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Juli 2013 Das CAMLOG Partner-Magazin 30 3. CAMLOG ZAHNTECHNIK-KONGRESS VISIONEN FÜR EINE ERFOLGREICHE ZUKUNFT

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 EDITORIAL 2 Liebe Leserinnen, liebe Leser, ständige Veränderung ist eine der wenigen Gewissheiten, die Wirtschaft, Märkte und unternehmerisches Handeln heute prägt. Alles ist in Bewegung – und dies mit zunehmender Geschwindigkeit. Die Fähigkeit, zukunftsorientiert zu denken und zu handeln, ist derzeit eine unserer großen Herausforderungen. Die ganze Branche befindet sich aktuell in einer Umbruchphase, die eine Fülle neuer Chancen eröffnet. Die Digitalisierung beschäftigt uns immer mehr, und wir erleben die vielschichtige, nicht immer problemlose Faszination des Neuen. Die Dynamik in unserer Branche ist sehr hoch. Und: Zurzeit ist nicht abzusehen, wohin uns der Weg noch führen wird. Die Internationale Dental-Schau in Köln hat gezeigt – unsere Zukunft ist digital. Von der 3-D-Diagnostik und Therapieplanung über navigierte Chirurgie bis hin zu einem differenzierten CAD/CAM-Leistungsspektrum wird eine durchgängige Therapie- und Prothetikplanung immer realistischer. In den nächsten Jahren werden diese Verfahren weiter optimiert und für eine noch präzisere Planung sorgen. Auf keinen Fall aber haben wir die Wahl, ob diese neuen Technologien in unsere Welt kommen oder nicht. Dies liegt nicht in unserer Entscheidungsmacht – weder in Ihrer noch in unserer. Die Branche wird sich verändern: Die Frage ist nur, ob wir bereit sind, uns ebenso zu verändern. In Zeiten der Veränderung entstehen Gewinner und Verlierer. Wer seine Zukunft aktiv gestaltet, … gewinnt, wer abwartet, … verliert. Die CAD/CAM-Technologie macht rasante Fortschritte in der Anwendung und Fertigung. Zudem finden verstärkt Rapid Prototyping-Technologien – wie Lasersintering, Stereolithograhie oder 3-D-Printing – Anwendung in der dentalen Welt. Mit dem Einzug der Intraoralscanner in den nächsten Jahren in die Zahnarztpraxen gewinnt die Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt, Labor und Industrie eine neue Qualität: Alle Seiten müssen sich neuen Anforderungen und Abläufen stellen. Dazu gilt es, sich schnell Kompetenzen zu erwerben und die Wünsche der Partner und Patienten immer wieder zu erfragen und aufzunehmen. Unsere Berufswelt wird vielfältiger und dabei auch zweifellos anspruchsvoller. Das Berufsbild für uns alle – Zahnärzte, Zahntechniker und Industrie – wird sich wandeln, stärker noch, als wir das heute annehmen, und deshalb sollten wir gemeinsam auch in Zukunft unsere Kräfte bündeln für die orale Gesundheit und die Lebensqualität unserer Patienten. Sehen Sie es vor allem als Chance, sich mit Hilfe der neuen Technologien zu positionieren und Ihre Praxis oder Dentallabor zu neuen unternehmerischen Erfolgen zu führen. Auch wir von CAMLOG müssen uns permanent den Herausforderungen des Marktes stellen. Der Implantatmarkt in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern wächst schon seit einiger Zeit nicht mehr im zweistelligen Bereich. Neben der HighEnd-Implantologie gibt es auch einen großen Bedarf für einfachere, standardisierte implantologische Behandlungskonzepte, die zumindest prothetisch in nahezu jeder Zahnarztpraxis umsetzbar sind. CAMLOG ist der erste Premiumhersteller, der auf den veränderten Markt reagiert hat und mit iSy ein intelligentes Konzept anbietet, um noch mehr und vor allem andere Patientengruppen implantologisch versorgen zu können. Das Prothetiksortiment ist konsequent auf Effizienz getrimmt und mit CAD/CAM-basierten Lösungen zukunftsorientiert ausgerichtet. Mit DEDICAM haben wir zudem unser Leistungsspektrum erweitert und bieten jetzt auch die Möglichkeit der computergestützten Individualfertigung. Einzigartig ist dabei das von vielen von Ihnen gewünschte Angebot individueller einteiliger Abutments und individueller Gingivaformer aus Titan für alle Implantatsysteme aus dem Hause CAMLOG. Die Zukunft kommt von alleine. Der Erfolg nicht. Seit wir mit CAMLOG an den Start gegangen sind, hat sich vieles verändert. Unsere Branche schlägt ein neues Kapitel auf. Bei diesen spannenden Zukunftsaufgaben wird CAMLOG Sie auch weiterhin partnerschaftlich unterstützen und begleiten. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und immer den richtigen Blick für all die Chancen, die uns die Zukunft bietet. Ihr Michael Ludwig Geschäftsführer CAMLOG Vertriebs GmbH „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorherzusehen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“ Perikles (griechischer Staatsmann)

INHALT Titelstory • Faszination Implantatprothetik – erfolgreich sein auf digitalen Wegen Wissenschaft/Klinische Forschung • Einfluss eines Wechsels des Abutments auf die periimplantären Hart- und Weichgewebe: eine präklinische Studie bei Implantaten mit Platform Switching • CAMLOG Foundation-Forschungspreis Praxisfall • Sofortimplantation und vollkeramische Versorgung im Oberkiefer-Frontzahnbereich • Locator® retinierte Unterkiefer-Totalprothese Aktuelles • CAMLOG betritt mit iSy Neuland und bringt Dynamik in den Implantatmarkt Aktuelles • DEDICAM – die CAD/CAM-Lösung von CAMLOG • Die GfK bescheinigt CAMLOG sehr gute Marktpositionierung Veranstaltungen • Erfolgreiche Kommunikation in der Zahnarztpraxis − Patienten beraten, überzeugen und begeistern • Implantologie – Emotionen und Partnerschaft: eine CAMLOG Fortbildung mit Kongresscharakter • Valencia – Stadt der Künste und der Wissenschaften Lifestyle • Filmwelten Babelsberg Seite 4 Seite 28 Seite 12 Seite 42 logo - das CAMLOG Partner-Magazin • Erscheinungsweise: dreimal jährlich, Herausgeber: CAMLOG Vertriebs GmbH • Maybachstraße 5 • D-71299 Wimsheim Telefon: +49 7044 9445-100 • Telefax: +49 800 9445-000 • www.camlog.de, Redaktion: Jan Peters (verantwortlich), Anna-Christina Baden, Oliver Ehehalt, Claudia Himmeldirk, Michael Ludwig, Thomas Moser, Françoise Peters, Ingrid Strobel • Fotos: CAMLOG und deren Lizenzgeber • Gestaltung: Duc-An Do Druck: Schefenacker GmbH, Deizisau Seite 36 Seite 8 logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 3 INHALT

Gastautor: Dr. med. dent. Jan H. Koch, Freising logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 TITELSTORY 4 FASZINATION IMPLANTATPROTHETIK – ERFOLGREICH SEIN AUF DIGITALEN WEGEN Der 3. CAMLOG Zahntechnik-Kongress am 20. April 2013 in Darmstadt war ein Aufbruchsignal in die digitale Zukunft. Erfahrene Zahntechniker und Zahnärzte zeigten den gut 700 Teilnehmern, wie sich handwerkliches Können mit CAD/CAM kombinieren lässt. Dabei standen Tipps und Konzepte für die tägliche Teamarbeit gleichberechtigt neben Visionen für eine erfolgreiche Zahntechnik – auch und gerade in Zeiten von Apps und weltweiter Vernetzung. „Es wird noch mehr Veränderungen geben, als wir heute vermuten.“ Für Michael Ludwig, Geschäftsführer der CAMLOG Vertriebs GmbH, ergeben sich für die Zahntechnik aus neuen Technologien zahlreiche Chancen. Auch in Zukunft werden nach seiner Überzeugung handwerkliches Können und Fachwissen gefragt sein, die Arbeit werde aber vielfältiger und anspruchsvoller. Diese Entwicklung locke gerade junge Menschen an. Im umkämpften Implantatmarkt habe CAMLOG mit iSy als erster Premiumanbieter ein Implantatsystem für einfache standardisierte Behandlungskonzepte auf den Markt gebracht, das zudem konsequent auf digitale Prozesse setzte. Mit DEDICAM® biete CAMLOG nun ebenfalls die Möglichkeit der computergestützten Individualfertigung. Reifenwechsel und Schnittstellen „Nicht die Behandlungsziele werden sich verändern, sondern die Werkzeuge, um sie zu erreichen.“ Daniel Edelhoff, gelernter Zahntechniker und Prothetik-Professor in München, glaubt fest an die digitale Zukunft: „Smartphones, Apps und SoftwareUpgrades gehören heute zum Alltag. Analog dazu wird es zunehmend Zahnersatz-Upgrades auf Basis digitaler Datensätze geben.“ Sein Team entwickelt eine entsprechende Methode für implantatgetragene Kronen: Wie bei einem Reifenwechsel lassen sich damit CAD/CAMgeschliffene Polymer-Veneers austauschen, zum Beispiel nach einer Beschädigung durch okklusale Überlastung (1). Für Edelhoff steht heute CAD/CAM für Qualität und Effizienz, manuelles Arbeiten für Kreativität und Ästhetik: „Unser Maßstab bleibt die Natur, die für einen Frontzahn inklusive Wurzel neun Jahre benötigt.“ Wer schon immer wissen wollte, wie Schnittstellen auf Software-Ebene funktionieren, erfuhr dies von Ralph Riquier, Remchingen. Der Zahntechnikermeister ist sehr aktiv in der Ausbildung und seit vielen Jahren Mitentwickler von CAD- und CAMSoftware. Entscheidend für den digitalen Fluss seien so genannte Übergabedateien, zum Beispiel zwischen Intraoral-Scanner, CAD- und CAM-Software. Diese Dateien enthalten häufig Zusatzinfos, die den Workflow erleichtern. Standardisierung ist laut Riquier wünschenswert, aber zeitaufwendig, für offene Systeme müssen Anwender viel wissen. Lösungsmöglichkeiten seien zum Beispiel abgestimmte Prozessketten oder Portale. Sein Fazit: „Lernen Sie, in digitalen Prozessen zu denken!“ Ein Beispiel für diesen Lernprozess zeigte der Prothetik-Spezialist Dr. Christian Hammächer (Aachen). Zur digitalen Übertragung des Austrittsprofils einer implantatgetragenen Frontzahnkrone scannte er intraoral einen Scankörper im individuell ausgeformten Weichgewebstrichter. Zusätzlich scannte der Zahntechniker im Labor das individualisierte temporäre Abutment und die temporäre Klebebrücke. Für die Herstellung des definitiven CAD/CAMAbutments und der definitiven Krone wurden die beiden Datensätze gematcht. Das Verfahren funktionierte, ist aber noch als experimentell einzustufen. Unabhängig vom Prozessweg liegt für Hammächer der Schlüssel zu erfolgreichen, ästhetisch gelungenen Versorgungen in der Chirurgie: „Wenn die Gewebe nicht richtig vorbereitet sind, wird es mit der Prothetik schwierig.“ Dr. Christian Hammächer, Aachen

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 TITELSTORY 5 „Alles, was ins Waschbecken fallen kann, wird bei uns nicht aus Keramik gemacht und auch nicht keramisch verblendet.“ ZTM Stefan Picha, Fürth | Dr. Martin Gollner, Bayreuth „Haben Sie keine Angst vor Herausforderungen und gehen Sie trotz Rückschlägen, die bei großen Zielen nie ausbleiben, beharrlich Ihren Weg.“ Alexander Huber, Bergsteiger, Traunstein „Simulieren Sie Bisserhöhungen unbedingt am Patienten, bevor Sie die Restauration planen.“ ZTM Jürg Stuck, Köln „Wenn die Gewebe nicht richtig vorbereitet sind, wird es mit der Prothetik schwierig.“ Dr. Christian Hammächer, Aachen „Lernen Sie, in digitalen Prozessen zu denken!“ ZTM Ralph Riquier, Remchingen „Nicht die Behandlungsziele werden sich verändern, sondern die Werkzeuge, um sie zu erreichen.“ Prof. Dr. Daniel Edelhoff, München

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 TITELSTORY 6 „In unserem Labor ist Frontzahnästhetik ein wichtiger Schwerpunkt, auch mit Implantaten. Auf Kongressen wie hier in Darmstadt ist es spannend zu sehen, was andere machen. Man vergleicht mit den eigenen Konzepten und nimmt immer neue Ideen mit nach Hause.“ ZTM Andreas Huttler, Dentrium Zahntechnik „Am besten hat uns der Vortrag von Jürg Stuck zum Thema vertikale Dimension gefallen. Das war sehr praxisnah, locker und direkt. Gut war auch, dass nicht Produkte im Mittelpunkt standen, sondern praktische Tipps. Und da war wirklich viel Spannendes dabei.“ ZTM Yvonne Diehl, und ZT Mevludin Mustafi, al dente Zahntechnik, Freudenberg (Praxislabor Dres. Hoffmann und Hulvershorn, Niederdresselndorf) Teilnehmermeinungen

[1] Schweiger J, Neumeier P, Stimmelmayr M, Beuer F, Edelhoff D. Macro-retentive replaceable veneers on crowns and fixed dental prostheses: a new approach in implantprosthodontics. Quintessence Int 2013;44:341-349. [2] Semper-Hogg W, Kraft S, Stiller S, Mehrhof J, Nelson K. Analytical and experimental position stability of the abutment in different dental implant systems with a conical implant-abutment connection. Clin Oral Investig 2013;17:1017-1023. [3] Wismeijer D, Van Waas MA, Vermeeren JI, Mulder J, Kalk W. Patient satisfaction with implant-supported mandibular overdentures. A comparison of three treatment strategies with ITI-dental implants. International journal of oral and maxillofacial surgery 1997;26:263-267. LITERATUR logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 TITELSTORY 7 Metall oder Vollkeramik? Ihre bevorzugten Indikationen für Metall oder Vollkeramik nannten in Darmstadt drei zahnärztlich-zahntechnische Teams. „Alles, was ins Waschbecken fallen kann, wird bei uns nicht aus Keramik gemacht und auch nicht keramisch verblendet.“ Für Metall sprechen nach Überzeugung von Stefan Picha, Zahntechnikermeister aus Fürth, und Dr. Martin Gollner, Oralchirurg aus Bayreuth, dessen Zuverlässigkeit bei hoher Belastung und der günstige Preis bei Verwendung von Nichtedelmetallen. Das fränkische Team zeigte beispielhaft die Versorgung eines Frontzahn-Sofortimplantats mit Anhängerkrone auf Titanabutment. Wegen des großen Knochendefekts wurde computergestützt geplant, dann augmentiert und das Zirkonoxidgerüst bukkal mit rosa Keramik ergänzt: eine flexible Lösung unter Nutzung der geeigneten Materialien und digitaler wie analoger Zahntechnik. Das Team aus Zahntechnikermeister Benjamin Votteler und Dr. Michael Fischer (beide Pfullingen) bevorzugt nach Möglichkeit Lithiumdisilikatkeramik. Diese wird auf vorhandenen VMK-Restaurationen, natürlichen Zähnen oder keramischen Abutments verklebt. Vollkeramische Abutments verwenden die beiden nicht, sondern individuelle Zirkonoxidabutments auf Titanbasen, die sie zum Beispiel mit vollkeramischen Kronen auf fluoreszierenden gepressten Lithiumdisilikat-Käppchen versorgen. Gingivamassen und Qualitätsunterschiede Privatdozent Dr. Daniel Thoma und Zahntechnikermeister Vincent Fehmer (beide Universität Zürich) bevorzugen im Seitenzahnbereich Standard- und im Frontzahnbereich individuelle Abutments. Bei einer Mukosadicke von weniger als zwei Millimeter ist laut Literatur das Abutmentmaterial ästhetisch bedeutsam, wobei auch Zirkonoxid wegen seiner Helligkeit nicht optimal ist. Indikationsbezogen sollte auch bei den Restaurationsmate- rialien vorgegangen werden. So ist laut Fehmer bei hellen Nachbarzähnen Zirkonoxid das Gerüstmaterial der Wahl. Wenn der Lichtfluss im Vordergrund steht, bevorzugt er Lithiumdisilikat und bei dunklen und grauen Zähnen Metallkeramik. Abutments werden von Zahntechnikern bis zu 70mal von den Laboranalogen genommen und wieder aufgesetzt. Hinzu kommen im Behandlungsablauf mehrere Positionsübertragungen, sodass Fertigungspräzision und Verschleißfestigkeit der Komponenten sehr wichtig sind. Eine Forschergruppe um die Freiburger Oralchirurgin Prof. Katja Nelson und den Berliner Zahntechnikermeister Jürgen Mehrhof stellte für CONELOG® Implantate eine signifikant bessere rotatorische Präzision fest als für Vergleichsprodukte (2). Die vertikale Abweichung ist laut Nelson bei konischen Implantat-Aufbau-Verbindungen generell höher als bei stumpfen. Da Implantate von CAMLOG bei der Fertigungstoleranz zur Spitzengruppe zählen, seien jedoch auch vertikale Abweichungen und deren Schwankungsbreite für CONELOG® Implantate gering. Mensch im Mittelpunkt Patienten sind nicht immer digital erfassbar. Wenn zum Beispiel Sprachmuster durch fehlerhaft gestalteten Zahnersatz gestört werden, können die Muskeln dies eine Zeitlang kompensieren. Danach wird es anstrengend und die Sprache unklar. Der Zahntechnikermeister Jürg Stuck setzte Spezialwachs auf Unterkieferzähne von Referentenkollegen und zeigte damit, wie unterschiedlich sich frontale Bisserhöhungen auf die Sprache auswirken. Sein Tipp: „Simulieren Sie Bisserhöhungen unbedingt am Patienten, bevor Sie die Restauration planen.“ Den großen Nutzen von Implantaten für zahnlose Patienten demonstrierte der Genfer Privatdozent Dr. Martin Schimmel. Der Knochenabbau wird um den Faktor zehn reduziert, die Kaueffizienz verdoppelt. Ebenso wichtig dürften die psychischen und sozialen Auswirkungen sein, da Menschen mit Kauschwierigkeiten häufig sozial beeinträchtigt sind und zum Beispiel seltener ausgehen (3). Schimmel unterteilt seine Patienten in „junge Alte“ (um die 70), „alte Alte“ (zirka 80 bis 90) und „Langlebige“ (über 90). Nach seiner Erfahrung profitieren von Implantaten auch die alten Alten und Langlebigen, die meist in betreuten Wohn- oder Pflege-Einrichtungen leben. In ihrem Interesse sollte aber auf hygienefähige Gestaltung und reversible Konzepte geachtet werden. Einen fulminanten Schlusspunkt setzte in Darmstadt der Traunsteiner Bergsteiger Alexander Huber. Zusammen mit seinem Bruder Thomas bestieg er die berühmteste Steilwand der Welt, die knapp 900 Meter hohe Nose-Route des El Capitan im Yosemite Valley, in neuer Rekordzeit von unter drei Stunden. Huber löste bei den Kongressteilnehmern mit Bildern, Filmaufnahmen und seinem eindringlichen Vortrag heftige Schwindelgefühle aus. Huber betonte, dass solche scheinbar „wahnsinnigen“ Leistungen nur mit akribischer Vorbereitung gemeistert werden können, wie sie zum Beispiel auch in der Implantatprothetik notwendig ist. Seine Botschaft: Haben Sie keine Angst vor Herausforderungen und gehen Sie trotz Rückschlägen, die bei großen Zielen nie ausbleiben, beharrlich Ihren Weg. Fazit Der 3. CAMLOG Zahntechnik-Kongress knüpfte nahtlos an die erfolgreichen Vorgängerveranstaltungen in München (2009) und Stuttgart (2011) an. Unter der klugen und engagierten Moderation von Zahntechnikermeister Gerhard Neuendorff (Filderstadt) präsentierten großartige Teams ihre Konzepte – mit Enthusiasmus und randvoll mit Tipps und Visionen für erfolgreiche Zahntechnik und faszinierende Implantatprothetik.

*Originalarbeit: Becker K., Mihatovic I., Golubovic V. & Schwarz F. Impact of abutment material and dis-/re-connection on soft and hard tissue changes at implants with platform-switching. (2012) J Clin Periodontol 39, 774-780 logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG 8 Einleitung Voraussetzung für den Langzeiterfolg implantatgetragener Restauration sind stabile Hart- und Weichgewebeverhältnisse. In den letzten Jahren konzentrierte sich die Forschung auf Modifikationen im Implantathalsbereich, um krestale Knochenresorptionen in der Funktionsphase zu minimieren. In präklinischen Studien am CAMLOG®- und auch CONELOG® Implantat konnte gezeigt werden, dass durch die Stufenbildung zwischen Abutment und Implantatkörper bei CAMLOG K-Line-Implantaten die krestalen Umbauvorgänge im Vergleich zur älteren J-linie‘ aber auch zu Implantaten ohne Stufenbildung, deutlich verringert werden können. Als weiterer zentraler Befund konnte gezeigt werden, dass bei Abutments, die nach dem Prinzip des Platform Switching inseriert werden, die Länge des inneren Saumepithels minimiert werden kann (Becker et al. 2007, 2009). Hierdurch stehen im Sulkus breitere Bindegewebsbereiche zur Abdichtung des Abutments gegenüber dem Knochen zur Verfügung. Die bisherigen klinischen und präklinischen Forschungsergebnisse zeigen, dass das Platform Switching nach heutigem Kenntnisstand keine Nachteile und in der Tendenz nur Vorteile gegenüber dem konventionellen Vorgehen ohne Stufe aufweist. Bereits in früheren Studien von Abrahamsson et al., 1997, konnte jedoch gezeigt werden, dass Manipulationen der Aufbauteile, wie sie routinemäßig im Rahmen der prothetischen Versorgung erfolgen, nachteilige Einflüsse auf die krestalen Knochen- und Weichgewebestrukturen haben können. Kathrin Becker, Frank Schwarz, Düsseldorf EINFLUSS EINES WECHSELS DES ABUTMENTS AUF DIE PERIIMPLANTÄREN HART- UND WEICHGEWEBE: EINE PRÄKLINISCHE STUDIE BEI IMPLANTATEN MIT PLATFORM SWITCHING* Zwei repräsentative Hartgewebs-Histologien (Paragon-Färbung), die den Heilungsverlauf nach nach 8 Wochen zeigen (originale Vergrößerung x25). Bei Ti- und ZrO2Abutments führten mechanische Manipulationen zu Rupturen des Verbunds mit der Mukosa, einer Verlagerung des Saum-Epithels und folglich auch der Bindegewebezone nach apikal, was zu krestalen Knochenresorptionen führte. (a) Kontrollgruppe, ZrO2- (b) Testgruppe, Ti bei höherer Vergrößerung aJE: Apikale Extension des Saum-Epithels; CBI: Koronalster Knochen-Implantat-Kontakt; IS: Implantatschulter; PM: Marginaler Abschnitt der periimplantären Mukosa (b) (a)

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 9 WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG Durch verschiedene Modifikationen konnte die Integration dentaler Implantate im Weichgewebe verbessert werden. Während der Implantattyp (ein- vs. zweiteilig) und die Art der Einheilung (gedeckt vs. offen) im Tiermodell keinen Einfluss auf die periimplantäre Mukosa und das Epithel zeigten, konnte durch erhöhte Oberflächenrauhigkeit an Abutments die Höhe des Saumepithels reduziert werden (Glauser et al. 2005). Das verwendete Material (Titan vs. Gold) hatte keinen Einfluss auf Dimension und Qualität des Weichgewebeattachment (Vigolo et al. 2006, Abrahamsson & Cordaropoli 2007). Die in vielen klinischen Studien beobachtete Mukositis in der Funktionsphase des implantatgetragenen Zahnersatzes verdeutlicht, dass das periimplantäre Weichgewebe trotz hoher Biokompatibilität der Abutments sehr empfänglich für Entzündungsreize ist. In experimentellen Untersuchungen zur Einheilung von dentalen Implantaten ist es bislang üblich, die Implantate ungestört einheilen zu lassen. Dies entspricht jedoch nicht der gegenwärtigen Praxis, da die Abutments bereits in der Einheilungsphase in der Regel mehrfach mechanisch manipuliert werden, beispielsweise zum Einbringen von Abformpfosten. Hierdurch kann es bei runden Gingivaformern wahrscheinlich durch die Drehbewegungen zur Beschädigung der mukogingivalen Integration kommen. Welche Rolle diese mechanischen Manipulationen hinsichtlich des Heilungsprozesses spielen, war bisher unbekannt. Im Rahmen eines durch die CAMLOG Foundation geförderten präklinischen Forschungsprojektes sollte deshalb die Fragestellung bearbeitet werden, ob Gingivaformer aus Zirkon Unterschiede im Vergleich zu Gingivaformern aus Titan zeigen (Becker et al. 2012). Weiterhin sollte untersucht werden, ob es durch den Wechsel von Gingivaformern in der Einheilungsphase zu Veränderungen in der Ausdehnung des inneren Saumepithels und zu krestalen Knochenveränderungen kommen kann. Versuchsaufbau Die Untersuchungen erfolgten an drei männlichen Foxhunden (Alter 12−24 Monate, Gewicht 42 +/- 4 kg). Nach Extraktion der 2., 3. und 4. Prämolaren sowie der ersten Molaren in allen vier Quadranten erfolgte eine achtwöchige Heilungsphase. Anschließend wurden den Hunden jeweils vier Implantate im Oberkiefer eingesetzt. Dabei handelte es sich um Titan-Implantate mit sand-blasted und acid-etched Oberflächen (Durchmesser 3,8 mm, Länge 9 mm, CONELOG® Screw-Line Implantat; CAMLOG Biotechnologies AG, Basel, Switzerland); Die Einheilabutments für das Implantat mit Ø 3,8 mm hatten eine Höhe von 4 mm; der horizontale Mismatch lag bei 0,4 mm, die Oberflächenrauhigkeit war bei den Keramik-Abutments ausgeprägter (Titan-Abutments: SRa = 0,21 μm, Ra = 0,20 μm; Zirkon-Dioxid-Abutments: SRa = 0,43 μm, Ra = 0,43 μm). Die Platzierung der Titan- und Zirkonabutmens erfolgte zufällig. Die Einheilungsdauer der Implantate (n=12) betrug 8 Wochen. Nach 4 und 6 Wochen erfolgten bei den Abutments der Testgruppe mechanische Manipulationen, während die Abutments der Kontrollgruppe ungestört einheilten. Die Zuordnung zur Test- und Kontrollgruppe erfolgte dabei zufällig mittels der Software RandList® (DatInf GmbH, Tübingen, Germany). Ein Plaque-Kontroll-Programm verhinderte die Ausbildung von bakteriellen Biofilmen in allen Gruppen. Nach einer achtwöchigen Heilungsphase wurden die Tiere geopfert und das zu untersuchende Gewebe in Formalin fixiert. In weiteren Schritten wurde das Gewebe dehydriert und in Methylmethacrylat (Technovit 9100 Neu, Heareus Kuelzer, Wehrheim, Germany) eingebettet. Anschließend erfolgte eine Präzisionssägung mit einer Diamantsäge (Exakt®; Apparatebau, Norderstedt, Germany) in vestibulo-orale Richtung und eine Einbettung in Acrylat-Zement (Technovit 7210 VLC, Haereus Kuelzer). Schließlich wurden die Präparate auf eine Dicke von ca. 40 μm heruntergeschliffen, so dass sie mit einem Durchlichtmikroskop (Olympus BC 50; Olympus) analysiert werden konnten. Zur histomorphometrischen Analyse wurden die Histologien mittels einer CCD-Kamera (Color View III, Olympus, Hamburg) digitalisiert. Als Referenzpunkte dienten jeweils oral und vestibulär: IS (Implantat-Schulter), PM (marginaler Abschnitt der periimplantären Mukosa), aJE (apikale Extension des Saum-Epithels) und CBI (koronalster Knochen-Implantat-Kontakt). Die Abstände zwischen den Referenzpunkten wurden mit der Software Cell D® (Imaging System, Münster, Germany) gemessen. Die statistischen Analysen erfolgten mittels kommerzieller Software (PASW Statistics 20.0; SPSS inc., Chicago, IL, USA). Ergebnisse Das Weichgewebe zeigte weder an den Titan- noch an den Zirkondioxid-Abutments Entzündungszeichen. In der Kontrollgruppe lag aJE meist koronal und sonst auf Level von IS. Bei zwei Zirkon-Abutments lag IS subkrestal. In der Testgruppe befand sich ein Spalt zwischen Weichgewebe und Abutment, dennoch lag aJE meist auf Höhe von IS oder knapp darüber. In der Kontrollgruppe waren die Mittelwerte von PM-aJE und IS-aJE vestibulär und oral vergleichbar, während aJE-CBI und IS-CBI bei den Titan-Abutments erhöht waren. In der Testgruppe waren alle gemessenen Parameter im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöht, wobei die Erhöhung bei den Zirkon-Abutments noch ausgeprägter war. Diskussion Ziel dieser Pilotstudie war es, die Bedeutung mechanischer Abutment-Manipulationen in der Heilungsphase für Zirkondioxid- und Titan-Abutments zu analysieren. In einer früheren experimentelle Studie konnte gezeigt werden, dass bei ungestörter Heilung Zirkon-Abutments bessere Weichgewebeverhältnisse hinsichtlich der Messparameter PM-aJE und IS-CBI (jeweils im Mittel) nach Heilungsphasen von 2 und 5 Monaten aufzeigten als Titan-Abutments (Welander et al. 2008). Die Ergebnisse dieser Studie zeigten in der Kontrollgruppe ohne Abutment-Wechsel für Titan vergleichbare Werte zu vorangegangenen Studien, bei denen die Einheilung von Implantaten mit ähnlichen Abutment- und Implantatkonfigurationen analysiert wurde (Becker et al. 2007, 2009). Auch in der vorliegenden Studie konnte in der Kontrollgruppe für den Werkstoff Zirkon eine tendentiell bessere Weichgewebesituation im Vergleich zu Titan beobachtet werden. Insoweit konnten die Befunde von Welander et al., 2008, bestätigt werden.

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG 10 Interessanterweise zeigten sich jedoch in der Testgruppe mit Abutment-Wechsel gegenteilige Ergebnisse. Die Tatsache, dass die gemessenen Parameter für Zirkon-Abutments in der Testgruppe höher, in der Kontrollgruppe jedoch eher niedriger ausfielen als bei Titan-Abutments, könnte darauf hin deuten, dass sich bei ungestörter Einheilung eine verbesserte Verbindung zwischen ZirkonAbutments und Weichgewebe einstellt. Bei einem festeren Verbund ist zu erwarten, dass es durch die Manipulationen evtl. auch zu einer erhöhten Schädigung kommt, so dass sich nach dem AbutmentWechsel das innere Saumepithel tiefe ausdehnen kann als bei Titan-Abutments. Die Fragestellung, ob Abutment-Manipulationen die Einheilung von dentalen Implantaten beeinträchtigen, wurde erstmalig von Abrahamsson et al., 1997, in einer experimentellen Studie untersucht. Dort wurden Titan-Abutments fünfmal während der Heilungsphase gelöst und anschließend wieder befestigt (jeweils 1x pro Monat über 5 Monate). Dies führte zu einer Erhöhung der Parameter PM-aJE, aJE-CBI und IS-CBI gegenüber der Kontrollgruppe, bei IS-CBI und PM-IS war die Erhöhung signifikant. In dieser Studie lag aJE in beiden Gruppen nicht unter IS, was bedeutet, dass das Saumepithel in der Ausdehnung nach apikal durch den horizontalen Mismatch begrenzt wurde. Die histologischen Beobachtungen und die Erhöhung aller Parameter in der Testgruppe stützen die These, dass das Lösen der Abutments in der Einheilungsphase zu Rupturen führt und somit möglicherweise nachteilig für den Langzeiterfolg ist. Weitere präklinische Studien haben bereits gezeigt, wie sensibel das Weichgewebe während der Heilungsphase ist. Bereits nach wiederholtem Sondieren in kurzen Intervallen wurden strukturelle und dimensionale Veränderungen im Weichgewebeverbund bei einteiligen Implantaten beobachtet, insbesondere PM-aJE war bei dieser Studie im Mittel erhöht (Schwarz et al. 2010). Zusammenfassend zeigte die vorliegende Untersuchung, dass die bisherige klinische Praxis des Wechsels von Aufbauteilen im Rahmen der prothetischen Versorgung mit nachteiligen Auswirkungen auf die mukogingivale Integration von enossalen Implantaten verbunden ist und dass diese nachteiligen Einflüsse beim Werkstoff Zirkon ausgeprägter sind als beim Werkstoff Titan. Trotz der begrenzten Aussagenkraft einer präklinischen Pilotstudie deuten die Befunde darauf hin, dass die derzeitige klinische Routine eventuell mit Nachteilen für den Langzeiterfolg implantatgetragener Restaurationen verbunden sein kann. Zur Klärung dieser Fragestellung und zum Aufzeigen von Lösungen sind weitere Untersuchungen notwendig. Abrahamsson, I. & Cardaropoli, G. (2007) Periimplant hard and soft tissue integration to dental implants made of titanium and gold. Clinical Oral Implants Research 18, 269– 274. Becker, J., Ferrari, D., Herten, M., Kirsch, A., Schaer, A. & Schwarz, F. (2007) Influence of platform switching on crestal bone changes at non-submerged titanium implants: a histomorphometrical study in dogs. Journal of Clinical Periodontology 34, 1089–1096. Becker, J., Ferrari, D., Mihatovic, I., Sahm, N., Schaer, A. & Schwarz, F. (2009) Stability of crestal bone level at platform-switched non- submerged titanium implants: a histomorphometrical study in dogs. Journal of Clinical Periodontology 36, 532–539. Becker, K., Mihatovic, I., Golubovic V., Schwarz, F. (2012) Impact of abutment material and dis-/ re-connection on soft and hard tissue changes at implants with platform-switching. J Clin Periodontol. Aug;39(8):774-80. Berglundh, T., Lindhe, J., Ericsson, I., Marinello, C. P., Liljenberg, B. & Thomsen, P. (1991) The soft tissue barrier at implants and teeth. Clini- cal Oral Implants Research 2, 81–90. Buser, D., Schenk, R. K., Steinemann, S., Fiorel- lini, J. P., Fox, C. H. & Stich, H. (1991) Influence of surface characteristics on bone integration of titanium implants. A histomorphometric study in miniature pigs. Journal of Biomedical Materials Research 25, 889–902. Cochran, D. L., Hermann, J. S., Schenk, R. K., Higginbottom, F. L. & Buser, D. (1997) Biologic width around titanium implants. A histometric analysis of the implanto-gingival junction around unloaded and loaded nonsub- merged implants in the canine mandible. Jour- nal of Periodontology 68, 186–198. Glauser, R., Schüpbach, P., Gottlow, J. & Hämmerle, C. H. (2005) Periimplant soft tissue barrier at experimental one-piece mini-implants with different surface topography in humans: a lightmicroscopic overview and histometric analysis. Clinical Implant Dentistry and Related Research 7(Suppl. 1), S44–S51. Schwarz, F., Mihatovic, I., Ferrari, D., Wieland, M. & Becker, J. (2010) Influence of frequent clinical probing during the healing phase on healthy periimplant soft tissue formed at different titanium implant surfaces: a histomorphometrical study in dogs. Journal of Clinical Periodontology 37, 551–562. Vigolo, P., Givani, A., Majzoub, Z. & Cordioli, G. (2006) A 4-year prospective study to assess peri- implant hard and soft tissues adjacent to titanium versus gold-alloy abutments in cemented single implant crowns. Journal of prosthodontics: official journal of the American College of Prosth- odontists 15, 250–256. Welander, M., Abrahamsson, I. & Berglundh, T. (2008) The mucosal barrier at implant abutments of different materials. Clinical Oral Implants Research 19, 635–641. LITERATUR

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 11 WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG CAMLOG FOUNDATION-FORSCHUNGSPREIS 2012/2013 Nunmehr zum dritten Mal wird der renommierte CAMLOG Foundation-Forschungspreis der CAMLOG Foundation ausgeschrieben. Der Forschungspreis wird alle zwei Jahre anlässlich des Internationalen CAMLOG Kongresses vergeben und steht allen jungen, talentierten Wissenschaftlerinnen/Wissenschaftlern sowie engagierten Fachleuten aus Universität, Klinik und Praxis im Alter bis zu 40 Jahren offen. Die Beiträge werden vom CAMLOG Foundation Board bewertet. Die Gewinnerin oder der Gewinner des CAMLOG Foundation-Forschungspreises 2012/2013 erhält anlässlich des Internationalen CAMLOG Kongresses 2014 Gelegenheit, ihre/seine Arbeit einem größeren Publikum vorzustellen. Außerdem erhalten die Autorinnen/Autoren der besten drei Beiträge attraktive Geldpreise (jeweils EUR 10.000, EUR 6.000 und EUR 4.000). Die Teilnahmebedingungen sowie das obligatorische Anmeldeformular können unter www.camlogfoundation.org/awards heruntergeladen werden. Anmeldeschluss ist der 30. November 2013. Die erwarteten außergewöhnlichen wissenschaftlichen Arbeiten, die in englischer oder deutscher Sprache verfasst sein können, müssen in einem anerkannten Peerreviewedjournal publiziert werden und eines der folgenden Themen aus der dentalen Implantologie oder verwandten Disziplinen behandeln: Diagnostik und Planung in der dentalen Implantologie Hart- und Weichgewebemanagement Nachhaltigkeit implantatgestützter Prothetik Physiologische und pathophysiologische Aspekte in der dentalen Implantologie Fortschritte digitaler Verfahren in der dentalen Implantologie.

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 PRAXISFALL 12 Ausgangsbefund und Planung Eine junge Patientin mit vollkeramischen Kronen auf den Zähnen 12 bis 22 wünscht eine Neuversorgung (Abb. 1). Die neuen Restaurationen sollen hell und natürlich aussehen. Die Anamnese ist unauffällig, der gingivale Typ wird als dünn eingestuft. Der wurzelbehandelte Zahn 11 ist nicht zu halten und muss durch ein Implantat ersetzt werden. Grund ist eine Schwächung der Zahnsubstanz, die durch übermäßige Aushöhlung im Rahmen der postendodontischen Versorgung entstanden ist (Abb. 2). Zudem fällt die vorhandene Krone wegen des wenig retentiv gestalteten Aufbaus immer wieder ab. Um sich ein möglichst realistisches Bild von der Ausgangssituation zu machen, fotografiert der Zahntechniker die Patientin in seinem Labor. Mithilfe der Fotos und der Ausgangsmodelle definiert er Form und Farbe der geplanten Restaurationen und analysiert sehr sorgfältig deren Stellung im Zahnbogen für die temporäre Versorgung (Abb. 3). Auf der Grundlage der gewonnen Daten wird für den Tag der Extraktion von Zahn 11 eine temporäre Brücke von Zahn 12 auf 21 vorbereitet. Sofortimplantation und temporäre Versorgung Um Zahn 11 möglichst atraumatisch zu entfernen, durchtrennt der Chirurg zunächst mit einem Periotom den parodontalen Faserapparat (Abb. 4) und erweitert den koronalen Alveolarspalt mit piezochirurgischen Instrumenten. Anschließend wird zuerst die Krone mit einer Extraktionszange, dann die Wurzel mit erneuter Piezochirurgie, scharfem Hebel und diamantierter Zange luxiert und extrahiert. Es zeigt sich, dass die dünne bukkale Knochenlamelle mit der Wurzel verbunden ist (Abb. 5). Die knöcherne Begrenzung der Alveole wird mit einer Parodontalsonde sorgfältig untersucht (bone sounding). Trotz fehlender Knochenwand soll wie geplant eine Sofortimplantation nach dem Konzept der Mainzer Universitätsklinik durchgeführt werden [8]. Mithilfe einer laborgefertigten Tiefziehschablone werden vor der Aufbereitung des Implantatbetts SOFORTIMPLANTATION UND VOLLKERAMISCHE VERSORGUNG IM OBERKIEFERFRONTZAHNBEREICH – EIN INDIVIDUELLES UND INTERDISZIPLINÄRES BEHANDLUNGSKONZEPT1 Implantatgetragene Einzelzahnkronen im ästhetischen Bereich sind eine besondere Herausforderung. Das gilt noch mehr, wenn eine Sofortimplantation geplant ist – bei nicht ausreichendem Knochenvolumen und dünnem Biotyp. Hier ist mit der Implantatpositionierung [1, 2], dem Hart- und Weichgewebsmanagement [3, 4, 5] und der natürlichen Kronengestaltung [6] eine ganze Kette kritischer Faktoren zu beachten. Für die Umsetzung stehen heute verschiedene digitale Methoden zur Verfügung, mit denen der Ablauf vereinfacht und sicherer gestaltet werden kann [7]. Je nach Ausgangssituation, zum Beispiel bei maximalen ästhetischen Ansprüchen, bevorzugen jedoch viele Teams überwiegend analoge Methoden, so auch im folgenden Beispiel. Abb. 1: Die Patientin wünscht im Bereich von 12 bis 22 eine Neuversorgung mit hellen, natürlich aussehenden Kronen. Abb. 2: Zahn 11 ist nicht erhaltungswürdig und soll durch ein Implantat ersetzt werden. Abb. 3: Für die ästhetische Analyse werden selbst aufgenommene Fotos und die Situationsmodelle ausgewertet und alle Details sorgfältig in einem entsprechenden Formular erfasst. 1Band 2 des Video-Kompendiums »Implantatprothetik«, erschienen im Quintessenz-Verlag 2012. Dr. Arndt Happe und Andreas Nolte, beide Münster

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 PRAXISFALL 13 Abb. 10: Um autologen Knochen für die Augmentation der bukkalen Lamelle zu erhalten, wird mit einem Trepanbohrer ein retromolarer Knochenzylinder entnommen. Abb. 11: Der Raum zwischen Implantat und bukkalem Weichgewebe wird mit einem Gemisch von Eigenknochen und bovinem Knochenersatzmaterial gefüllt. Abb. 12: Um eine optimale bukkale Kontur zu erreichen, wird ein palatinal entnommenes Bindegewebstransplantat unter das Weichgewebe gezogen und vernäht. Abb. 4: Nach Entfernung der provisorischen Kronen auf 12 und 21 wird das supraalveoläre parodontale Attachment von Zahn 11 mit einem Periotom durchtrennt. Abb. 5: Nach atraumatischer Entfernung der Krone wird die Wurzel entfernt. Dabei ging die mit der Wurzeloberfläche verbundene bukkale Knochenlamelle verloren. Abb. 6: Durch eine laborgefertigte Tiefziehschablone wird der palatinale Rand der Alveole mit dem Pilotbohrer angekörnt. Abb. 7: Beim Einbringen des Implantats (CONELOG®) orientiert sich der Chirurg an der palatinalen Knochenwand. Abb. 8: Das Implantat steht palatinal versetzt in korrekter Position, die bukkale Knochenlamelle ist nicht mehr vorhanden. Abb. 9: Anhand der Schablone lässt sich die Position des Implantats im Zahnbogen prüfen. zunächst die Positionen markiert (Abb. 6). Pilotbohrung und weitere Bohrschritte führt der Chirurg für optimale Kühlung ohne Schablone und Bohrerverlängerung durch. Die Insertion des Implantats (CONELOG®, Durchmesser 3.8 mm, Länge 13 mm) (Abb. 7) erfolgt ebenfalls ohne Schablone. Die korrekte dreidimensionale Orientierung des Implantats lässt sich mit dem finalen Formbohrer und eingesetzter Bohrschablone prüfen. Die bukkale Implantatschulter sollte sich drei Millimeter apikal des marginalen Weichgewebes und deutlich palatinal des Zahnbogens befinden (Abb. 8 und 9). Damit ist auch sichergestellt, dass die spätere implantatgetragene Krone palatinal verschraubt werden kann. Der Spalt zwischen Implantat und bukkalem Weichgewebe wird mit Knochenmaterial aufgefüllt. Es handelt sich um ein Gemisch aus autologem Knochen, der während der Aufbereitung gewonnen wurde, Retromolar entnommener, granulierter Eigenknochen und bovines Knochenersatzmaterial dient als Resorptionsschutz (Abb. 10 und 11). Um möglichst gute Weichgewebsverhältnisse im Sinne eines dickeren Gingivatyps zu erreichen, entnimmt der Chirurg ein Bindegewebstransplantat vom Gaumen. Dieses wird mit der Tunneltechnik nach Azzi [9, 10, 11] zwischen Knochengranulat und bukkales Weichgewebe gezogen und mit monofilem, nicht resorbierbarem Nahtmaterial fixiert (Abb. 12). Dann wird ein CONELOG® Gingivaformer wide

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 PRAXISFALL 14 body der Höhe 4 mm eingeschraubt und die temporäre Brücke zementiert (Abb. 13). Diese stützt das Weichgewebe, hat aber keinen Kontakt zum Gingivaformer, sodass die Unterseite des Zwischenglieds mit Super Floss gereinigt werden kann. Die Abbildungen 14 und 15 zeigen das postoperative Röntgenbild und die Situation bei der Kontrolle eine Woche nach Sofortimplantation.Nach dreimonatiger Implantat-Einheilzeit sind die periimplantären und parodontalen Gewebe bereit für die definitive Abformung (Abb. 16 und 17). Hierfür werden zunächst glyzeringetränkte Doppelnull-Fäden in die Sulki gebracht und die Präparationsgrenzen im Rahmen der abschließenden Feinpräparation leicht nach subgingival gelegt. Dann wird ein dickerer Retraktionsfaden der Stärke Null gelegt, der mit Epinephrin (Adrenalin) getränkt ist (Abb. 18). Der Gingivaformer wird abgeschraubt (Abb. 18) und ein CONELOG® Abformpfosten für offene Löffel eingeschraubt (Abb. 19). Die Abformung erfolgt nach Trocknung und Entfernung der dicken Retraktionsfäden (Abb. 19) einzeitig mit einem offenen individuellen Löffel und einem zweiphasigen Polyvinylsiloxan (A-Silikon). Nach arbiträrer Übertragung der okklusalen Beziehung mit Bissgabel, Gesichtsbogen und Bissregistrat werden Gingivaformer und temporäre Brücke wieder eingesetzt. Für Zahn 22 wird eine temporäre Krone hergestellt (Abb. 20). Wegen des Gewebeüberschusses soll der marginale Saum im Bereich des Implantats mithilfe der definitiven Versorgung noch leicht nach apikal bewegt werden. Herstellung von Abutments und definitiven Kronen Der Zahntechniker fertigt aus Superhartgips wurzelförmige (konische) Stümpfe Abb. 24: Die marginale Begrenzung der geplanten Implantatkrone wird auf die Gipsoberfläche übertragen. Abb. 25: Das periimplantäre Durchtrittsprofil wurde erweitert und die Papillen für ein harmonisches Gingivaprofil zugespitzt. Abb. 26: Optimaler Halt des Wax-ups bei der Einprobe durch das aufgefüllte Implantat-Interface. Abb. 13: Die temporäre Brücke wird ohne Kontakt des Zwischenglieds mit dem Gingivaformer zementiert. Abb. 14: Im postoperativen Röntgenbild sind die subkrestale Knochenposition und der gute zervikale Abschluss der temporären Brücke zu erkennen. Abb. 15: Eine Woche nach Sofortimplantation zeigen sich die gute Abheilung und erfolgreiche Integration des Bindegewebstransplantats. Die weißgelben Beläge sind Fibrin. Abb. 19: Abformung der präparierten Zähne und des Implantats. Abb. 20: Nach Wiedereinsetzen der temporären Brücke zeigt sich ein weichgewebiger Überschuss im Bereich des Implantats (Position 11).

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 15 PRAXISFALL Abb. 27: Abutment-Optionen im Überblick (von links): CONELOG® Esthomic Abutment (Gingivahöhe 1,5-2,5 mm) vor und nach Individualisierung, CONELOG® Titanbasis CAD/CAM. Abb. 28: Das mit einer Klebehilfe verlängerte Esthomic Abutment zeigt die palatinale Postitionierung des Zugangkanals. Abb. 29: Die Individualisierung des Primärabutments gewährleistet eine ausreichende Schichtstärke des Zirkonoxid-Aufbaus. Abb. 16: Nach dreimonatiger Einheilzeit ist das Implantat erfolgreich osseointegriert und die Weichgewebe haben sich für die definitive Abformung stabilisiert. Abb. 17: Die periimplantären Weichgewebe sind gut ausgeformt und auch unter der temporären Brücke überwiegend reizfrei. Abb. 18: Die gute Durchblutung des periimplantären Weichgewebstrichters ist zu erkennen. Die bukkale Gewebedicke beträgt mehr als drei Millimeter. Abb. 21: Einzelstümpfe aus Superhartgips mit Rotationsschutz-Nuten werden mit Sekundenkleber im Abdruck fixiert. Abb. 22: Herstellung des Meistermodells. Die Wachsstifte dienen dem Zugang zu den Stümpfen im Meistermodell. Abb. 23: Auf dem Meistermodell ist die exakte parodontale und periimplantäre Weichgewebesituation dargestellt. mit Rotationsschutz. Diese werden für die Herstellung des Meistermodells in den Abdruck gesteckt und mit Wachsstiften verlängert (Abb. 21 bis 23). Auf der Basis der aktualisierten Ästhetikanalyse wird ein neues Wax-up erstellt und die äußere zervicale Kontur der Implantatrestauration auf das Modell übertragen (Abb. 24). Die anatomische Form des Durchtrittprofils wird anschließend mit einer feinen Fräse herausgearbeitet. Die Implantatkrone wird dadurch eine natürliche Austrittskontur erhalten und nicht als Zahnersatz zu erkennen sein. Die Papillen werden für eine optimale Ginvigvakontur geringfügig angespitzt und geglättet. Die optimierte Papillenform verhindert, dass sich später im zervicalen leicht subgingivalen Keramikarealen Konkavitäten befinden, die schlecht zu reinigen sind und zu Irritationen der Gingiva führen könnten (Abb. 25). Das Wax-up weist an der Implantatposition einen Dorn auf, der zur besseren Fixierung des Wax-ups bei der Einprobe in das Implantat-Interface greift (Abb. 26). Mit dem CONELOG® Esthomic AuswahlAbutment-Set und den auf der Basis des Wax-up hergestellten Silikonschlüsseln wird ein passendes Abutment ausgewählt. Wegen der apikalen Position der Implantatschulter sind die CONELOG® Titanbasen CAD/CAM in diesem Fall zu niedrig. Daher entscheidet sich der Zahntechniker für ein deutlich längeres gerades CONELOG® Esthomic Abutment, das für die Verwendung als Titan-Klebebasis individualisiert wird (Abb. 27 bis 29). Er modelliert mit Wachs auf der individualisierten Titanbasis (Primärabutment) ein sekundäres Abutment, das in Zirkonoxid umgesetzt werden soll. Durch die spätere Verklebung mit der Titanbasis entsteht ein Hybrid-Abutment mit vollanatomischer Kontur sowohl im

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 PRAXISFALL 16 palatinalen als auch im subgingival liegenden Durchtrittbereich durch das Weichgewebe. Auf der bukkal sichtbaren Fläche wird Raum für ein adhäsiv zu befestigendes Presskeramik-Veneer belassen (siehe Abb. 30). Mit einem Doppelscan importiert der Zahntechniker die dreidimensionale Form des Primär-Abutments und der Wachsmodellation für das Sekundär-Abutment in die Planungssoftware (Abutment Designer™, 3shape) (Abb. 30). Dann wird das sekundäre Abutment im CAM-Verfahren aus Zirkonoxidkeramik geschliffen und noch im Kreidezustand in eine fluoreszierende Lösung getaucht. (Abb. 31). Vor dem Sintern wird noch der Schraubenkanal angelegt. Da Zirkonoxid nicht ätzbar ist, muss der Zahntechniker vor der Modellation des Käppchens für das Presskeramik-Veneer eine dünne Schicht ätzbarer, hochfluoreszierender Zirkonoxid-Verblendkeramik auf die bukkale Fläche und Präparationsgrenze des Hybrid-Abutments brennen (Abb. 32). Die Fluoreszenz sorgt für einen Lichttransport in den gingivalen Bereich. Dies macht sich gerade bei dünner Gingiva positiv bemerkbar. Dann kann er die PresskeramikKäppchen für Kronen und Veneers herstellen und verblenden (Abb. 33 bis 35). Nach erfolgreicher Ästhetik-Einprobe im Labor (Abb. 36, 45) können die Einzelteile verbunden werden. Zuerst werden die Titanbasis gestrahlt und konditioniert und das sekundäre Zirkonoxid-Abutment ebenfalls konditioniert. Beide Teile werden mit Spezial-Komposite verklebt. Dann werAbb. 42: Die Kronen auf den Zähnen 12, 21 und 22 und die Implantatversorgung auf 11 fügen sich sehr harmonisch in Zahnbogen und Restbezahnung ein. Abb. 43: In der Nahaufnahme sind die gesunden periimplantären Weichgewebe und die natürliche Oberfläche der Restaurationen erkennbar. Abb. 37: Das Presskeramik-Veneer wird mit dualhärtendem Komposit adhäsiv auf dem zuvor verklebten Hybrid-Abutment befestigt. Abb. 38: Übergänge zwischen Abutment und Veneer werden geglättet und mit Bürstchen und Polierpaste auf Hochglanz poliert. Abb. 30: Die Titanbasis und das fertig modellierte sekundäre Abutment werden im Labor gescannt. Bukkal bleibt Raum für das geplante Presskeramik-Veneer. Abb. 31: Das gesinterte Abutment links (ohne) und rechts mit fluoreszierender Lösung behandelt. Abb. 32: Aufbrennen einer hochfluoreszierenden, ätzbaren Zirkonoxid-Verblendkeramik. Vor Modellation des Presskäppchens wird die Form des Abutments optimiert. Abb. 36: Ästhetik-Einprobe: Die Patientin und ihr Zahntechniker, Andreas Nolte, genießen das sehr gelungene Ergebnis und die fast abgeschlossene Behandlung.

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 17 PRAXISFALL Abb. 44: Auch das Seitenprofil zeigt die natürliche Kontur der Restaurationen und das gelungene Zusammenspiel von Rot und Weiß. Abb. 41: Die Röntgenkontrolle zeigt die gelungene Osseointegration und das natürliche Durchtrittsprofil der implantatgetragenen Restauration. Abb. 33: Die Schichtstärken für die Verblendung der Presskeramikkäppchen werden mithilfe des vestibulären, zweifach geteilten Silikonschlüssels kontrolliert. Abb. 34: Modellation der Mamelons für das implantatgetragene Veneer in der Ansicht von palatinal. Abb. 35: Nach Glanzbrand und Politur werden natürliche Anatomie und Oberflächenmerkmale der Restaurationen geprüft. Abb. 39: Die Implantatversorgung ist verschraubt. Der Schraubenzugangskanal liegt aus biomechanischen Gründen im Zirkonoxidanteil. Abb. 40: Die eingegliederten Kronen von palatinal und der verschlossene Schraubentzugangskanal der Implantatkrone. Abb. 45: Das entspannte Lächeln der Patientin beweist, dass sich Aufwand und Liebe zum Detail gelohnt haben. den die Veneer-Innenseite und die aufgebrannte Zirkonoxid-Verblendkeramik des Hybridabutments mit Fluss-Säure geätzt, konditioniert und die Komponenten mit dualhärtendem Komposite verklebt (Abb. 37). Abschließend werden die Übergänge geglättet und poliert (Abb. 38). Eingliederung Die Kronen werden adhäsiv befestigt und die implantatgetragene Veneer-Krone wird verschraubt (Abb. 39 und 40). Es folgt eine sorgfältige Kontrolle der approximalen Kontakte und der Funktion. Das abschließende Röntgenbild bestätigt die erfolgreiche Osseointegration des Implantats und das harmonische „Herauswachsen“ der implantatgetragenen Restauration aus dem Knochen (Abb. 41). Die Abbildungen 42 bis 45 zeigen das ästhetisch gelungene Endergebnis und die sehr zufriedene Patientin.

logo 30 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2013 PRAXISFALL 18 Diskussion Das Beispiel zeigt eine erfolgreiche Sofortimplantation in der Oberkieferfront bei einer Patientin mit dünnem Biotyp und hoher Lachlinie. Zusätzlich fehlte die bukkale Knochenlamelle, sodass im Rahmen der Sofortimplantation – ohne Präparation eines Lappens – Knochen und Weichgewebe augmentiert werden mussten. Diese anspruchsvolle Aufgabe kann nur gelingen, wenn der Chirurg, gegebenenfalls der Prothetiker und der Zahntechniker, optimal im Team zusammenarbeiten und dabei geeignete Methoden und Materialien einsetzen. Chirurgie und Prothetik wurden im vorgestellten Fall von demselben Zahnarzt durchgeführt, der seit vielen Jahren intensiv mit dem Zahntechniker am selben Ort zusammenarbeitet. Die Patientin stellte sich zu Behandlungsbeginn für die Ästhetikanalyse im Labor vor, sodass sich der Zahntechniker ein detailliertes Bild machen konnte. Um ein ausreichendes Gewebevolumen im Implantationsbereich zu erreichen, setzte der Chirurg bewährte knochen- und weichgewebschirurgische Verfahren ein. Dazu gehört die Verwendung eines Knochengemischs für die Augmentation und einer Tunneltechnik für die Verdickung des bukkalen Weichgewebes [10, 11]. Die Literatur zeigt, dass sich auf diese Weise ein stabiles Gewebevolumen und ein konstanter marginaler Weichgewebssaum erreichen lassen [5, 12], auch bei beeinträchtigtem Implantationssitus mit fehlender Knochenlamelle [8, 13]. In den aktuellen KonsensStatements der Fachgesellschaften wird dieses Vorgehen wegen des schwierig voraussagbaren individuellen Resultats (noch) nicht empfohlen [14]. Analog und digital Ein Großteil der Behandlung und der zahntechnischen Arbeitsschritte erfolgte analog, also mit konventionellen chirurgisch-prothetischen und handwerklich geprägten zahntechnischen Methoden. Auf computergestützte Planung wurde verzichtet, sodass der Chirurg nicht geführt, sondern frei unter Orientierung an den umgebenden Strukturen implantierte. Hierfür sind eine exakte klinische und radiologische Analyse der Ausgangssituation, eine entsprechende Planung und ein hohes Maß an Erfahrung erforderlich. Auch die Abformung erfolgte mit konventioneller Technik. Eine Besonderheit ist das zweiteilige Hybrid-Abutment als Basis für das Presskeramik-Veneer. Um eine biomechanisch optimale Titan-Klebebasis zu erhalten, wurde anstelle der alternativ verfügbaren CAD/CAM-Komponente ein gerades CONELOG® Esthomic Abutment individualisiert. Das sekundäre ZirkonoxidAbutment wurde aufgewachst, dann wurden beide Komponenten eingescannt. Erst hier kamen mit der Verfeinerung des Designs am Bildschirm und der maschinellen Herstellung des ZirkonoxidSekundär-Abutments CAD/CAM-Verfahren ins Spiel. Mit dem konsequenten Einsatz fluoreszierender Materialien erreichte der Zahntechniker trotz Verwendung eines Primär-Abutments aus Titan eine natürliche Lichtwirkung. Da alle Komponenten der implantatgetragenen Restauration im Labor verklebt wurden, konnte der Zahnarzt diese in einem Stück und in einer Sitzung verschrauben. Dies bedeutete weniger Behandlungstermine für die Patientin, die nach der Abformung erst wieder für die definitive Eingliederung in die Praxis kommen musste. Die Ästhetik-Einprobe vor der definitiven Verklebung der Einzelteile erfolgte im Labor. Das beschriebene Vorgehen ist nur bei enger Zusammenarbeit und entsprechendem Vertrauen zwischen den Teampartnern möglich.

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