CAMLOG Fallbericht Dr. med. dent. Randelzhofer

ERSETZEN EINES EINZELNEN FRONTZAHNS CHIRURGISCHES VERFAHREN UND 3-JAHRES-ERGEBNIS Standard Platform Switching abnehmbar festsitzend Krone Brücke zementiert verschraubt teilbezahnt zahnlos andere Universal-Abutment Esthomic® Abutment Teleskop-Abutment Gold-Kunststoff-Abutment Keramik-Abutment Individuelles Zirkonium-Abutment auf Titanbasis PEEK-Abutment Logfit® Abutment Locator® Abutment Kugelaufbau Stegaufbau Vario SR Abutment andere PROTHETIK Dr. Peter Randelzhofer München, Deutschland FALLBERICHT 10 | 2011 Zahn Impl.-Typ Impl.-Länge Impl.-Ø Impl.-Oberfläche Zahn Impl.-Typ Impl.-Länge Impl.-Ø Impl.-Oberfläche VERWENDETE IMPLANTATE Implantattyp: ROOT-LINE (RL) / SCREW-LINE (SL) Impl.-Oberfläche: Promote® (P) / Promote® Plus (PP) 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 SL 13,0 4,3 PP Dr. Peter Randelzhofer studierte Zahnmedizin in München und absolvierte seine universitäre Ausbildung in Prothetik und Implantologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Im Jahr 2001 wurde er Oberarzt des Zentrums für Implantologie und Parodontologie in Amstelveen (NL); (Leitung: Dr. Gert de Lange). 2002 erhielt er die Zertifizierung als Implantologe durch die NvOI (Niederländische Vereinigung für Orale Implantologie). Von 2005 bis 2009 arbeitete er zusammen mit Dr. de Lange und Dr. Sipos im Zentrum für Implantologie und Parodontologie, einer Gemeinschafts-Überweiserpraxis in Amstelveen. Im Jahr 2009 gründete er zusammen mit Dr. Claudio Cacaci die Gemeinschaftspraxis für Implantologie und Parodontologie in München. Dr. Randelzhofer ist Verfasser zahlreicher Publikationen und international anerkannter Referent. Seine Lehrtätigkeit erstreckt sich auf Einrichtungen in den Niederlanden und Deutschland, und er ist Mitglied mehrerer nationaler und internationaler Studiengruppen.

Fallbericht 10 | 2011 Abb. 8: Dreidimensional korrekte Insertion eines Implantats mit einem Durchmesser von 4,3 mm. Die Implantationstiefe erstreckt sich 2 mm unter die Zahnfleischtasche und hängt von der Zahntasche des Zahns 21 ab. Um eine primäre Stabilität von mindestens 35 Ncm zu erreichen, wurde die Abschlussbohrung nicht bis zur maximalen Tiefe durchgeführt. Im Alter von 14 Jahren erlitt die 42-jährige Patientin ein Trauma an Zahn 11, das zur Luxation und Zahnlockerung führte. Es wurde eine Wurzelkanalbehandlung zur ästhetischen Korrektur der Verfärbung dieses Zahns, die 15 Jahre vor dem Eingriff begonnen hatte, vorgenommen. Etwa 10 Jahre nach dieser endodontischen Behandlung musste eine Wurzelspitzenresektion zur Behandlung einer Periapikalinfektion durchgeführt werden. Aufgrund pulsierender Schmerzen und infolge der vorhergehenden Wurzelkanalbehandlung wurde der Zahn im Hinblick auf ein optimales langfristiges Ergebnis als hoffnungslos angesehen und extrahiert. Die Röntgenuntersuchung bestätigte eine chronische periapikale Infektion. Das Weichgewebe war intakt und das Attachmentlevel zu den benachbarten INFORMATIONEN ZU PATIENT UND BEHANDLUNG Abb. 7: Der apikale Knochendefekt wird sichtbar. Granulomgewebe und endodontische Rückstände werden unter der Lupe sorgfältig entfernt. Implantatinsertion Zähnen zufriedenstellend. Die recht dicke Gingiva wies eine gute Beschaffenheit auf. Das infolge der Inzision bei der Wurzelspitzenresektion entstandene Narbengewebe an der Verbindungsstelle von keratinisierter und nicht keratinisierter Gingiva war ästhetisch unvorteilhaft. Zahn 21 wurde mit einer vierseitigen Kompositfüllung an der mesialen Seite versehen. Da die Erwartungen der Patientin im Hinblick auf das ästhetische Ergebnis sehr hoch waren, entschieden wir uns für eine sofortige Implantatinsertion mit einem CAMLOG® SCREW-LINE Implantat nach Extraktion von Zahn 11. Die Weich-und Hartgewebsstrukturen wurden so weit wie möglich erhalten. Zur Behandlung des Knochendefekts wurde eine Knochenaugmentation zum Zeitpunkt der Implantation vorgesehen. Die prothetische Behandlung sollte, je nach Größe des Knochendefekts, drei bis sechs Monate nach dem Eingriff erfolgen. Abb. 1: Patientin mit hoher Lachlinie. Verfärbter Schneidezahn 11 mit schlechter Prognose. Dicke Gingiva mit hoher, girlandenförmiger Morphologie der interdentalen Papillen. Abb. 2: Röntgenaufnahme, auf der die Wurzelkanalinfektion von Zahn 11 zu sehen ist. Ausgangssituation Zahnextraktion Abb. 4: Gute Erhaltung der marginalen Hart- und Weichgewebe. Abb. 5: Intakte koronale bukkale Knochenplatte. Zu beachten sind die dünnen interdentalen Papillen. Das von der früheren Wurzelspitzenresektion verbliebene Narbengewebe ist deutlich sichtbar. Abb. 6: Nach einer halbkreisförmigen vestibulären Inzision im apikalen Teil der keratinisierten Gingiva wird ein Lappen nach unten geschoben. Abb. 3: Vorsichtige Extraktion von Zahn 11.

Abb. 9: Das Implantat wird nach palatinal ausgerichtet und mit einem Abstand von mindestens 2 mm zur bukkalen Knochenplatte eingesetzt, um deren Resorption zu verhindern. Abb. 10:Augmentation der verbleibenden Hohlräume zwischen dem 4 mm hohen Gingivaformer und der bukkalen Knochenplatte mit Bio-Oss®-Partikeln. Abb. 11: Zusätzliche Augmentation der apikalen Knochenplatte mit Knochenersatzmaterial. Aufgrund der anatomischen Form des Defekts wird keine Membran benötigt. Abb. 12: Primärer Wundverschluss mit resorbierbaren VicrylNähten 5,0. Der apikale Lappen wird auf herkömmliche Art verschlossen. Abb. 15: Stabile Papillen, gut erhaltenes Weichgewebsvolumen. Die provisorische Krone soll die Konfiguration einer natürlichen Zahnfleischtasche um die Implantatkrone herum bewirken. Abb. 20: Natürlich aussehendes Durchtrittsprofil. Der mesiale Teil muss noch etwas aufgebaut werden. Abb. 16: Das herausnehmbare Provisorium, das von der Patientin für einen Einheilungszeitraum von vier Monaten getragen wurde, weist eine im Hinblick auf ein funktionell und ästhetisch akzeptables Ergebnis ausreichende Gingivahöhe auf. Weichgewebsmanagement Abb. 13: Das Flaschenhals-Design des transmukosalen Gingivaformers ermöglicht einen spannungsfreien Wundverschluss. Abb. 14: Vier Wochen nach der OP: gute Weichgewebsheilung und Gingivaadaptierung um den Gingivaformer herum. Abb. 17: Schön verheiltes, gesundes Weichgewebe um das gut eingebundene, Zahn 11 ersetzende, Implantat herum. Es ist deutlich sichtbar, dass dank des Lappendesigns kein Narbengewebe vorhanden ist. Abb. 18: Einsetzen einer provisorischen Krone mit Weichgewebsmanagement zur Schaffung eines natürlich aussehenden Durchtrittsprofils. Der eingesetzte Teil der okklusal verschraubten Krone (konkaves, tulpenartiges Design) stützt das subgingivale Weichgewebe. Abb. 19: Der Schraubenkanal (der den labialen Teil der Krone durchdringt) wird mit einem Kompositinlay bedeckt. Weiter nach apikal kann das verbleibende Narbengewebe im Bereich der früheren Wurzelspitzenresektion leicht entfernt werden. Knochenaugmentation Einheilung

Fallbericht 10 | 2011 Abb. 24: Auf das Implantat und die Öffnung der Sulkus-Strukturen aufgesetzter individueller Abformpfosten. Abb. 27: Meistermodell mit provisorischem Abutment und Silikonindex, an dem die Erhaltung der „Backward planning“-Informationen ersichtlich ist. Abb. 25: Frontalansicht des Implantats mit Abformpfosten. Abb. 26: Abformlöffel mit den individuellen Informationen des Durchtrittsprofils. Abb. 29:Endergebnis ein Jahr nach Implantatinsertion. Das Weichgewebe weist eine stabile und nahezu perfekte Verbindung mit der Implantatkrone auf. Abb. 30:Optimale Gewebskontur. Abb. 31:Stabiles Weichgewebe-Ergebnis ohne Resorption. Abb. 21: Klinische Situation vor der Abformung. Abb. 22: Das ideale Durchtrittsprofil der provisorischen Krone wird mit einem individuellen Abformpfosten nachgebildet und auf dem Meistermodell reproduziert. Abb. 23: Individueller Abformpfosten. Abb. 28: IPS e-max®-Krone unmittelbar nach dem endgültigen Einsetzen des individualisierten Keramik-Abutments mit PANAVIA™. Zum Erzielen einer weicheren Gingiva wurde das apikale Narbengewebe mit einem Diamantbohrer bearbeitet. Abformung und prothetische Restauration Ergebnis nach einem Jahr Ergebnisse nach drei Jahren

Abb. 32: Ausgangssituation vor der Extraktion. Abb. 34:Klinische Situation drei Jahre nach der Implantation. Ausgangssituation Endgültige Versorgung SCHLUSSFOLGERUNGEN Die implantatgetragene Rekonstruktion fehlender Frontzähne stellt, insbesondere in frischen Extraktionsalveolen, eine Herausforderung dar. Um ein in funktionell-ästhetischer Hinsicht stabiles Ergebnis zu erzielen, sind quantitativ und qualitativ ausreichende Hart- und Weichgewebe erforderlich. Zur Erhaltung der ursprünglichen Gewebsstrukturen muss vorsichtig gehandelt werden. Es muss in Betracht gezogen werden, dass aufgrund von Umformungsprozessen vertikale und horizontale Knochenverluste nach der Implantatinsertion im oralen Bereich auftreten können. Im vorliegenden Fall hatte die Patientin hohe Erwartungen im Hinblick auf das ästhetische Ergebnis. Eine Behandlungsalternative für diesen Fall wäre eine Brückenlösung in Verbindung mit einer Augmentation des Brückenbereichs gewesen. Solche Lösungen bergen weniger Risiken und erlauben eine besser vorhersehbare Weichgewebssituation. Die Patientin wurde über Risiken und Alternativen aufgeklärt. Sie entschied sich dennoch für die Implantatrekonstruktion. Unser Ziel war es, die Weich- und Hartgewebsstrukturen zu erhalten, um eine angemessene Höhe der marginalen Gingiva sowie eine ausreichende interdentale Knochendichte zu erzielen. Dazu entschieden wir uns für eine sofortige Implantatinsertion nach Extraktion des Zahns 11; dabei sollten während der Implantatinsertion optimale Weich- und Hartgewebsstrukturen um das Implantat herum geschaffen werden. Das koronale Gewebe blieb unberührt und die krestale Öffnung wurde mit einem transmukosalen Gingivaformer geschlossen. Die Lappenpräparation erfolgte nur im apikalen Bereich. Diese Technik wurde ausgewählt, um eine bestmögliche Verbindung zwischen Krone und Gingiva zu erreichen. Wir erreichten so eine ideale dreidimensionale Positionierung des Implantats und ein optimales ästhetisches Ergebnis, das auch drei Jahre später noch stabil war. Abb. 33: Ausgangssituation mit nicht zu erhaltendem Zahn 11. Abb. 35:Abschlussröntgenaufnahmen nach einem und nach drei Jahren.

Fallbericht 10 | 2011 NOTIZEN

LITERATUR BECKER J, FERRARI D, HERTEN M, KIRSCH A, SCHAER A, SCHWARZ F Influence of platform switching on crestal bone changes at non-submerged titanium implants: a histomorphometrical study in dogs. J. Clin Periodontol 2009; 36: 532-539 JUNG YC, HAN CH, LEE KW A 1-year radiographic evaluation of marginal bone around dental implants. Int J Oral Maxillofac Implants 1996; 11: 811-818. SMITH DE, ZARB GA Criteria for success of osseointegrated endosseous implants. J Prosthetic Dent 1989; 62: 567-572. ADELL R, LEKHOLM U, ROCKLER B, BRANEMARK PI A 15-year study of osseointegrated implants in the treatment of the edentulous jaw. Int J Oral Surg 1981; 10: 387-416 KONTAKT Implantat Competence Centrum in München Dr. med. dent. Claudio Cacaci & Dr. med. dent. Peter Randelzhofer Weinstraße 4 D-80333 München Tel. +49 (0)89 242399111 ZAHNTECHNIK aldente Dentaldesign Hardi Mink Schondorferstraße 6 D-70734 Fellbach Tel. +49 (0)711 5782385 Dieser Fall wurde zuerst veröffentlicht in: Maiorana C., Beretta M. Manual of Oral Implantology. Italia Press 2010. (Publikation in vorliegender Form dank freundlicher Genehmigung des Herausgebers)

HEADQUARTERS CAMLOG Biotechnologies AG | Margarethenstrasse 38 | CH-4053 Basel | Switzerland Tel +41 61 565 41 00 | Fax +41 61 565 41 01 | info@camlog.com | www.camlog.com

RkJQdWJsaXNoZXIy MTE0MzMw