat CamlogConnect die besten Präsentationen ausgewählt und mit dem CamlogConnect Award gekürt. CAMLOG hat den Wettbewerb unterstützt und Preise gestiftet. Der Wettbewerb Teilnehmen konnten alle CamlogConnect Mitglieder, die bis zum Einsendeschluss einen Fallbericht, ein Video oder eine Präsentation mit Tipps für Therapiekonzepte bei CamlogConnect eingereicht hatten. Der Preis Die Gewinner konnten sich über eine attraktive Belohnung freuen. CAMLOG stiftete für jeden Gewinner eine Einladung zum Kongress einschliesslich der sehr beliebten und fast schon legendären CAMLOG Party. Auch gab es einen Reisekostenzuschuss. Besucher des CAMLOG-Kongresses wissen, welch spannendes und unterhaltsames Programm ihnen in einem faszinierenden Ambiente unter der Sonne Spaniens geboten wurde. Dabei waren die Hürden, die die Sieger überwinden mussten, durchaus hoch. Wer gewinnen wollte, musste ein anspruchsvolles Expertengremium überzeugen. Die Jury Für die Beurteilung der Fallberichte wurden internationale Experten gewonnen, die alle selbst schon auf CamlogConnect Beiträge veröffentlicht haben. Der Jury, bestehend aus Dr. Axel Kirsch (Deutschland), Dr. Henning Lehmann Bastian (Dänemark), Dr. Peter Flaherty (Kanada), Dr. Paul Sipos (Niederlande), Dr. Joaquín Tabuenca (Spanien), Dr. Ilaria Franchini (Italien) und Dr. Eric Normand (Frankreich) wurde es dabei nicht leicht gemacht. Unter den Einsendungen waren viele gelungene Behandlungskonzepte. Und die Top-Beiträge lagen dicht beieinander in puncto Schwierigkeitsgrad und angewendetem Behandlungskonzept. Die Gewinner Durchgesetzt haben sich schließlich die Beiträge von: • Dr. Robin Yang mit seinem Team Dr. Gary Warburton und Dr. Flavio Rasetto, USA • Dr. Haakon Kuit, Niederlande • Dr. Jörg-Martin Ruppin, Deutschland • Dr. Jan Spieckermann, Deutschland • Dr. Marcus Gambroudes, Großbritannien. Ursprünglich waren fünf Preise ausgelobt worden, doch fanden die Beiträge zwei weiterer junger Implantologen Beachtung. Dies veranlasste dazu, auch diese Beiträge zu prämieren. Die Preise gingen an: • Dr. Gregory Snevel, USA • Dr. Elena Torsello, Italien. Bei der Preisverleihung vor der Kulisse des Palau des Arts konnten somit sieben CamlogConnect Mitglieder ausgezeichnet werden. Alle Gewinner werden mit ihren Beiträgen auf www.camlogconnect. com präsentiert. Der Zugriff erfordert die Mitgliedschaft bei CamlogConnect. Die kostenlose Anmeldung kann problemlos online erfolgen. Seit dem Launch der Plattform im Januar 2012 sind schon mehr als 3.400 CAMLOG Anwender der CAMLOG Community beigetreten. Learn, share and enjoy! CAMLOGCONNECT PREISVERLEIHUNG IM RAHMEN DES 5. INTERNATIONALEN CAMLOG KONGRESSES IN VALENCIA Foto: Dr. Gregory Snevel (USA), Claudia Himmeldirk (Camlog Biotechnologies AG), Dr. Peter Hunt (Editor CamlogConnect), Dr. Haakon Kuit (Niederlande), Dr. Jan Spieckerman (Deutschland), Dr. Jörg-Martin Ruppin (Deutschland), Dr. Elena Torsello (Italien), Dr. Gary Warburton (USA), Dr. Robin Yang (USA). Nicht abgebildet: Dr. Flavio Rosetto (USA) und Dr. Marcus Gambroudes (Großbritannien)

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 12 PRAXISFALL DIE HERAUSFORDERUNG EINER ÄSTHETISCHEN IMPLANTATVERSORGUNG BEI INSUFFIZIENTEM KIEFERKAMMGEWEBE Dr. Jan Spieckermann, Jörg Wildenhain, beide Chemnitz Die Anamnese und der Behandlungsplan Die vorhersagbarsten, langzeitstabilen äs- thetischen Ergebnisse werden erzielt, wenn ein synergetischer Prozess für Diagnose und Therapie durch die Einbeziehung verschiedener Fachbereiche entsteht. Wissenschaftlich fundierte Therapien müssen chirurgisch und prothetisch exakt umgesetzt werden und erfordern die aktive Teilnahme des Patienten während und nach der Behandlung. Ein 29-jähriger Patient wurde in unsere oralchirurgische Praxis, mit der Bitte um Übernahme der implantologischen Therapie in der Oberkieferfront, überwiesen. Er hatte vor einigen Monaten den oberen linken Schneidezahn durch einen Unfall verloren. Die Lücke wurde vom überweisenden Zahnarzt mit einem Flipper versorgt. Die abnehmbare Versorgung beeinflusste das soziale Wohlbefinden des jungen Mannes stark. Bei der Befundaufnahme zeigte sich eine fortgeschrittene horizontale und vertikale Knochenresorption (Abb. 1). Ein verlängertes Kunststoffschild am Flipper sollte diesen Knocheneinbruch optisch ausgleichen (Abb. 2). Diese Fehlgestaltung des Flippers übt, bedingt durch die Rotations- freiheit um die Klammerachse speziell beim Ausgliedern aber auch in Kaufunk- tion, ständigen Druck auf den Kieferkamm aus. Die unphysiologische Krafteinleitung beeinflusst ein Fortschreiten der Knochenresorption. Um eine weitere Traumatisierung des Hart- und Weichgewebes zu verhindern, entfernten wir das Gingivaschild am Flipper und erarbeiteten eine ponticartige Gestaltung des Zahnes 21 (Abb. 3). Bis auf das ausgeprägte Knochendefizit in regio 21 war die zahnmedizinische Anamnese im Frontzahnbereich ohne Befund (Abb. 4). Wir nahmen Situationsabformungen, ließen Modelle herstellen und einartikulieren. Anschließend wurden alle therapeutischen Möglichkeiten gegeneinander abgewogen. Wir erstellten eine Kosten-Nutzen-Analyse jeder einzelnen Lösung in biologischer und wirtschaftlicher Hinsicht [1,2]. Mit dem Patienten Abb. 1: Das Röntgenbild zeigt eine fortschreitende horizontale und vertikale Knochenresorption. Abb. 2: Das überlange Gingivaschild trägt, bedingt durch die Rotationsfreiheit des Flippers, zum Fortschreiten der Resorption bei. Abb. 3: Um eine weitere Traumatisierung der Weichgewebe zu vermeiden, wurde das Schild des Flippers gekürzt. An die Implantattherapie, vor allem in ästhetisch relevanten Zonen, werden hohe Anforderungen gestellt. Die individuellen Wünsche der Patienten an ihr natürliches Erscheinungsbild stellen für das behandelnde Team bei schwierigen morphologischen Voraussetzungen eine große Herausforderung dar. Vielfältige Materialien und Techniken für Kronen und Abutments ermöglichen eine perfekte Imitation der Zahnhartsubstanzen. Jedoch ist der Erfolg einer ästhetischen Versorgung erst mit dem Erhalt, beziehungsweise der Rekonstruktion eines natürlichen periimplantären Hart- und Weichgewebeverlaufs zu erreichen. Im folgenden Praxisfall wird die Komplexität der Implantatbehandlung bei einer kombinierten horizontalen und vertikalen Knochenresorption nach traumatischem Verlust des linken mittleren Schneidezahns dargestellt.

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 13 PRAXISFALL Abb. 4: Die Aufsicht von okklusal zeigt das horizontale Hart- und Weichgewebedefizit in der Implantationsregion. Abb. 5: Eine Fadenschlaufe um die benachbarten Zähne verdeutlicht das Knochendefizit. Abb. 6: Der Knochenblock wurde aus dem Corpus/Ramus mandibulae in ausreichender Größe entnommen. Abb. 7: Bis zur Weiterverarbeitung des Knochenblocks wurde dieser in physiologischer Lösung aufbewahrt. Abb. 8: Der autologe Knochenblock wurde an die Form der Empfängerstellte angepasst. Der Focus lag auf der Ausprägung des Juga Alveolaris. Abb. 9: Die Hohlräume wurden mit gemahlenen auto- logen Knochenspänen aufgefüllt und Bio Oss® wurde zum Resorptionschutz an den Knochenkanten aufgebracht. besprachen wir eingehend und detailliert alle Möglichkeiten. Begründet war die Entscheidung für die Implantation darin, dass beide Nachbarzähne kariesfrei waren und nicht beschliffen werden sollten. Mit dem Wissen, dass ein Implantat, richtig positioniert, einer weiteren Resorption des Kieferknochen vorbeugt, erstellten wir den für den Patienten aus unserer Sicht am besten geeigneten Therapieplan. Die Herausforderung jeder Behandlung ist das natürlich erscheinende Endergebnis der Versorgung. Die Ästhetikmerkmale, die Magne und Belser 2002 [3] vorgeschlagen haben, fließen in unsere präprothetische Planung ein und werden im Team diskutiert. Im Fokus steht dabei unter anderem der Zustand und die Farbe der Gingiva, das Erreichen geschlossener Interdentalräume, ein balancierter Verlauf der Gingiva, interdentale Kontaktpunkte, die Zahnform, die Charakterisierung der Zähne und deren Textur, die Anordnung und die Stellung der Zähne sowie die Symme- trie des Lächelns. Der Aufbau der konvexen Struktur des alveolären Knochenkamms, die Nachbildung der Jugae Alveolaris im »roten« Bereich ist für ein natürliches Aussehen ebenso wichtig wie die perfekte »weiße« Kronenrekonstruktion. Die Rekonstruktion des Knochendefizits sowohl in vertikaler als auch horizontaler Ausprägung erforderte ein Knochenblocktransplantat. Um den Erfolg des chirurgischen Eingriffs für die dreidimensionale Platzierung des Implantats zu gewährleisten, entschlossen wir uns für ein zweizeitiges Vorgehen. Das heißt, das geplante Implantat erst nach der Knochenregeneration zu inserieren. Die Rekonstruktion des Knochendefekts Nach dem Setzen der lokalen Anästhesie sowohl in der Spender- als auch in der Empfängerregion wurde im Oberkieferfrontzahnbereich eine mediokrestale Inzision mit vertikalen Entlastungsschnitten, distal der benachbarten Zähnen, angelegt. Damit der Mukoperiostlappen ausreichend mobilisiert und die Ränder spannungsfrei adaptiert werden konnten, wurden die Entlastungsinzisionen über die Mukogingivalgrenze hinaus gezogen. Auch wurde darauf geachtet, dass die Ränder des Lappens auf dem ortständigen Knochen zu liegen kommen, da die Wachstumsfaktoren für die marginale Regeneration daraus kommen. Der Mukoperiost/Mukosalappen wurde abpräpariert. Um die Blutversorgung für den Lappen zu gewährleisten, wurde dieser fünf Millimeter apikal der Mukogingivalgrenze aufgeklappt. Das Ausmaß des Knochendefizits stellten wir mithilfe einer Fadenschlaufe optisch dar (Abb. 5). Aus dem Corpus/ Ramus Mandibulae wurde ein ausreichend großes Knochentransplantat entnommen. Dieses wurde solange in physiologischer Lösung konserviert bis das Weichgewebe im Bereich der Entnahmestelle vernäht war (Abb. 6 und 7). Anschließend passten wir den kortikalen Knochenblock so exakt wie möglich an die Empfängerstelle an. Für ein ästhetisches Gesamterscheinungsbild war dabei auf die Ausformung der Juga Alveolaris im Bereich der späteren Implantationsregion zu achten. Der Knochenblock wurde mit zwei Osteosyntheseschrauben fixiert (Abb. 8). Das restliche autologe Knochenmaterial wurde gemahlen und die Räume zwischen dem Blocktransplantat und dem ortständigen Knochen aufgefüllt (Abb. 9). Als Resorptionsschutz wurde Bio Oss® um das Augmentat eingebracht.

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 14 PRAXISFALL Mit einer zugeschnittenen resorbierbaren Bio-Gide® Membran (Geistlich) wurde der Knochenaufbau abgedeckt. Durch eine Periostschlitzung wurde der Lappen maximal mobilisiert und nach koronal verschoben. Mit horizontalen Matratzennähten wurde er an den Wundrändern spannungsfrei adaptiert und mit Einzelknopfnähten dicht vernäht. Für die störungsfreie Wundheilung ist eine exakte Wundrandadaption Voraussetzung [4,5,6]. Das Röntgenkontrollbild (Abb. 10) zeigt den fixierten Knochenblock in regio 21 und die Entnahmestelle am Corpus/Ramus Mandibulae. Der Flipper mit dem von basal eingekürzten Kunststoffzahn wurde als temporäre Versorgung eingesetzt (Abb. 11). Während der Knochenheilung durfte nur wenig Druck auf das Gewebe ausgeübt werden. Dabei waren das Verständnis und das (Ess-)Verhalten des Patienten gefordert. Nach zehn Tagen erschien der Patient zur Kontrolle und Nahtentfernung. Drei Monate nach dem chirurgischen Eingriff zeigten sich ein stabiler natürlicher Alveolarknochenverlauf und eine ausreichend keratinisierte Gingiva (Abb. 12). Von dieser Situation wurde eine Abformung gemacht und eine Implantatschablone hergestellt. Der Zahntechniker fertigte eine skelettierte Schablone an. Eine zweiteilige Hülse für CT Planung wurde an der prothetisch korrekten Implantatposition [7,8] eingearbeitet und der Kunststoff zwischen den benachbarten Zähnen so weit wie möglich reduziert. Die Reduktion er- laubt die Platzierung der Schablone auch beim chirurgischen Vorgehen mit Mukoperiostlappen und gewährt maximalen Freiraum für den Winkelstückkopf während der Implantatbettaufbereitung (Abb. 13 bis 16). Die Implantation Die Implantation erfolgte vier Monate nach dem Knochenaufbau. Nach der Lokal- anästhesie wurde ein vestibulärer Lappen präpariert, der Kieferknochen dargestellt und die beiden Osteosyntheseschrauben entfernt (Abb. 17). Die Pilotbohrung wurde mithilfe der Implantatschablone durch die zweiteilige CAMLOG Hülse für CT Planung (2,2 mm Durchmesser) durchgeführt (Abb. 18). Alle weiteren Bohrerschritte für die Aufbereitung des Implantatlagers für das CAMLOG® SCREW-LINE Implantat, Länge 13 mm und Durchmesser 4,3 mm führten wir ohne Schablone durch. Die Platzierung des Implantats er- folgte dreidimensional nach den Kriterien des anatomischen Fensters nach Gomez und der Berücksichtigung der biologischen Umbauprozesse, die mit einer Implantatversorgung einhergehen. Im vorliegenden Patientenfall kam die Implantatschulter ein bis zwei Millimeter unterhalb der Schmelz-Zement-Grenze der Nachbarzähne zu liegen. In oro/ vestibulärer Ausrichtung wurde die Implantatschulter zirka zwei Millimeter pala- tinal des Zahnbogens platziert. Die apikale Platzierung erleichtert es, die Unter- schiede zwischen dem anatomischen Kronendurchtrittsprofil und dem Implantatdurchmesser auszugleichen. Der mesio/ distale Abstand von Implantataußenkante zum Nachbarzahn sollte zirka zwei Milli- meter betragen (Abb. 19 und 20). Das Implantat wurde mit der Abdeckschraube verschlossen, das Weichgewebe vernäht und zur Kontrolle eine Röntgenaufnahme gemacht (Abb. 21). Abb. 10: Das Röntgenkontrollbild zeigt den fixierten Knochenblock im Oberkiefer und die Entnahmestelle im Unterkiefer. Abb. 11: Drei Monate nach dem chirurgischen Eingriff war eine anatomische Ausformung der Kiefersituation von frontal und eine ausreichend dicke Attached Gingiva zu erkennen. Abb. 12: Die Okklusalansicht zeigt das exakt rekonstruierte Hart- und Weichgewebe, bereit zur Aufnahme eines Implantats. Abb. 16: Die skelettierte Implantatschablone schafft den größtmöglichen Raum für den Winkelstückkopf bei der Pilotbohrung. Abb. 17: Zur Implantation wurde der Kieferknochen freigelegt und die beiden Osteosyntheseschrauben entfernt. Abb. 18: Die skelettierte Implantatschablone wurde eingesetzt. Die Pilotbohrung wurde, ohne dass der Winkelstückkopf aufsitzt, durchgeführt.

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 15 PRAXISFALL Abb. 13: Die zehn Millimeter lange zweiteilige Hülse für CT-Planung wurde an der prothetisch korrekten Implantatposition eingearbeitet. Abb. 14: Zum Ankörnen der Implantatposition wird die 2.2 mm Ø Hülse zunächst in voller Länge genutzt. Abb. 20: Die Platzierung des Implantats ist nach den Kriterien des ästhetischen Fensters korrekt. Abb. 15: Nach der Teilung der Hülse wird die Pilotbohrung durch den vier Millimeter hohen Hülsenanteil hindurch vertieft. Abb. 21: Die subkrestale Platzierung des Implantats und die ausreichend dicke Gingiva ermöglicht eine anatomische Gestaltung des Kronendurchtrittprofils. Abb. 24: Ein 4 mm hoher zylindrischer CAMLOG® Gingivaformer wurde eingesetzt und das Weichgewebe anschließend dicht vernäht. Abb. 19: Die Implantatschulter wurde zwei Millimeter unterhalb der Schmelz-Zementgrenze der Nachbarzähne platziert. Die Implantatfreilegung mit Weichgewebeverdickung Um den Erfolg der Implantatversorgung zu gewährleisten, widmeten wir dem Weichgewebemanagement bei der Eröffnung des Implantats unsere besondere Aufmerksamkeit. Wir nutzen dabei die modifizierte Rolllappentechnik zur Weichgewebeverdickung (Abb. 22). Mit einer Diamantfräse wurde die Epithelschicht über dem Implantat entfernt und nach der palatinalen Präparation ein Stiellappen nach vestibulär präpariert, der das entepithelisierte Gewebe umfasst, aber die Papillen ausspart (Abb. 23). Der Rolllappen wurde umgeklappt, in den präparierten Tunnel geschoben und nach Entfernung der Abdeckschraube wurde ein gerader vier Millimeter hoher Gingivaformer in das Implantat eingesetzt (Abb. 24). Wir verdicken das marginale Weichgewebe grundsätzlich, da es während des Remodellings nach apikal migrieren könnte. Bei der Eingliederung der Gingivaformer oder der prothetischen Versorgung restrukturiert sich das periimplantäre Gewebe und die Biologische Breite bildet sich neu aus [9]. Die Möglichkeit der individuellen Ausformung des Weichgewebes über eine provisorische Implantatkrone konnten wir aus Kostengründen nicht nutzen. Die prothetische Versorgung Vier Wochen nach der Freilegung zeigt sich ein stabiles reizloses Gewebe und die Situation konnte abgeformt werden. Wir entfernten den Gingivaformer und setzten Abb. 23: Der Lappen wurde eingeklappt und mit einem spe- ziellen Instrument in den präparierten Tunnel geschoben. Abb. 22: Nach dem Entepithelisieren der Schleimhaut wurde mithilfe einer palatinalen Inzision ein Rolllappen präpariert.

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 16 PRAXISFALL den Abformpfosten für die geschlossene Löffeltechnik in das Implantat (Abb. 25). Die Repositionshilfe wurde auf den Pfosten gesteckt und der Oberkiefer mit Polyether abgeformt. Nachdem die Modelle hergestellt und einartikuliert wurden, stellte der Zahntechniker ein individuelles Zirkonoxidabutment, verklebt auf der CAMLOG® Titanbasis CAD/CAM, her. Die individuelle Ausformung des Kronendurchtrittprofils ist für das natürliche Erscheinungsbild einer prothetischen Rekonstruktion ausschlaggebend. Über das Hybridabutment wurde ein Zirkonoxidkäppchen gefertigt, das mit einer Glaskeramik verblendet wurde (Abb. 26 bis 28). Am Tag der Eingliederung wurde der Gingivaformer entfernt, das Implantatinterface gereinigt und das Hybridabutment eingesetzt (Abb. 29). Das umgebende Weichgewebe wurde durch das individuelle Kronendurchtrittprofil in die Form des geplanten Emergenzprofils verdrängt. Nach zirka drei Minuten war das Weichgewebe wieder revascularisiert und gleichmäßig rot gefärbt. Die Krone wurde aufgesteckt und das Gesamterschei- nungsbild, die Zahnform, -farbe und -stellung kritisch beurteilt. Die Ausformung der Papillen war noch nicht perfekt (Abb. 30). Daraufhin wurden die Positionen der Kontaktpunkte überprüft. Der vertikale Abstand zwischen dem krestalen Knochen und den Approximalkontaktpunkten zu den benachbarten Zahnkronen betrug vier Millimeter. Hier stützten wir uns auf Untersuchungen zur Papillenformation von Tarnow, für ästhetisch langzeitstabile Interdentalpapillen [10]. Auch die intakten umgebenden Stützstrukturen der Nach- barzähne helfen bei der Realisierung einer natürlich ausgeformten Papille. Die Zirkonkrone wurde mit Durelon zementiert, die Zementreste sorgfältig entfernt und der Patient verließ die Praxis mit einem ästhetischen festsitzenden Zahnersatz (Abb. 31). Zwölf Monate nach der Eingliederung stellte sich der Patient zum Follow-up in unserer Praxis vor. Die Bilder zeigen eine stabile periimplantäre Hart- und Weichgewebssituation (Abb. 32). Durch die Migration der Gingiva sind die interdentalen Papillen deutlich natürlicher ausgeformt, haben einen Peek und die Lücken sind fast geschlossen. Das ästhetische Ergebnis der dreidimensionalen Implantatplatzierung in der Kombination mit einem intakten approximalen Knochenniveau der benachbarten Zähne und einer ausreichenden Höhe und Breite des periimplantären Hart- und Weichgewebes zeigt sich auch beim Follow-up nach 24 Monaten (Abb. 33). DISKUSSION Der prospektive Implantatsitus zeigte insuffiziente Kieferkammgewebe. Eine ästhetische Implantatversorgung war daher nur mit Knochen- und Weichgewebsaugmentation zu realisieren. Da ein einzeitiges chirurgisches Verfahren eine prothetisch korrekte Platzierung des Implantats nicht zuließ, war ein zweizeitiges Verfahren indiziert. Die perfekte Rot-Weiß-Ästhetik stellt einen hohen Anspruch an das periimplantäre Hart- und Weichgewebe. FAZIT Die Implantattherapie stellt in der anspruchsvollen ästhetischen Frontzahnregion eine sowohl wertvolle als auch herausfordernde Alternative zum Ersatz verlorengegangener Zähne dar. Ein chirurgischer Behandlungsplan basierend auf den Wünschen des Patienten, der prothetischen Analyse und einem Wax-up sollte auf Grundlage des vorhandenen Hart- und Weichgewebes erstellt werden. Die einzelnen Behandlungsschritte, sowie Behandlungszeit und -kosten sollten ausführlich mit dem Patienten besprochen werden. LITERATUR Abb. 25: Die Abformung erfolgte vier Wochen nach der Implantateröffnung mit einem Abform- pfosten für die geschlossene Löffeltechnik. Abb. 26: Das Modell vor der Digitalisierung mit Scanbody. Abb. 27: Das Abutment wurde mit dem Abutmentdesigner von 3Shape® gestaltet. [1] Vogel R, Smith-Palmer J, Valentine W. Evaluating the health economic implications and cost-effectiveness of dental implants: A literature review. Int J Oral Maxillofac Implants 2013;28:343-356 [2] Happe A, Körner G. Implantologische Frontzahnversorgungen unter ästhetischen Gesichtspunkten – Erfolgs- und Risikofaktoren. Quintessenz 2011;62(5):667-79 [3] Magne P, Belser UC. Rationalization of shape and related stress distribution in posterior teeth: a finite element study using nonlinear contact analysis. Int J Periodontics Restorative Dent. 2002;22(5):425-33 [4] Pini Prato G, Pagliaro U, Baldi C, Nieri M, Saletta D, Cairo F, Cortellilni P. Coronally advanced flap procedure for root coverage. Flap with tension versus flap without tension: a randomized controlled clinical study. J Periodontol 2000;71(2): 188-201 [5] Sculean A, Gruber R, Bosshardt DD. Soft tissue wound healing around teeth and dental implants. J Clin Periodontol 2014;41 (Suppl. 15):6-22[6] Fugazzotto PA. Maintenance of soft tissue closure following guided bone regeneration: technical considerations and report of 723 cases. J Periodontol. 199970(9):1085-97 [7] Grunder U, Gracis S, Capelli M. Influence of the 3-D bone-to-implant relationship on esthetics. Int J Periodontics Restorative Dent. 2005;25(2):113-9 [8] Fu J-H, Lee A, Wang H-L Influence of tissue biotype on implant esthetics. Int J Oral Maxillofac Implants: 2011;26:499-508 [9] Tözüm TF, Dini FM. Treatment of adjacent gingival recessions with subepithelial connective tissue grafts and the modified tunnel technique. Quintessence Int. 2003;34(1):7-13 [10] Tarnow DP, Magner AW, Fletcher P. The effect of the distance from the contact point to the crest of bone on the presence or absence of the interproximal dental papilla. J Periodontol. 1992;63(12):995-6

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 17 PRAXISFALL Jörg M. Wildenhain Jörg M. Wildenhain gründete das Dentallabor Kauzentrum 2004 in Chemnitz mit damals drei Angestellten. 2010 spezialisierte er sich auf die CAD/CAM-Technik und stellt seit dieser Zeit Keramikkronen und -brücken sowie Teleskopkronen ausschließlich in Zirkon her. Das »metallfreie Dentallabor« ist sehr innovativ und bietet Technik auf dem neuesten Stand mit dem höchsten Maß an Präzision im Bereich der Implantologie. Dank der großen Nachfrage nach innovativen, metallfreien Prothetikversorgungen ist das aufstrebende Unternehmen auf 14 Mitarbeiter angewachsen. Abb. 28: Das individuelle Zirkonoxidabutment wurde auf der Titanklebebasis verklebt und die Zirkonkrone individuell verblendet. Abb. 30: Die Krone erscheint unmittelbar nach dem Einsetzen im zervikalen Bereich etwas zu lang und die Papillen sind noch nicht optimal ausgeformt. Abb. 29: Das eingesetzte individuelle Hybridabutment formt das gewünschte Emergenzprofil. Nach zirka drei Minuten ist die Gingiva revaskularisiert. AUTOREN Dr. Jan Spieckermann Nach dem Zahnmedizinstudium in Wien und Greifswald und anschließender Promotion arbeitete Dr. Spieckermann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden. Nach zweijähriger Tätigkeit im öffentlichen Gesundheitswesen in Schweden folgte die Ausbildung zum Fachzahnarzt für Oralchirurgie in der kieferchirurgischen Praxis Dr. Glase / Dr. Berger in Chemnitz sowie an der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie des Klinikums Chemnitz. 2010 erfolgte die Niederlassung mit Oralchirurgin Frau Sabine Hutfilz in der Gemeinschaftspraxis für Oralchirurgie in Chemnitz. Dr. Jan Spieckermann erlangte die Tätigkeitsschwerpunkte Implantologie, Oralchirurgie und ist qualifizierter fortKontaktdaten Gemeinschaftspraxis für Oralchirurgie Sabine Hutfilz, Dr. Jan Spieckermann Fachzahnärzte für Oralchirurgie, Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie An der Markthalle 3 09111 Chemnitz E-Mail: info@oralchirurgie-chemnitz.de Kauzentrum Dentallabor Chemnitz Dentallabor Gießerstr. 13 09130 Chemnitz gebildeter Spezialist für Prothetik der DGPRO. Er ist Mitglied in den Fachgesellschaften der DGI, DGPRO und DGZMK. Abb. 32: Beim Follow-up nach zwölf Monaten stellt sich eine gute Rekonstruktion der orovestibulären Dimension dar. Abb. 33: Beim Follow-up nach zwei Jahren zeigten sich deutlich ausgeformte Interdentalpapillen und geschlossene Zwischenräume. Abb. 31: Der Patient zeigte ein ästhetisches Lippenbild. Die Stellung, Farbe und Form der Versorgung fügen sich harmonisch in den Zahnbogen ein.

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 18 PRAXISFALL VERSORGUNGSMÖGLICHKEITEN ZAHNLOSER UNTERKIEFER MITHILFE DER VARIO SR PROTHETIKKOMPONENTEN ZTM Sebastian Schuldes, MSc., Eisenach Bei der Planung der Rehabilitation von stark atrophierten Unterkiefern steht neben ästhetischen und funktionellen Gesichtspunkten bei älteren Patienten die Hygienefähigkeit der Versorgung im Fokus. Eine verminderte manuelle Geschicklichkeit, die im Laufe des Alters auftreten kann, erschwert dann eine adäquate Pflege der Zähne, der Implantate und des Zahnersatzes. Im folgenden Beitrag werden die Vor- und Nachteile eines teleskopierenden Zahnersatzes, einer Stegversorgung und einer verschraubten Brücke gegenübergestellt und diskutiert. Implantate sind eine seit vielen Jahren bewährte Behandlungstherapie in der Geroprothetik [1]. Bei der Planung einer Versorgung sollten vor allem die Bedürfnisse, aber auch die Wünsche der Patienten berücksichtigt werden. Um älteren Patienten multiple Eingriffe zu ersparen und die Risiken einer Nervverletzung bei fortgeschrittener Kieferatrophie zu minimieren, werden meist vier Implantate nach dem Maló-Konzept inseriert. Das Konzept von Maló und Rangert nutzt das vorhandene Knochenangebot, steht für die Sofortversorgung und reduziert die Anzahl der Sitzungen. Diese Methode basiert auf der großflächigen Abstützung auf einem breiten, prothetischen Polygon. Erreicht wird die Abstützung durch das Inserieren von zwei Implantaten im interforaminären Bereich und zwei distal gesetzten, angulierten Implantaten. Erster Patientenfall: Beim ersten Patientenfall (Chirurgie und Prothetik Dr. Thomas Rothe, Eisenach) standen die Hygienemöglichkeiten und eine einfache Handhabung im Vordergrund. Daher entschied sich das behandelnde Team für eine teleskopierende Versorgung nach dem Konzept Paul Weigls [2]. Eine, an das »All-on-4-Konzept« angelehnte, verschraubte Sofortversorgung wurde auf Wunsch der 60-jährigen Pa- tientin in die Behandlungstherapie aufgenommen. Befund und präoperative Planung Die Patientin stellte sich, nachdem sie die Pfeilerzähne verloren hatte, mit einer schlecht haltenden Teleskopprothese in der Praxis vor. Die verbliebenen Restzähne waren nicht erhaltungswürdig und mussten extrahiert werden (Abb. 1). Zur besseren Planbarkeit der Rehabilitation wurde auf einartikulierten Situationsmodellen ein Setup erstellt. Eine abnehmbare Versorgung auf vier Implantaten entspricht den Richtlinien der Konsensus-Konferenz für abnehmbare Versorgungen im Unterkiefer. Nach der Anfertigung einer Scanschablone und einer DVT-Aufnahme erfolgte die digitale Implantatplanung zur exakten Festlegung der Implantatposition (Abb. 2). Im interAbb. 1: Nach Verlust der Pfeilerzähne stellte sich die Patientin mit nicht erhaltungs- würdigen Zähnen und einer starken Kieferkammatrophie vor. Abb. 2: Die 3D-Planung zeigt die 30 Grad angulierten distalen Implantate zur Erreichung eines ausreichend breiten Polygons zur Abstützung. Abb. 3: Die direkt verschraubte Interimsversorgung wurde digital designt und im CAD/CAM-Verfahren aus PMMA hergestellt.

logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 19 PRAXISFALL Abb. 5: Individuell gegossene Aufbauten dienen als Klebebasis für die Primärteleskope aus Zirkoniumdioxid. foraminären Bereich wurden zwei Implantaten in regio 32 und 42 geplant. Um eine ausgewogene Abstützung des Zahnersatzes zu erreichen, mussten die distalen Implantate in regio 35 und 45 inseriert werden. Nach physikalischen Richtlinien stellen die Verbindungslinien der Implantate zueinander ein ausreichend großes Polygon dar. In Anlehnung an das Maló-Konzept entschied sich das Team aus implantologisch tätigem Zahnarzt und Zahntechniker in regio 35 und 45 für zwei im 30 Grad Winkel eingesetzte und ausreichend lange Implantate. Der chirurgische Aufwand eines Knochenaufbaus war für die Patientin aus medizinischer und finanzieller Sicht keine geeignete Therapiemöglichkeit. Herstellung der Sofortversorgung Im Anschluss an die digitale Planung stellten wir eine präzise Bohrschablone mit CAMLOG® Guide Führungshülsen her. Um die exakte Platzierung der 30 Grad abgewinkelten CAMLOG® Vario SR Abutments zu erhalten, ist darauf zu achten, eine Nut der Innenkonfiguration der distalen Implantate nach dorsal auszurichten. Daher ist eine Orientierungsmarkierung auf den Führungshülsen beim Inserieren unerlässlich. Für die Herstellung der verschraubten Sofortversorgung wurde mithilfe der Bohrschablone eine »Modellimplantation« durchgeführt. Das Modell wurde im Bereich der Implantate unter Berücksichtigung der Achsausrichtung ausgeschliffen. Die Laborimplantate wurden auf die CAMLOG® Guide Einbringpfosten aufgeschraubt. Danach fixierten wir sie, unter Berücksichtigung der Orientierungsmarkierung, durch die Hülsen hindurch mit Kunststoff im Modell. Die Sofortversorgung designten wir digital und ließen sie im CAD/CAM-Verfahren aus PMMA herstellen. Für die spannungsfreie, intraorale Verklebung der Brücke auf den Titanprothetikkappen wurde die Brücke mit einer entsprechenden Spielpassung konstruiert (Abb. 3). Implantation und Eingliederung der provisorischen Sofortversorgung Am Tage der Implantation extrahierte der chirurgisch tätige Arzt die Restzähne. An- schließend erfolgte die vollgeführte Implantatinsertion nach dem Protokoll des CAMLOG® Guide Systems. Nach dem Ent- fernen der Einbringpfosten und der Schablone, wurden auf die Implantate im Frontbereich gerade CAMLOG® Vario SR Abutments und auf die beiden distalen Implantate 30 Grad abgewinkelte Abutments eingesetzt. Auf den Aufbauten wurden Titankappen aufgeschraubt und intraoral in die provisorische Brücke einpolymerisiert. Nach der Okklusions- und Funktionskontrolle wurde die Brücke abgenommen, die Klebeüberschüsse entfernt, poliert und wieder eingeschraubt. Die Patientin verließ die Praxis am Tage der Implantation mit »festen Zähnen«. Herstellung der definitiven Teleskopprothese Auf Basis des Doppelkronentechnik-Konzepts nach Weigl wurde die Konuskronenprothese umgesetzt. Da bei dieser Technik die Haftung nicht durch Friktion, sondern durch Adhäsion zustande kommt, können die Patienten von einer sehr einfachen Handhabung profitieren [3]. Nach drei Monaten waren die Implantate im Unterkiefer osseointegriert und konnten abgeformt werden. Die provisorische Versorgung wurde abgeschraubt, und mithilfe der Vario SR Abformkappen und eines individuellen Löffels wurde eine Abformung auf Abutmentlevel genommen. Die Bissregistrierung erfolgte mit dem elektronischen Stützstiftregistrat des DIR-Systems (Abb. 4). Im Labor wurden die Vario SR Analoge aufgeschraubt und das Meistermodell hergestellt. Für die, mittels CAD/ CAM-Technik erstellten ZirkoniumdioxidTeleskope, dienten individualisierte gegossene Vario SR Hülsen als Klebebasis. Die Teleskope wurden mit den Basen verklebt (Panavia, Kuraray) und zum Galvanisieren der Sekundärteile vorbereitet. Studien belegen, dass die Zirkon-Galvano-Doppelkronentechnik [4] eine hohe Biokompatibilität und konstant gute Haftkräfte aufweist – eine Korrosion konnte nicht festgestellt werden. Über die Galvanokronen stellte der Zahntechniker eine Modellgussbasis her. Damit die Kronen im Mund spannungsfrei verklebt werden können, sollte ein ausreichend großer Klebespalt zwischen den Sekundärteilen und der Basis angelegt werden (Abb. 5 bis 7). Da die Teleskope nach dem Verkleben im Mund verbleiben wurde eine Interimsprothese hergestellt. Diese Prothese passt exakt über die Zirkoniumdioxid- Primärteile und kann als »Reiseprothese« weiter genutzt werden. Abb. 4: Die Bissregistrierung erfolgte mit dem elektronischen Stützstiftregistrat des DIR Systems. Abb. 6: Die Galvanosekundärkronen stehen für gute Haftung durch Adhäsion und dadurch für einfache Handhabung. Abb. 7: Im klassischen Gussverfahren wurde das Modellgussgerüst mit ausreichend großem Klebespalt für das spannungsfreie Verkleben der Teleskope hergestellt.

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